Deutschlands Universitätskanzler haben sich vergangene Woche in einer gemeinsamen Erklärung dafür eingesetzt, Befristung im deutschen Wissenschaftsbetrieb zu erhalten. Das sorgte für Diskussionen und viel Kritik. Die Gewerkschaft GEW etwa findet die Position der Kanzler "anachronistisch".
Dieter Kaufmann, Kanzler der Uni Ulm und Bundessprecher der Kanzlerinnen und Kanzler, hat den Vorstoß seiner Vereinigung im Dlf verteidigt. "Es ist nicht so, dass wir im Kern darauf ausgerichtet sind, dass wir die Mitarbeiter, die wir unmittelbar nach dem Studium einstellen, auch bis zum Ende ihres beruflichen Lebens hier an der Universität sehen", sagte Kaufmann. "Wenn Stellen dauerhaft besetzt sind, können wir diese auf die nächsten 20, 30 Jahre nicht noch mal besetzen."
"Befristungen auch Drittmittel-Finanzierung geschuldet"
Er sieht die Unis in erster Linie als Qualifizierungssystem. Es sei dafür ausgelegt, junge Menschen für eine begrenzte Zeit für Wirtschaft oder Wissenschaftsbetrieb zu qualifizieren - nicht dafür, dass alle über Studium hinaus dort Beschäftigung finden. Kaufmann verwies auf "die sonstigen Beschäftigungssysteme der Gesellschaft", die es außer dem akademischen Betrieb noch gebe, etwa die Industrie.
Wer weniger Befristung im Wissenschaftsbetrieb wolle, müsse auch "beantworten, wie will ich die Qualifizierungsansprüche der nächsten Studierendengeneration hier befriedigen? Wir haben ja in den letzten Jahren eine Vielzahl von Studienplätzen aufgebaut."
Viele Befristungen seien auch der wachsenden Finanzierung durch Drittmittel oder befristete Förderungen geschuldet. Befristet eingeworbene Gelder führten zu befristeten Jobs. Gäbe es mehr dauerhafte Unterstützung von den Ländern, "würde man diese Diskussion vielleicht anders führen", sagte Kaufmann im Dlf.
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