Es sei richtig von der Deutschen Oper, dem Stück "Der Zwerg" von Alexander Zemlinsky einen ganzen Abend zu widmen, sagte die Journalistin Julia Spinola im Dlf. Das Stück sei ein echter Wurf und großartig komponiert. "Aber dann wäre es konsequent gewesen, das Stück ganz für sich stehen zu lassen." Vorangestellt worden sei der Oper Arnold Schönbergs "Begleitmusik zu einer Lichtspielscene". Die neun Minuten des Schönberg-Stücks hätten den Abend auch nicht wesentlich weiter gefüllt. "Der Prolog hing hier doch ein bisschen in der Luft", urteilte Spinola.
Es gebe zwar eine große musikalische und auch biografische Nähe der beiden Komponisten zueinander. Schönbergs "Begleitmusik zu einer Lichtspielscene" stamme aus dem Jahr 1930, sei bereits streng zwölftönig komponiert und "musikalisch auf einem anderen Planeten" als "Der Zwerg" von 1922.
Pragmatische und geradlinige Inszenierung
"Der Zwerg" werde in der Inszenierung von Tobias Kratzer durch zwei Personen verkörpert, berichtete Julia Spinola: von dem kleinwüchsigen Schauspieler Mick Morris Mehnert und dem englischen Tenor David Butt Philip. "Diese Doppelbesetzung ist ein wunderbares Bild für die Metapher des Zwerges. Sie veranschaulicht schlagend das Auseinanderfallen von Ideal und Wirklichkeit, von Selbstbild und Stigmatisierung." Mal dränge sich der Sänger in den Vordergrund, mal der Schauspieler. Schließlich erdrossele der große Sänger seinen inneren Feind, den Kleinwüchsigen, mit bloßen Händen, woraufhin beide stürben. "Das sind wirklich sehr eindringliche Bilder."
Ansonsten wirke die Inszenierung ein bisschen zu geradlinig und pragmatisch. "Das große Künstlerdrama, das sich in diesem Stück verbirgt, das sich vornehmlich in der Musik abspielt, dafür gibt es auf der Bühne kein richtiges Äquivalent."