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Zerstörte Museen in Beirut
"Wir müssen jetzt schnell sein und die Gebäude sichern"

Weggefegte Dachziegel, eingedrückte Fensterscheiben, umgestürzte Statuen - die gewaltige Explosion in Beirut hat etwa 640 historische Gebäude schwer beschädigt. Die UNESCO will nun eine führende Rolle bei der Rettung der Gebäude übernehmen.

Von Ann-Kathrin Stracke |
Zerstörte Fensterscheiben und Wände im Sursock Museum in Beirut.
Viele historische Gebäude sind durch die Explosion in Beirut zerstört worden (ANWAR AMRO / AFP)
Die Explosion im Hafen von Beirut hat immense Zerstörung verursacht. Davon sind auch Museen betroffen. Etwa das Sursock-Museum, das keine Meile vom Hafen entfernt liegt. Ein Kunstmuseum, das erst vor wenigen Jahren nach millionenschwerer Renovierung wiedereröffnet worden war. Die herrschaftliche Villa mit ihrer wertvollen Sammlung aus libanesischer und internationaler Kunst gleicht einer Ruine. Um die Renovierung des Museums und hunderte weiterer historische Gebäude kümmert sich Blue Shield International - eine Organisation, die unter der UNESCO für den Schutz von Kulturgut zuständig ist.
Wenn Blue Shield ein beschädigtes Haus mit einem Sticker versieht, dann darf das Gebäude vom Militär nicht mehr anvisiert werden.
"Wir müssen jetzt schnell sein und die Gebäude vor allem zuerst sichern und sie schützen", sagt Joanne Bajjaly, die Blue Shield International vor fünf Jahren im Libanon gegründet hat. "Das versuchen wir mit sehr einfachen Materialien, wie zum Beispiel Plastikplanen oder Holz."
Gemeinsam mit der Generaldirektion für Altertümer und Museen und internationaler Partnerorganisationen wie zum Beispiel dem International Council of Museums bemüht sich die NGO um die Sicherung der Gebäude.
Entstandene Schäden werden per App erfasst
Nach der großen Explosion hatten die Museen in Beirut schnell geschlossen. Zahlreiche Kunstwerke und Exponate lagern seitdem in Magazinen und anderen sicheren Räumen, damit auch nicht geplündert werden kann. Eine Gruppe junger freiwilliger Architektinnen und Architekten ist gerade damit beschäftigt, die entstandenen Schäden an Fassaden und Wänden aufzunehmen. Denn diese Arbeit müssen Fachkräfte machen.
Mit Hilfe einer App schicken sie die aufgenommenen Daten weiter an Fachleute, die sich anschließend um das Projekt kümmern, erklärt Bajjali. Somit kann schnell ermittelt werden, welche Materialien zur Renovierung jeweils nötig sind. Bei dem Erwerb der Materialien bräuchten die Kultureinrichtungen vor Ort nun dringend finanzielle Unterstützung.