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Zerstörung von Kulturstätten in Mali
Geständnis mit "tiefem Bedauern und in großem Schmerz"

Zum ersten Mal hat sich vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag jemand schuldig bekannt: Ahmad Al Faqi Al Mahdi gestand, an der Zerstörung von Kulturstätten in Mali im Jahr 2012 und damit an einem Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe.

    Ahmad Al Faqi Al Mahdi.
    Ahmad Al Faqi Al Mahdi vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. (dpa/AP POOL/EPA/PATRICK POST)
    Al Mahdi gab zu, zehn historische Gebäude in der Wüstenstadt Timbuktu zerstört zu haben. Er lege sein Geständnis mit "tiefem Bedauern und in großem Schmerz" ab, sagte Al Mahdi zu Beginn des Prozesses. Er rief Muslime in aller Welt dazu auf, seinem schlechten Beispiel nicht zu folgen. "Das wird zu nichts Gutem für die Menschheit führen". Er bedaure, was der der Bevölkerung Timbuktus, dem malischen Volk und der Weltgemeinschaft allgemein angetan habe. "Dies war das erste und letzte Verbrechen, das ich begangen habe", so Al Mahdi. Man solle ihn als "verlorenen Sohn" betrachten, der vom Weg abgekommen sei.
    Al-Mahdi war den Anklägern in Den Haag zufolge Mitglied der islamistischen Miliz Ansar Dine, die 2012 den Norden Malis unter ihre Kontrolle brachte. Al-Mahdi wurde laut der Anklage als Experte für islamisches Recht von Ansar Dine eingesetzt, um deren strikte Interpretation des Islams im besetzten Timbuktu durchzusetzen. Ansar Dine wurde nach knapp einem Jahr von französischen Truppen aus dem Norden Malis vertrieben, die den Verdächtigen 2014 im benachbarten Niger festnahmen.
    In Timbuktu organisierte Al Mahdi die Zerstörung von neun Mausoleen und einer Moschee. Die meisten zerstörten Mausoleen wurden wieder restauriert. Neun der heiligen Stätten waren Teil des Weltkulturerbes der Unesco. Die Islamisten begründeten die Zerstörung damals damit, man wolle alle Mausoleen, "die nicht mit islamischem Recht vereinbar seien", vernichten. Denn aus Sicht der Islamisten ist die Verehrung von Heiligen und ihren Grabmälern ein Verstoß gegen den Islam. Gläubigen sei es nicht erlaubt, Götter neben Allah zu verehren.
    Erste Anklage wegen Verwüstung von Kulturgütern
    Timbuktu war im 15. und 16. Jahrhundert ein Zentrum des Islam. In seiner Blütezeit beherbergte Timbuktu 180 Schulen und Universitäten mit Tausenden von Schülern aus der muslimischen Welt.
    Die Sankore-Moschee aus dem 15. Jahrhundert war der Grundstein fuer die Universitaet von Sankore, Mali, Timbuktu
    Die Lehmmoscheen von Timbuktu wurden von Ansar Dine zum Teil zerstört. (imago)
    Es war das erste Mal, dass sich ein Angeklagter vor dem Internationalen Strafgerichtshof schuldig bekannte. Sollten die Richter das Schuldbekenntnis akzeptieren, sollen in einigen Monaten das Urteil und das Strafmaß verkündet werden. Schon vor der Verhandlung hatte die Anklage in einer Übereinkunft mit der Verteidigung eine Strafe zwischen neun und elf Jahren Haft vorgeschlagen.
    Gegen Al-Mahdi hat der Strafgerichtshof das erste Mal Anklage wegen der Verwüstung von Kulturgütern erhoben, was als Kriegsverbrechen gilt. Das Gericht in Den Haag verfolgt Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Es wäre erst der vierte Schuldspruch seit Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs 2002. Weil er sein Schuldbekenntnis bereits vorab angekündigt hatte, setzte das Gericht für den Prozess lediglich eine Woche an. Andere Verfahren zogen sich über Jahre.
    Einen Präzedenzfall schaffen
    "Unser Kulturerbe ist kein Luxusgut", sagte Chefanklägerin Fatou Bensouda den drei Richtern des IStGH. Sie betonte, bei der Verwüstung von Kulturgütern handle es sich um ein schweres Verbrechen, das eine entsprechende Bestrafung erfordere. Eine Verurteilung Al-Mahdis werde einen klaren Präzedenzfall schaffen und eine wichtige und positive Botschaft an die gesamte Welt senden. Bensouda verglich den Angriff mit der Zerstörung der syrischen Ruinenstadt Palmyra durch den sogenannten Islamischen Staat. Al-Mahdi habe mit seinen Taten das Erbe Afrikas und der ganzen Welt verletzt.
    Erica Bussey von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sagte, Angriffe auf religiöse und historische Monumente könnten lokalen Gemeinschaften großen Schaden zufügen. Gleichzeitig dürften jedoch die anderen Verbrechen nicht vergessen werden, die während der Besetzung Timbuktus durch die Islamisten an der Bevölkerung begangen wurden.
    (cvo/fwa)