Es sei ein islamischer Ikonoklasmus, der alles wegräumen wolle, was dem islamischen Bilderverbot widerspricht, sagte Assmann. Das sei nicht nur eine Aktion gegen die Kunst, sondern auch gegen das Gedächtnis einer Kultur, dass insofern als es sich auch über eine weite Vergangenheit erstrecke, immer multikulturell sei. Die Museen enthielten Schätze, die mit dem Islam nichts zu tun hätten.
In den Museen von Mossul und Ninive gebe es Schätze, die rein gar nichts mit dem Islam zu tun hätten. Der Bezug auf diese glanzvolle Vergangenheit sei typisch für ein gewisses kulturelles Selbstverständnis in der Region. Selbst Diktatoren wie Nasser hätten sich immer wieder darauf bezogen. Nasser habe sich zum Beispiel als ein neuer Ramses II. gefühlt. Den radikalen Islamisten sei das schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Den Radikalen gehe es darum, einer homogenen Identität zum Durchbruch zu verhelfen, indem man alles wegräume, was nicht in ihr Weltbild hineinpasse. So wie man die Ungläubigen umbringe, zerstöre man die Dokumente der vorislamischen Zeit.
Solche Regimes würden sich nicht von der Welt reinreden lassen, sagte Assmann. Sie fühlten sich nicht als Treuhänder eines Weltkulturerbes. Er hoffe, dass die Empörung groß genug werde, um diesem Unwesen ein Ende zu bereiten.
Im Vorfeld hätte man die absichtliche Zerstörung im Blick haben müssen - denn mit dem Auftreten der Taliban in Afghanistan sei klar gewesen, was radikale Kräfte tun würden. Die Konsequenz hätte sein müssen, diese Dinge in Sicherheit zu bringen, bevor solche Kräfte die Macht erlangen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.