Steiner: Frau Seynsche, in einigen Stunden geht die Rio+20-Konferenz zu Ende. Wird sich denn noch irgendetwas ändern am Abschlussdokument?
Seynsche: Das glaube ich nicht, Herr Steiner, denn in etwa zwei Stunden beginnt ja schon das Plenum, auf dem dann dieses Abschlussdokument abschließend beschlossen werden soll.
Steiner: Aber jeder scheint doch unglücklich zu sein mit diesem Abschlussdokument?
Seynsche: Ja, das liegt daran, dass in diesem Abschlussdokuments kaum konkrete Ziele und erst recht keine Zeitvorgaben drin stehen. Aber es gibt eben auch viele Teilnehmer, die sagen: Es ist immer noch besser als gar nichts. Denn die Konferenz endet eben heute, und wenn man jetzt noch einmal das Fass aufgemacht hätte, heute oder gestern, dann wäre die Konsequenz: Es gibt überhaupt kein Abschlussdokument. Und in diesem Dokument sind immerhin viele Platzhaltertexte, die sich dann nach Ende dieser Konferenz mit konkreten Inhalten füllen lassen. Das muss man aber auch tun.
Steiner: Ja, aber viele wichtige Ziele, zum Beispiel die Aufwertung des UN-Umweltprogramms zu einer Sonderorganisation, werden sich doch auch dadurch nicht mehr erreichen lassen, oder?
Seynsche: Das stimmt, auf der Konferenz haben sich vor allem die Amerikaner massiv gegen eine solche Uneo gewehrt, allerdings kann man vielleicht durch die Hintertür doch noch einiges bewirken, den viele afrikanische und europäische Länder recherchieren zurzeit, ob eine Namensänderung immerhin schon ohne neue Ratifizierung möglich ist, also ohne irgendjemand zu fragen. Und zumindest eine teilweise Aufwertung gibt es dadurch. Also es gibt größere Finanzmitteln jetzt aus dem UN-Budget, allerdings fehlen konkrete Summen.
Steiner: Und wie sieht es mit diesem anderen großen Thema aus, das im Titel der Tagung verborgen ist: die globalen Nachhaltigkeitsziele?
Seynsche: Ähnlich. Da heißt es im Abschlussdokument: Die Entwicklung solcher Ziele ist sinnvoll. Und es heißt dort, dass es einfach zu kommunizierende, zahlenmäßig begrenzte und alle Staaten betreffende Ziele sein sollen und dass spätestens zur nächsten Sitzung der Generalversammlung – das ist im September – eine dreißigköpfige Arbeitsgruppe sich konstituieren soll, die dann wiederum zur übernächsten Sitzung im nächsten Jahr konkrete Vorschläge für solche globalen Nachhaltigkeitsziele formulieren soll.
Steiner: Im nächsten Jahr, und so weiter. Das klingt ja so, als ob man mal wieder alle Programme einfach vertagt hätte?
Seynsche: Ja, das hat man auch. Man hat jetzt das Abschlussdokument, das im Prinzip niemandem weh tut, und jetzt werden die Arbeitsgruppen gebildet. Aber, soviel man auch an diesem Dokument herummeckern kann, es enthält immerhin einige positive Dinge, zum Beispiel habe ich mit dem Verhandlungsvertreter des internationalen Wissenschaftsrates, Gisbert Glaser, gesprochen, der auch sehr enttäuscht ist von der Schwammigkeit dieses Dokuments, aber doch zufrieden ist darüber, dass immerhin jetzt erstmals auf die Notwendigkeit integrierter Lösungsansätze hingewiesen wird. Das war die Forderung zahlreicher Forscher, weil einfach die Probleme so komplex sind, dass sie eben nicht nur von der sozialen oder nur von der Umwelt, oder nur aus wirtschaftlichen Perspektive heraus betrachtet und gelöst werden können.
Steiner: Dennoch, viele Nichtregierungsorganisationen bezeichnen die Konferenz als kompletten Flop. Sehen Sie das denn genauso?
Seynsche: Ja, das sehe ich ähnlich. Ich habe vorher mit vielen Forschern im Vorfeld gesprochen, die immer wieder gesagt haben: Das wichtigste, was auf dieser Konferenz passieren muss, ist: dem Staats und Regierungschefs die Dringlichkeit dieser ganzen Situation bewusst zu machen, das heißt, klarzumachen, es muss sich jetzt etwas ändern, damit die Menschheit eben auch in Zukunft noch ein gutes Leben auf diesem Planeten führen kann. Und das ist gescheitert, dieses Ziel. Das kann man klar auch benennen, weil einfach ganz viel Interesse an dieser Konferenz fehlte, das heißt, die USA haben im Moment mit ihrem Wahlkampf zu tun - die USA sind sowieso nicht die Klima- oder Umweltführer - die Europäer, die eigentlich eine Vorreiterrolle einnehmen, sind mit ihrer Finanzkrise beschäftigt, und viele Entwicklungsländer sehen in diesen strengeren Vorgaben eben auch immer eine Bedrohung ihres wirtschaftlichen Wachstums und sind von da her halt zurückhaltend.
Seynsche: Das glaube ich nicht, Herr Steiner, denn in etwa zwei Stunden beginnt ja schon das Plenum, auf dem dann dieses Abschlussdokument abschließend beschlossen werden soll.
Steiner: Aber jeder scheint doch unglücklich zu sein mit diesem Abschlussdokument?
Seynsche: Ja, das liegt daran, dass in diesem Abschlussdokuments kaum konkrete Ziele und erst recht keine Zeitvorgaben drin stehen. Aber es gibt eben auch viele Teilnehmer, die sagen: Es ist immer noch besser als gar nichts. Denn die Konferenz endet eben heute, und wenn man jetzt noch einmal das Fass aufgemacht hätte, heute oder gestern, dann wäre die Konsequenz: Es gibt überhaupt kein Abschlussdokument. Und in diesem Dokument sind immerhin viele Platzhaltertexte, die sich dann nach Ende dieser Konferenz mit konkreten Inhalten füllen lassen. Das muss man aber auch tun.
Steiner: Ja, aber viele wichtige Ziele, zum Beispiel die Aufwertung des UN-Umweltprogramms zu einer Sonderorganisation, werden sich doch auch dadurch nicht mehr erreichen lassen, oder?
Seynsche: Das stimmt, auf der Konferenz haben sich vor allem die Amerikaner massiv gegen eine solche Uneo gewehrt, allerdings kann man vielleicht durch die Hintertür doch noch einiges bewirken, den viele afrikanische und europäische Länder recherchieren zurzeit, ob eine Namensänderung immerhin schon ohne neue Ratifizierung möglich ist, also ohne irgendjemand zu fragen. Und zumindest eine teilweise Aufwertung gibt es dadurch. Also es gibt größere Finanzmitteln jetzt aus dem UN-Budget, allerdings fehlen konkrete Summen.
Steiner: Und wie sieht es mit diesem anderen großen Thema aus, das im Titel der Tagung verborgen ist: die globalen Nachhaltigkeitsziele?
Seynsche: Ähnlich. Da heißt es im Abschlussdokument: Die Entwicklung solcher Ziele ist sinnvoll. Und es heißt dort, dass es einfach zu kommunizierende, zahlenmäßig begrenzte und alle Staaten betreffende Ziele sein sollen und dass spätestens zur nächsten Sitzung der Generalversammlung – das ist im September – eine dreißigköpfige Arbeitsgruppe sich konstituieren soll, die dann wiederum zur übernächsten Sitzung im nächsten Jahr konkrete Vorschläge für solche globalen Nachhaltigkeitsziele formulieren soll.
Steiner: Im nächsten Jahr, und so weiter. Das klingt ja so, als ob man mal wieder alle Programme einfach vertagt hätte?
Seynsche: Ja, das hat man auch. Man hat jetzt das Abschlussdokument, das im Prinzip niemandem weh tut, und jetzt werden die Arbeitsgruppen gebildet. Aber, soviel man auch an diesem Dokument herummeckern kann, es enthält immerhin einige positive Dinge, zum Beispiel habe ich mit dem Verhandlungsvertreter des internationalen Wissenschaftsrates, Gisbert Glaser, gesprochen, der auch sehr enttäuscht ist von der Schwammigkeit dieses Dokuments, aber doch zufrieden ist darüber, dass immerhin jetzt erstmals auf die Notwendigkeit integrierter Lösungsansätze hingewiesen wird. Das war die Forderung zahlreicher Forscher, weil einfach die Probleme so komplex sind, dass sie eben nicht nur von der sozialen oder nur von der Umwelt, oder nur aus wirtschaftlichen Perspektive heraus betrachtet und gelöst werden können.
Steiner: Dennoch, viele Nichtregierungsorganisationen bezeichnen die Konferenz als kompletten Flop. Sehen Sie das denn genauso?
Seynsche: Ja, das sehe ich ähnlich. Ich habe vorher mit vielen Forschern im Vorfeld gesprochen, die immer wieder gesagt haben: Das wichtigste, was auf dieser Konferenz passieren muss, ist: dem Staats und Regierungschefs die Dringlichkeit dieser ganzen Situation bewusst zu machen, das heißt, klarzumachen, es muss sich jetzt etwas ändern, damit die Menschheit eben auch in Zukunft noch ein gutes Leben auf diesem Planeten führen kann. Und das ist gescheitert, dieses Ziel. Das kann man klar auch benennen, weil einfach ganz viel Interesse an dieser Konferenz fehlte, das heißt, die USA haben im Moment mit ihrem Wahlkampf zu tun - die USA sind sowieso nicht die Klima- oder Umweltführer - die Europäer, die eigentlich eine Vorreiterrolle einnehmen, sind mit ihrer Finanzkrise beschäftigt, und viele Entwicklungsländer sehen in diesen strengeren Vorgaben eben auch immer eine Bedrohung ihres wirtschaftlichen Wachstums und sind von da her halt zurückhaltend.