Das Zika-Virus hält zurzeit Brasilien in Atem. Es wird per Mückenstich auf den Menschen übertragen und führt zu Kopf-, Gelenk- und Gliederschmerzen. Aktuell häufen sich in Brasilien aber auch Fälle von Neugeborenen mit Mikrozephalie. Ob ein Zusammenhang zwischen beiden Erkrankungen besteht, erforschen aktuell Forscher an der staatlichen Universität UFRJ in Rio de Janeiro.
Gelenkschmerzen, Ausschlag, Kopfweh und Fieber: Das sind die typischen Symptome einer Infektion mit dem Zika-Virus, erklärt Johannes Friedrich, der am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg seine Doktorarbeit schreibt. Mitte Dezember ist er von einem mehrwöchigen Forschungsaufenthalt in Brasilien zurückgekehrt und analysiert gerade im Labor die gesammelten Blutproben.
"Es gibt viel Panik. Am Anfang gab es circa 200 Fälle, inzwischen sind 2.400 Verdachtsfälle in ganz Brasilien bekannt. DasGesundheitsministerium hat einen Plan aufgestellt, wie jetzt diese Verdachtsfälle gemeldet werden sollen und da es wenig diagnostische Mittel gibt, um dieses Zika-Virus wirklich nachzuweisen, findet diese Verdachtsmeldung auf Grundlage von Symptomen statt. Das heißt, der Arzt sagt, okay, das Krankheitsbild sieht so aus, als wenn das Zika wäre, und meldet dann den Fall."
Allerdings werden nur etwa 20 Prozent der mit dem Zika-Virus infizierten Menschen krank. Die anderen zeigen keine Symptome. Weil weltweit immer mehr unbekannte Viren auftauchen, begann Johannes Friedrich vor zwei Monaten ein Forschungsprojekt am virologischen Labor der staatlichen Universität von Rio de Janeiro. Diese Untersuchungen werden sich noch einige Monate hinziehen. Zwar ist das Zika-Virus schon seit über 50 Jahren bekannt, es wurde bislang aber für harmlos gehalten und kaum erforscht. Gegen die Zika-Infektion gibt es bisher kein Medikament und keinen Impfstoff.
"Man hat sich also nicht große Sorgen gemacht, hat jetzt aber festgestellt, seit ein, zwei Monaten, dass es viele Geburten gibt, wo die Kinder Mikrozephalie haben. Mikrozephalie ist ein zu kleiner Schädel und teilweise gab es auch Todesfälle, die aber alle noch nicht nachgewiesen sind mit Zika."
"Man hat sich also nicht große Sorgen gemacht, hat jetzt aber festgestellt, seit ein, zwei Monaten, dass es viele Geburten gibt, wo die Kinder Mikrozephalie haben. Mikrozephalie ist ein zu kleiner Schädel und teilweise gab es auch Todesfälle, die aber alle noch nicht nachgewiesen sind mit Zika."
Das Problem ist der Nachweis
Steht die Häufung von Neugeborenen mit Fehlbildungen am Schädel in irgendeinem Zusammenhang zur Zunahme der Zika-Infektionen im Brasilien? Das ist derzeit die große Frage, die Forscher umtreibt. Antworten sind nicht einfach zu finden. Allein schon der Nachweis des Zika-Virus ist ein großes Problem. Das Virus ist nur eine Woche lang im Blut einer infizierten Person vorhanden und kann nur innerhalb dieses kurzen Zeitraums nachgewiesen werden. Den virologischen Test dafür können bisher aber nur 18 Labors in Brasilien durchführen. Die Erfassung der Zika-Infektionen bleibt deshalb lückenhaft.
Den Analysen zufolge, kann das Virus auch in die Plazenta der Infizierten gelangen. Es wurde im Fruchtwasser von zwei schwangeren Frauen nachgewiesen, deren Föten Anzeichen von Mikrozephalie zeigten.
"Das ist eine Korellation, aber kein kausaler Zusammenhang bisher. Man hat nicht bewiesen, dass dieses Zika--Virus die Mikrozephalie ausgelöst hat. Dazu müsste man auch Patienten untersuchen, die keine Mikrozephalie haben, also Mütter, die Kinder hatten, die keine Mikrozephalie haben, obwohl sie Zika hatten. Man müsste die ganze Population untersuchen, damit man sagen kann, da ist ein Zusammenhang. Das brasilianische Gesundheitsministerium hat den Frauen gesagt, wenn sie planen, schwanger zu werden, dann sollen sie noch ein paar Monate warten, bis das klar ist, was nun wirklich Sache ist, ob es wirklich mit Zika zusammen hängt."
Eine fatale Fehleinschätzung
Johannes Friedrich untersuchte an der staatlichen Universität UFRJ in Rio de Janeiro in den letzten zwei Monaten 2.000 Blutproben für seine Doktorarbeit. Die Proben kamen aus dem Landesinneren des Bundesstaats Rio de Janeiro, und Johannes Friedrich arbeitete mithilfe der sogenannten PCR-Methode. Dabei wird die Viren-RNA, also die Erbinformation des Virus, vervielfacht, um sie dann einer Virusfamilie zuordnen zu können. Eine seiner untersuchten Proben enthält das Zika-Virus.
Da die Blutprobe bereits Ende 2012 genommen wurde, ist sie ein Hinweis darauf, dass das Zika-Virus schon länger in Brasilien zirkuliert, ohne identifiziert worden zu sein. Dass Zika als harmlos galt, scheint eine fatale Fehleinschätzung gewesen zu sein. Denn auch das Guillain-Barré Syndrom, eine Lähmung nach einer Zika--Infektion, die in Französisch--Polynesien beobachtet wurde, tritt in Brasilien inzwischen gehäuft auf.
Ein kausaler Zusammenhang ist auch hier noch nicht direkt nachgewiesen, scheint aber nahe zu liegen. Die Forschungen dazu laufen auf Hochtouren.
Johannes Friedrich wird weiter seine in Brasilien gesammelten Blutproben untersuchen. In der Hoffnung, wertvolle Informationen zur Verbreitung des Zika-Virus zu gewinnen, die helfen könnten, die Frage zu beantworten, wie gefährlich es für Schwangere tatsächlich ist.