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Zu laut in Deutschland?

Laut einer aktuellen Studie leiden etwa 13 Millionen Deutsche unter einem Geräuschpegel, der krank macht. Dafür ist laut Umweltbundesamt vor allem der Verkehrslärm verantwortlich, der oftmals nur unzureichend in die Entscheidungen der Städteplaner miteinbezogen werde. Und so hat sich heute auch der Verkehrsclub Deutschland zu Wort gemeldet, zusammen mit anderen Verbänden und Instituten vor dem morgigen " ".

Von Philip Banse |
    Diese Botschaft steckt im Motto des 10. Tages gegen Lärm. Das lautet: "Lärm - die unterschätze Gefahr". 75 Prozent der Menschen in Deutschland fühlen sich nach Zahlen des Umweltbundesamtes von Lärm belästigt, in der einen oder anderen Form, was dann zu Konzentrationsstörungen oder Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems führen kann. Dass Lärm bis in alle Bereiche des Lebens vordringt, zeigt die breite Palette der veranstaltenden Organisationen.

    Beteiligt sind die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft wie auch die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WCDS. Am morgigen Tag des Lärms finden bundesweit Aktionen statt, das reicht vom Hörtest bis zur Lärmmessung an der B9. Denn Lärmquelle Nummer eins, ist immer noch der Straßenverkehr. 65 Prozent der Bundesbürger fühlen sich von Autos und LKW belästigt. Darauf hat die EU ja mit der Umgebungslärmrichtlinie reagiert. Viele Städte müssen jetzt Straßenlärm reduzieren. Brigitte Schulte-Fortkamp ist Professorin für Psychoakustik an der TU Berlin und Lärmbeauftragte in der deutschen Gesellschaft für Akustik. Sie verlangt, dass die jetzt eingeleiteten Maßnahmen gegen Lärm aus dem Straßenverkehr wissenschaftlich begleitet werden:

    "Zum Beispiel in 30 Zonen: Wenn dort jetzt Fahrzeuge permanent auch nachts fahren, kann das genauso störend sein, als wenn man einen Zeitabschnitt hat, wo etwas mehr Verkehrsaufkommen ist und dann ist nichts mehr."

    Fortschritte habe es bei der Fahrzeugtechnik gegeben. Motoren und Reifen seien leiser geworden, Kopfsteinpflaster werde oft durch Asphalt ersetzt. Diese Modernisierung der Technik sei am Schienengüterverkehr völlig vorbeigegangen, kritisiert Michael Gehrmann, Bundesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland, VCD:

    "Wir haben heute einen Fuhrpark, wo die Güterwagen teilweise 45 Jahre alt sind, der Durchschnitt liegt bei 30 Jahren. Wir arbeiten noch mit antiken Bremssystemen, die die Räder aufrauen, die die Schienen aufrauen und die so sehr viel Lärm erzeugen. Es muss also gehandelt werden."

    Gut 20 Prozent der Bundesbürger fühlen sich nach Angaben des Umweltbundesamtes mehr oder weniger vom Schienenverkehrslärm gestört. Die Schiene sei allerdings das umweltfreundlichste Verkehrsmittel und ein starkes Wachstum von über zehn Prozent allein im vergangenen Jahr sei daher zu begrüßen. Allerdings reiche bei diesem Wachstum passiver Lärmschutz durch schalldichte Fenster oder Schallwände nicht mehr aus, sagte VCD-Chef Gehrmann. Er forderte die Bahn auf, ihre Güterzüge zu modernisieren.

    "Und einen Anreiz dazu, um diese Umrüstung machen zu können, wäre aus unserer Sicht die Einführung von emissionsabhängigen Trassenpreisen. Das heißt, laute Fahrzeuge zahlen mehr und leise Fahrzeuge kriegen einen Bonus."

    Der Tag gegen Lärm soll vor allem auf Hörschäden bei Jugendlichen hinweisen. Die nehmen seit zehn Jahren kontinuierlich zu. Der Bundesverband Deutscher Diskotheken weist die alleinige Verantwortung dafür zurück, verweist auf MP3-Spieler und Tröten in Fußballstadien. Ganz unbeteiligt seien Diskos an den Hörschäden ihrer Kunden jedoch nicht, sagt Deutschlands oberster Diskotheken-Vertreter, Stephan Büttner:

    "Wir haben deshalb den DJ-Führerschein eingeführt. Das ist eine Fortbildungsveranstaltung für Disk Jockeys. Die werden in dieser Tagesveranstaltung geschult in folgenden Fragen: Wie ist ein Ohr aufgebaut? Wie funktioniert das Ohr? Aber auch was ist ein Tinnitus? Was ist ein Gehörschaden? Wie wirkt laute Musik auf das Gehör? Und letztlich: Wer haftet auch, wenn ein Gast in einer Diskothek zu schaden kommt?"

    1700 DJs hätten diesen DJ-Führerschein bisher gemacht. Wenn jetzt Discotheken-Betreiber ihren Disk Jockeys auch noch Schallpegelmessgeräte neben das Mischpult stellen, so Büttner, dann sei man im Kampf gegen Gehörschäden schon ein gutes Stück vorangekommen. Ich habe so ein Lärmmess-Gerät allerdings noch in keiner Disko gesehen.