"Wir sind auf der Golden Circel Tour, das ist die meistgebuchte Tour Islands."
Der kleine Reisebus ist voll besetzt, zwölf Touristen aus Deutschland haben ihn für diesen Tag gebucht. Sie alle sind aus demselben Grund in Island:
"Wir mögen gern Landschaft, Natur, und deswegen haben wir gesagt, ok, dieses Jahr Island."
"Wir wollten irgendwo hin, wo keine Menschen sind und diese Landschaft ein bisschen auf uns wirken lassen."
Der erste Stopp ist das historische Parlament der Isländer, im Nationalpark Þingvellir. Auf einem Felsen trafen sich die Wikinger einmal im Jahr, um Recht zu sprechen und Gesetze zu verfassen. Von Einsamkeit ist hier aber nicht viel zu spüren. Tatsächlich geht es auf der Aussichtsplattform zu wie auf einer venezianischen Brücke. Reiseleiter Matthias Pelz beobachtet seit Jahren eine rasante Entwicklung:
"Im Sommer hatten wir schon mal das Problem, da waren hier oben 20 Busse, unten auch, Parkplätze gab es nicht genug und da musste man hier anstehen. Also es wird kritisch und die Isländer müssen sich etwas einfallen lassen."
Island – das war eigentlich immer ein Reiseziel für Abenteurer, die einmal zwischen Gletschern und Lavafelsen wandern wollten. Aber seit Kurzem erlebt die Insel einen gewaltigen Touristenboom. In diesem Jahr rechnen die Behörden mit bis zu einer Million Besucher. Vor drei Jahren waren es nicht einmal halb so viele. Seit 2010 wächst die Branche jährlich um rund 20 Prozent. Für Naturschützer Guðmundur Guðbrandsson geht das viel zu schnell:
"Wenn wir jetzt nicht aufpassen, zerstören wir genau das, was die Touristen sehen wollen. Und das ist eine weitgehend unberührte Natur."
Gefährlich ist aus Sicht Guðbrandssons vor allem, dass die meisten Touristen nur wenige bestimmte Orte besuchen – er glaubt, dass die verletzbare Natur diesem Ansturm nicht standhält.
"In vielen Gegenden ist die Erdoberfläche hier sehr sensibel. An einigen Stellen gibt es Lavafelder, dort wächst besonderes Moos – wenn das niedergetrampelt ist, wächst es so schnell nicht mehr nach. Das ist nicht einfach Gras."
Bei der staatlichen Tourismusbehörde nimmt man dieses Problem ernst. Aus einem Fond wurden in den vergangenen zwei Jahren Absperrungen für Geysire und befestigte Wege vor Sehenswürdigkeiten finanziert. Außerdem will die Behörde die Touristenführer für die Gefahren sensibilisieren, sagt deren Leiterin Ólöf Atladóttir:
"Wir wollen die Ausbildung verbessern. So bekommen wir eine bessere Qualität und einen besseren Service in allen Bereichen."
Naturschützer Guðbrandssons gehen solche Maßnahmen noch nicht weit genug:
"Wer nach Island kommt, will die Natur in einem bestimmten Zustand vorfinden. Wenn das bedeutet, dass wir den Zugang an einigen Stellen begrenzen müssen, dann sollten wir das tun. Das ist nichts vollkommen Neues. Manche Nationalparks in den USA verteilen Eintrittskarten. Und wenn gerade zu viele Menschen dort sind, muss man eben warten."
Ein Kandidat für solch einen Park wäre wohl Haukadalur im Nordosten Reykjaviks. In der Region gibt es zahlreiche heiße Quellen und den berühmten Geysir Strakkor.
Als der Reisebus vorfährt, wabert Rauch über rötliche und grünliche Felsbrocken, in Schlammtöpfen köchelt heißes Wasser. An einer Stelle scheint Wasser durch eine Öffnung in die Erde zu verschwinden. Das ist der Geysir Strakkor. Nach etwa 15 Minuten hat sich genug Wasser in einer Kammer im Erdinneren gesammelt. Dann stößt Strokkur seine Fontäne rund 30 Meter in die Höhe.
Am Strokkur haben die deutschen Touristen Glück. Nur eine weitere Reisegruppe ist im Moment hier, nicht mehr als 50 Menschen stehen um den Geysir herum. Aber zu anderen Tageszeiten, vor allem im Hochsommer, wird es auch hier schnell eng.
Ólöf Atladóttir von der staatlichen Tourismusbehörde will die Touristen mehr über das Land verteilen. Sie arbeitet gemeinsam mit Unternehmen an Konzepten, um andere Reiseziele bekannter zu machen. Island habe einen Vorteil: Es könne aus Fehlern anderer Länder lernen, sagt Atladóttir.
"Ich habe Angst – aber Angst ist in diesem Fall hilfreich – und glücklicherweise bin ich nicht die Einzige. Denn das bedeutet, dass wir an die Zukunft denken und dass wir nicht dieselben Fehler begehen, wie sie neben anderen Ländern etwa Spanien gemacht hat."
Der kleine Reisebus ist voll besetzt, zwölf Touristen aus Deutschland haben ihn für diesen Tag gebucht. Sie alle sind aus demselben Grund in Island:
"Wir mögen gern Landschaft, Natur, und deswegen haben wir gesagt, ok, dieses Jahr Island."
"Wir wollten irgendwo hin, wo keine Menschen sind und diese Landschaft ein bisschen auf uns wirken lassen."
Der erste Stopp ist das historische Parlament der Isländer, im Nationalpark Þingvellir. Auf einem Felsen trafen sich die Wikinger einmal im Jahr, um Recht zu sprechen und Gesetze zu verfassen. Von Einsamkeit ist hier aber nicht viel zu spüren. Tatsächlich geht es auf der Aussichtsplattform zu wie auf einer venezianischen Brücke. Reiseleiter Matthias Pelz beobachtet seit Jahren eine rasante Entwicklung:
"Im Sommer hatten wir schon mal das Problem, da waren hier oben 20 Busse, unten auch, Parkplätze gab es nicht genug und da musste man hier anstehen. Also es wird kritisch und die Isländer müssen sich etwas einfallen lassen."
Island – das war eigentlich immer ein Reiseziel für Abenteurer, die einmal zwischen Gletschern und Lavafelsen wandern wollten. Aber seit Kurzem erlebt die Insel einen gewaltigen Touristenboom. In diesem Jahr rechnen die Behörden mit bis zu einer Million Besucher. Vor drei Jahren waren es nicht einmal halb so viele. Seit 2010 wächst die Branche jährlich um rund 20 Prozent. Für Naturschützer Guðmundur Guðbrandsson geht das viel zu schnell:
"Wenn wir jetzt nicht aufpassen, zerstören wir genau das, was die Touristen sehen wollen. Und das ist eine weitgehend unberührte Natur."
Gefährlich ist aus Sicht Guðbrandssons vor allem, dass die meisten Touristen nur wenige bestimmte Orte besuchen – er glaubt, dass die verletzbare Natur diesem Ansturm nicht standhält.
"In vielen Gegenden ist die Erdoberfläche hier sehr sensibel. An einigen Stellen gibt es Lavafelder, dort wächst besonderes Moos – wenn das niedergetrampelt ist, wächst es so schnell nicht mehr nach. Das ist nicht einfach Gras."
Bei der staatlichen Tourismusbehörde nimmt man dieses Problem ernst. Aus einem Fond wurden in den vergangenen zwei Jahren Absperrungen für Geysire und befestigte Wege vor Sehenswürdigkeiten finanziert. Außerdem will die Behörde die Touristenführer für die Gefahren sensibilisieren, sagt deren Leiterin Ólöf Atladóttir:
"Wir wollen die Ausbildung verbessern. So bekommen wir eine bessere Qualität und einen besseren Service in allen Bereichen."
Naturschützer Guðbrandssons gehen solche Maßnahmen noch nicht weit genug:
"Wer nach Island kommt, will die Natur in einem bestimmten Zustand vorfinden. Wenn das bedeutet, dass wir den Zugang an einigen Stellen begrenzen müssen, dann sollten wir das tun. Das ist nichts vollkommen Neues. Manche Nationalparks in den USA verteilen Eintrittskarten. Und wenn gerade zu viele Menschen dort sind, muss man eben warten."
Ein Kandidat für solch einen Park wäre wohl Haukadalur im Nordosten Reykjaviks. In der Region gibt es zahlreiche heiße Quellen und den berühmten Geysir Strakkor.
Als der Reisebus vorfährt, wabert Rauch über rötliche und grünliche Felsbrocken, in Schlammtöpfen köchelt heißes Wasser. An einer Stelle scheint Wasser durch eine Öffnung in die Erde zu verschwinden. Das ist der Geysir Strakkor. Nach etwa 15 Minuten hat sich genug Wasser in einer Kammer im Erdinneren gesammelt. Dann stößt Strokkur seine Fontäne rund 30 Meter in die Höhe.
Am Strokkur haben die deutschen Touristen Glück. Nur eine weitere Reisegruppe ist im Moment hier, nicht mehr als 50 Menschen stehen um den Geysir herum. Aber zu anderen Tageszeiten, vor allem im Hochsommer, wird es auch hier schnell eng.
Ólöf Atladóttir von der staatlichen Tourismusbehörde will die Touristen mehr über das Land verteilen. Sie arbeitet gemeinsam mit Unternehmen an Konzepten, um andere Reiseziele bekannter zu machen. Island habe einen Vorteil: Es könne aus Fehlern anderer Länder lernen, sagt Atladóttir.
"Ich habe Angst – aber Angst ist in diesem Fall hilfreich – und glücklicherweise bin ich nicht die Einzige. Denn das bedeutet, dass wir an die Zukunft denken und dass wir nicht dieselben Fehler begehen, wie sie neben anderen Ländern etwa Spanien gemacht hat."