"Ich weiß nicht, ob jemals ein männlicher DJ einen Kommentar gehört hat, wie - und zwar während des Mixes - also auf wichtig vorgebracht, lächle doch mal, dann bist du viel hübscher."
"Mein Bewusstsein kam eher daher, dass ich erst mal Kommentare bekommen habe, weil ich eine nicht weiße Person bin - ich hab braune Haut, ich hab einen Afro - dann wird man erst mal in eine ganz blöde Schublade gesteckt: "Hey, du legst doch bestimmt Soul und Funk auf."
Susanne Kirchmayr und Sarah Farina - zwei Generationen von DJs, aber mit denselben Problemen. In den Clubs und auf den Festivals sind weibliche DJs immer noch eher die Ausnahme. Und wenn man nicht gerade Ellen Alien oder Miss Kittin heißt, muss man sich als Frau auch mit allerlei Voreingenommenheit herumplagen. Auch schon Ende der 90er-Jahre, als die Wienerin Susanne Kirchmayr alias Electric Indigo immer wieder hörte:
""Für eine Frau nicht schlecht." Und auf diese Kommentare habe ich regelmäßig damit reagiert, Kolleginnen aufzuzählen."
Die Idee für female:pressure war geboren, eine Datenbank weiblicher DJs, Vjs, Produzenten, Booker, einfach jeder Profession im Bereich der elektronischen Musik. Heute umfasst diese Datenbank 1300 Frauen in 58 Ländern. Nun findet, 15 Jahre nach der Gründung, der erste Kongress im Rahmen von female:pressure statt: das Perspectives Festival im Berliner Club about:blank. Auslöser ist eine statistische Erhebung, die im März diesen Jahres veröffentlicht wurde. Das Netzwerk untersuchte Festivals, Lables, DJ-Charts auf ihren Frauenanteil. Das Ergebnis war erschütternd. Egal, wo man hinschaut, mehr als zehn Prozent sind es selten. Gründerin Susanne Kirchmayr sieht darin ein gesamtgesellschaftliches Problem.
"Wir bewegen uns in der elektronischen Musik ja nicht auf einem anderen Planeten. Selbst in der Literatur, wo es sehr populäre Vorreiterinnen schon vor Hunderten von Jahren gab, kamen 2013 Studien raus, wie erbärmlich der Frauenanteil in den populären Listen wäre."
In diversen Gesprächsrunden versucht der Kongress zu klären, warum die Lage so ist, und wie sie zu verbessern wäre. Viel Verantwortung kommt den sogenannten Bookern zu, die das Programm für die Clubs und Festivals zusammenstellen. Hier trifft man, wie überall in der populären Musik, auf pure Männerbündelei, wie DJ Sarah Farina bestätigt.
"Die fragen dann ihre Homies: "Hey, hast du Bock aufzulegen?" Dann kommt man vielleicht gar nicht so in die Auswahl rein, weil die gar nicht an dich denken - weil du bist ja nicht der Homie. Fertig."
Viele Frauen lassen sich durch solche Rahmenbedingungen abschrecken und bleiben in den Startlöchern stecken, auch weil sie die allgegenwärtige Skepsis zermürbt. Susanne Kirchmayr wurde zwar in ihren Anfängen gut gefördert, wobei ihr der Exotenstatus Frau auch geholfen hat. Aber sie kennt die Beschwerden ihrer Kolleginnen nur zu gut.
"Wenn eine Frau eine Platte rausbringt, wird gerne gefragt: "Wer hat die produziert?" Weil man kann sich gar nicht vorstellen, dass eine Frau im Studio arbeitet und ihre Musik selber macht. Und das ist so eine skeptische Grundhaltung, die da Energie rauszieht und Motivation raubt."
Eingerahmt wird der Kongress von Konzerten und Clubnächten natürlich nur mit Künstlerinnen. Die Veranstalter erhoffen sich einen weiterführenden Diskurs und Sarah Farina, dass es in manchen Köpfen endlich Klick macht.
"Leute, die dann zu mir kommen und diese Kommentare abliefern, die meinen das ja gar nicht böse. Fakt ist, okay, ihr seid jetzt erwachsen. Ihr könnt Dinge reflektieren und seid alt genug, das jetzt auch in die Hand zu nehmen. Und darum geht’s dann einfach."
"Mein Bewusstsein kam eher daher, dass ich erst mal Kommentare bekommen habe, weil ich eine nicht weiße Person bin - ich hab braune Haut, ich hab einen Afro - dann wird man erst mal in eine ganz blöde Schublade gesteckt: "Hey, du legst doch bestimmt Soul und Funk auf."
Susanne Kirchmayr und Sarah Farina - zwei Generationen von DJs, aber mit denselben Problemen. In den Clubs und auf den Festivals sind weibliche DJs immer noch eher die Ausnahme. Und wenn man nicht gerade Ellen Alien oder Miss Kittin heißt, muss man sich als Frau auch mit allerlei Voreingenommenheit herumplagen. Auch schon Ende der 90er-Jahre, als die Wienerin Susanne Kirchmayr alias Electric Indigo immer wieder hörte:
""Für eine Frau nicht schlecht." Und auf diese Kommentare habe ich regelmäßig damit reagiert, Kolleginnen aufzuzählen."
Die Idee für female:pressure war geboren, eine Datenbank weiblicher DJs, Vjs, Produzenten, Booker, einfach jeder Profession im Bereich der elektronischen Musik. Heute umfasst diese Datenbank 1300 Frauen in 58 Ländern. Nun findet, 15 Jahre nach der Gründung, der erste Kongress im Rahmen von female:pressure statt: das Perspectives Festival im Berliner Club about:blank. Auslöser ist eine statistische Erhebung, die im März diesen Jahres veröffentlicht wurde. Das Netzwerk untersuchte Festivals, Lables, DJ-Charts auf ihren Frauenanteil. Das Ergebnis war erschütternd. Egal, wo man hinschaut, mehr als zehn Prozent sind es selten. Gründerin Susanne Kirchmayr sieht darin ein gesamtgesellschaftliches Problem.
"Wir bewegen uns in der elektronischen Musik ja nicht auf einem anderen Planeten. Selbst in der Literatur, wo es sehr populäre Vorreiterinnen schon vor Hunderten von Jahren gab, kamen 2013 Studien raus, wie erbärmlich der Frauenanteil in den populären Listen wäre."
In diversen Gesprächsrunden versucht der Kongress zu klären, warum die Lage so ist, und wie sie zu verbessern wäre. Viel Verantwortung kommt den sogenannten Bookern zu, die das Programm für die Clubs und Festivals zusammenstellen. Hier trifft man, wie überall in der populären Musik, auf pure Männerbündelei, wie DJ Sarah Farina bestätigt.
"Die fragen dann ihre Homies: "Hey, hast du Bock aufzulegen?" Dann kommt man vielleicht gar nicht so in die Auswahl rein, weil die gar nicht an dich denken - weil du bist ja nicht der Homie. Fertig."
Viele Frauen lassen sich durch solche Rahmenbedingungen abschrecken und bleiben in den Startlöchern stecken, auch weil sie die allgegenwärtige Skepsis zermürbt. Susanne Kirchmayr wurde zwar in ihren Anfängen gut gefördert, wobei ihr der Exotenstatus Frau auch geholfen hat. Aber sie kennt die Beschwerden ihrer Kolleginnen nur zu gut.
"Wenn eine Frau eine Platte rausbringt, wird gerne gefragt: "Wer hat die produziert?" Weil man kann sich gar nicht vorstellen, dass eine Frau im Studio arbeitet und ihre Musik selber macht. Und das ist so eine skeptische Grundhaltung, die da Energie rauszieht und Motivation raubt."
Eingerahmt wird der Kongress von Konzerten und Clubnächten natürlich nur mit Künstlerinnen. Die Veranstalter erhoffen sich einen weiterführenden Diskurs und Sarah Farina, dass es in manchen Köpfen endlich Klick macht.
"Leute, die dann zu mir kommen und diese Kommentare abliefern, die meinen das ja gar nicht böse. Fakt ist, okay, ihr seid jetzt erwachsen. Ihr könnt Dinge reflektieren und seid alt genug, das jetzt auch in die Hand zu nehmen. Und darum geht’s dann einfach."