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Zuckerberg vor US-Kongress
"Es war mein Fehler und es tut mir leid"

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich im US-Kongress einer ersten Anhörung zum Datenskandal gestellt. Erstmals zeigte er sich einer Regulierung gegenüber offen. Vielen Fragen der Politiker wich er aber aus.

Von Stefan Fries |
    Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei der Anhörung im US-Senat in Washington
    Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei der Anhörung im US-Senat in Washington (imago stock&people / Ting Shen)
    Bei Zuckerbergs Anhörung vor den Senatsausschüssen für Justiz und Handel sorgte die Frage von Senator Dick Durbin für einen kurzen Moment der Heiterkeit. "Mister Zuckerberg, würden Sie sich wohl damit fühlen, uns mitzuteilen, in welchem Hotel Sie die vergangene Nacht verbracht haben?" fragte Durbin in der Anhörung zum Facebook-Datenskandal. Zuckerberg zögerte kurz und sagte dann lächelnd "Nein".
    Durbin wollte damit demonstrieren, welchen Wert er der Privatsphäre beimisst. Zuckerberg wollte auch nicht die Frage beantworten, mit welchen Leuten er diese Woche Kurzmitteilungen geschrieben habe. "Ich denke, das zeigt, worum es hier eigentlich geht", sagte Durbin.
    Fünf Stunden lang dauerte die Anhörung Zuckerbergs durch mehr als 40 Senatoren. Ihnen konnte Zuckerberg aber immer wieder ausweichen, selbst bei grundsätzlichen Fragen wie etwa der, ob Facebook weiter Daten über die Nutzer sammele, nachdem sie sich auf einem Gerät ausgeloggt hatten. Mehr als ein Dutzend Mal verwies Zuckerberg darauf, dass sich für Detailfragen sein Team beim Senat melden würde. Offenbar wurde bei der Anhörung allerdings auch das lückenhafte Wissen vieler Senatoren über Funktionsweise und Geschäftsmodell von Facebook.
    Naivität als Strategie?
    Anfangs hatte Zuckerberg erneut Fehler eingeräumt und sich entschuldigt – wie schon bei länger zurückliegenden Skandalen seines Unternehmens. Der Journalist Dennis Horn, der sich schwerpunktmäßig mit Facebook beschäftigt, vermutet, dass es zur Krisenstrategie des Unternehmens gehöre, dass Zuckerberg seine eigene Naivität in den Vordergrund schiebe. "Es war mein Fehler, und es tut mir leid. Ich habe Facebook gestartet. Ich leite es und bin verantwortlich", sagte Zuckerberg.
    Republikaner droht mit Regulierung
    Der Facebook-Chef wiederholte immer wieder, dass sein Unternehmen keine Nutzerinformationen verkaufe, sondern Werbekunden den Zugang zu seinen Mitgliedern ermögliche. Auf die Frage nach dem Monopol von Facebook antwortete Zuckerberg, in dieser Position fühle er sich nicht; er verwies auf andere Apps, die Nutzer installiert hätten.
    Der Republikaner John Kennedy drohte Facebook an, es zu regulieren. "Ihre Nutzungsbedingungen sind Mist", sagte er. Deren Ziel sei, Facebook rechtlich abzusichern – und nicht, die Nutzer über ihre Rechte zu informieren. Ob es zur Regulierung komme, hänge auch vom künftigen Vorgehen Facebooks und Zuckerbergs ab.
    Erstmals zeigte sich Zuckerberg einer Regulierung gegenüber offen - er sei nicht per se dagegen, "wenn es die richtige Regulierung ist", fügte er allerdings hinzu. Details wollte er nicht nennen, versprach aber, entsprechende Vorschläge einzureichen.
    Zuckerberg kündigte mehrmals an, dass in Zukunft künstliche Intelligenzen dafür sorgen sollen, problematische Inhalte von der Plattform zu verbannen, damit sich Facebook nicht mehr alleine auf Meldungen seiner Nutzer verlassen müsse. Nach Einschätzung von Facebook-Experte Horn führen automatisierte Systeme wie Algorithmen jedoch bereits jetzt zu problematischen Entscheidungen, die für den demokratischen Diskurs schwierig sind.
    Social-Media-Experte Martin Giesler hält es für eine Überraschung der Anhörung: Facebook überlegt offenbar, ob es nicht auch eine bezahlte Variante seiner App geben sollte. Was daraus folgt, ist aber unklar.
    An der Börse kam Zuckerbergs Aussage gut an. Die Facebook-Aktie stieg im Handel um mehr als drei Prozent.
    Am heutigen Mittwoch wird sich Zuckerberg einer weiteren Befragung im US-Kongress stellen müssen – dann im Repräsentantenhaus.
    Worum geht es bei dem Skandal?
    Im Mittelpunkt des Skandals steht die Nutzung der Daten von Facebook-Nutzern. Diese hatten vor fünf Jahren eine App für einen Psychotest genutzt und zugestimmt, dem Wissenschaftler Aleksandr Kogan Daten zu überlassen.
    Kogan gab diese Daten an die Firma Cambridge Analytica weiter und brach damit nach Facebook-Angaben seinen Vertrag mit der Firma. 270.000 Nutzer haben die App selbst verwendet; weil sie ihr aber auch den Zugang zu ihren Freunden ermöglicht haben, könnten bis zu 87 Millionen Menschen betroffen sein.
    Unklar ist, wofür und wie genau Cambridge Analytica die Daten verwendet hat. Vermutet wird, für Wahlkampfzwecke zugunsten des damaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.
    Dennis Horn hat für den ARD-Faktenfinder alle Hintergründe des Falls notiert.