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Zuckergehalt
Fruchtjoghurts sind zu süß

Die Universität Hohenheim hat eine Analyse von Fruchtjoghurts vorgenommen und festgestellt, dass fast alle Proben zu süß sind. Im Durchschnitt hatte ein Joghurt 14,1 Gramm Zucker, was für die Ernährungswissenschaftler viel zu viel ist. Besonderes Problem: Auf den Joghurtbechern fehlen oft genaue Angaben.

Von Thomas Wagner |
    Eine Hand hält einen roten Löffel mit Joghurt.
    Fruchtjoghurts sind häufig zu süß, wie eine Analyse der Universität Hohenheim zeigt. (picture-alliance/ dpa - Heiko Wolfraum)
    "Wir standen schon einige Zeit vor dem Tiefkühlregal und haben jeden Joghurt mal angeschaut und gedreht und sie dann in Tabellen eingefügt."
    Den einen oder anderen Joghurt hat Anja Schöner auch selbst probiert. Denn als Studentin der Ernährungswissenschaften an der Universität Hohenheim arbeitet sie derzeit als ‚Joghurt-Forscherin.' Ob Himbeer-, Erdbeer- oder Aprikosengeschmack - das ist ihr ziemlich egal. Ihr Interesse richtet sich auf einen anderen Inhaltsstoff: Zucker.
    "Die Süße ist schon sehr hoch angelegt. Wir haben den Zuckergehalt analysiert und festgehalten, dass durchschnittlich ein Joghurt 14,1 Gramm Zucker in 100 Gramm Joghurt enthält."
    Und zwar, so die angehende Ernährungswissenschaftlerin, in fast allen der vielen hundert untersuchten Joghurtproben. Und das ist viel. Viel zu viel, findet Professor Lutz Graeve von der Fachgruppe Biochemie der Ernährung an der Uni Hohenheim.
    "Nachdem, was wir heute wissen, ist das Problem, dass dieser Industriezucker sehr schnell ins Blut aufgenommen wird und es sehr schnell als Reaktion des Körpers und dass diese langfristige Insulinausschüttung Folgen zeigt, die wir in der Bevölkerung sehen."
    Als drastische Folge nennt Graeve die sogenannte Typ-2-Diabetes.
    "Dann ganz generell Übergewicht, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen."
    Wenige Joghurts mit niedrigem Zuckergehalt
    Und an alldem habe der hohe Zuckergehalt im Fruchtjoghurt einen nicht unerheblichen Anteil. Professor Graeve macht dazu folgende Rechnung auf: Der Zuckerbedarf eines Menschen pro Tag liegt nach einer Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung maximal bei 50 Gramm. Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht sogar von lediglich 25 Gramm. Ein einziger gut gezuckerter Fruchtjoghurt Made in Germany mache da bereits einen happigen Anteil aus. Nach den Erkenntnissen der Hohenheimer Forscher ist es für den Verbraucher schwierig, an Joghurts mit niedrigerem Zuckergehalt zu kommen - schlicht und ergreifend deswegen, weil der Zuckergehalt bei den meisten getesteten Joghurts bei über zehn Gramm liegt - in Deutschland. Und anderswo? Professor Walter Vetter vom Institut für Lebensmittelchemie der Universität Hohenheim:
    "Viel gesehen habe ich in Norwegen, dass es da fünf, sechs unterschiedliche Süße-Grade gibt für Joghurt, wo man also wirklich wählen kann, wie viel verarbeitete Zucker man da drin haben möchte. In der Schweiz, da hat auch ein großer Konzern stufenweise den Zucker reduziert über Jahre."
    Der Joghurt schmeckt demnach einigen also auch, wenn er ein bisschen weniger süß ist. Und das deckt sich genau mit dem, was die Studierenden des Hohenheimer Projektteams herausgefunden haben. Sie bereiteten sich ihren eigenen Joghurt zu. Johanna Esch, Studentin im Projektteam:
    "Aber bei dem Joghurt hatten wir das ja selbst ausprobiert mit pürierten Früchten und Naturjoghurt. Wir haben dann für uns herausgefunden, dass die auch mit weniger Zucker gut waren und das auch als sehr schmackhaft empfunden wurden."
    Im Geschäft nach Joghurt mit weniger Zucker fragen
    Und davon wollen die Experten auch die Verbraucher überzeugen. Wenn die nämlich häufig in den Geschäften nach Joghurts mit weniger Zucker fragen, wächst der Druck auf die Hersteller, darauf einzugehen. Das gehe aber nur, wenn der Verbraucher an weniger süße Lebensmittel gewöhnt werde. Hier müsse man, fordert Professor Walter Vetter, sehr früh ansetzen.
    "Das heißt, das müsste bereits schon im Kindergarten und in der Schule losgehen. Das heißt: Dass man sich an Wasser gewöhnt, dass man nicht mehr zu Softdrinks greifen muss. Wenn man bei den Kindern hier schon etwas bewirkt, dann ist das etwas für die Zukunft."
    Eine weitere Schwierigkeit ist, dass der Verbraucher derzeit noch gar nicht in jedem Fall erkennen kann, wie viel Zucker genau drin ist im Fruchtjoghurt. Erst im Dezember 2016 kommt nach Angaben der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg eine europaweit einheitliche Lebensmittel-Informationsverordnung, die auch bei Fruchtjoghurts konkrete Angaben zum Zuckergehalt vorschreibt. Bis dahin sind solche Angaben freiwillig und fehlen häufig, übrigens auch bei solchen Joghurts, die eigentlich als besonders gesund gelten. Professor Lutz Graeve:
    "In einem Bio-Fruchtjoghurt finden Sie in der Regel genauso viel Zucker wie in einem konventionell hergestellten Joghurt."