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Züge kommunizieren

Technik. - Eines der Probleme der Deutschen Bahn ist das veraltete Zugleitsystem. Große Sicherheitsabstände zwischen den Zügen und geringere Höchstgeschwindigkeiten als technisch möglich sind die Folgen und führen zu längeren Reisezeiten als nötig. Bei Bitterfeld untersucht die Bahn daher ein zukunftsträchtiges Leitsystem, das mit den alten Nachteilen aufräumt.

    Kern des Systems ist die automatische Kommunikation zwischen den Lokomotiven und dem Streckenüberwachungssystem. Genutzt werden die für die Bahn reservierten Handy-Frequenzen. Der Lokführer ist an dem vollautomatischen Austausch zwischen Fahrzeug und zuständigem Stellwerk nicht mehr beteiligt. Auf den Bahnschwellen montierte elektronische Kilometersteine, die so genannten Balisen, sind der Schlüssel zum automatischen Kontrollsystem. Christian Utasch von der Firma Siemens erklärt: "Das Fahrzeug fährt über die erste und erhält von ihr die Telefonnummer des Streckengeräts. Dem teilt das Fahrzeug mit, dass es die Balise passiert hat." Nach einigen Sicherheitsüberprüfungen erhält das Fahrzeug die Genehmigung und Informationen über den Standort der weiteren Balisen. Damit weiß es, wann die nächste Kontrollstelle zu erwarten ist. Der Überwachungsrechner erhält durch die automatische Kommunikation die notwendigen Informationen über Geschwindigkeit und Position des Zuges und kann dem Zugführer so entsprechende Geschwindigkeitsvorgaben machen.

    Das System soll die Zeichen am Streckenrand überflüssig machen und überdies in allen europäischen Bahnnetzen funktionieren. Der Vorteil ist vor allem Zeitersparnis, damit die Bahn dem dominierenden Straßenverkehr stärker Konkurrenz machen kann. Bereits Ende des kommenden Jahres soll das neue Leitsystem bei Bitterfeld in den Probebetrieb gehen. Projektleiter Stefan Bode: "Das System ist dann komplett installiert, komplett funktionsfähig und hat eine vorläufige Zulassung erhalten. Es übernimmt die Sicherheitsverantwortung für die Zugfahrt."

    [Quelle: Wolfgang Noelke]