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Zufällige Beobachtung 1799
Humboldt und der Leonidensturm

"Von halb drei an sah man höchst merkwürdige Feuermeteore. Tausende von Feuerkugeln und Sternschnuppen fielen hintereinander, vier Stunden lang." So beschrieb Alexander von Humboldt den Leonidensturm, den er mit seinem Begleiter Aimé Bonpland im November 1799 von Venezuela aus zufällig beobachtet hatte.

Von Dirk Lorenzen | 13.11.2017
    Gemälde des Leonidensturms 1833
    Gemälde des Leonidensturms 1833 (Weiss)
    "Es war kein Stück am Himmel so groß als drei Monddurchmesser, das nicht jeden Augenblick von Feuerkugeln und Sternschnuppen gewimmelt hätte."
    Humboldt übertreibt nicht: Bei Meteorstürmen scheint der ganze Himmel in Bewegung – es fallen Tausende Sternschnuppen pro Stunde. "Die Feuerkugeln schienen wie durch Explosion zu platzen. Aber die größten verschwanden ohne Funkenwerfen und ließen leuchtende, breite Streifen hinter sich."
    Im Leonidensturm sind manche Meteore so hell wie der Vollmond, so dass in ihrem Licht Gegenstände Schatten werfen. Andere hinterlassen Rauchfahnen, die noch minutenlang am Himmel zu sehen sind.
    "Feuerkugeln und Sternschnuppen wurden allmählich seltener. Indessen konnte man noch eine Viertelstunde nach Sonnenaufgang mehrere an ihrem weißen Licht und dem raschen Hinfahren erkennen."
    Zuletzt waren 2001 Leoniden am Tageshimmel zu sehen. Solche Stürme gibt es im Schnitt etwa alle dreiunddreißig Jahre. Vielleicht kommt es in siebzehn Jahren wieder zu einem Humboldtschen Himmelsfeuerwerk. Zwar huschen auch am nächsten Wochenende wieder Leoniden-Sternschnuppen über den Himmel – doch dann zeigt sich nur der normale Meteorstrom mit allenfalls einem Dutzend Exemplaren pro Stunde.