Wenn die Schwalben aus ihrem afrikanischen Winterquartier zurückkommen, dauert es nicht mehr lange bis zum Beginn der Freibadsaison. Allerdings gibt es immer weniger Rauch- und Mehlschwalben, unter anderem, weil einladende Plätze zum Nestbau fehlen. Mehlschwalben zum Beispiel suchen sich dafür Dachüberstände. Wer sie gewähren lässt, kann sich Unterstützung beim Naturschutzbund NABU holen und sein Haus zu einem schwalbenfreundlichen erklären lassen.
"Insgesamt haben wir letztes Jahr 40 Nester am Haus gehabt, und hier sehen wir zwischen 17 und 20..."
Denn am Haus von Markus Heiligers und seiner Frau in Hennef bei Bonn, nahe am Flüsschen Sieg, nisten Schwalben, seit der Neubau vor 20 Jahren mit rauem Außenputz versehen wurde. Wo die Holzsparren des Dachstuhls die Längswände berühren, kleben Nester, manchmal zwei oder drei direkt aneinander, wie Reihenhäuser.
"Im Moment sind sie noch in einem schlechten Zustand, weil die Schwalben erst vor ein paar Tagen angefangen haben, sich für die Nester zu interessieren. Und die erste Tat im Jahr ist immer, dass sie die Schäden reparieren an den vorhandenen Nestern und zusätzlich neue Nester bauen."
Lehmpfütze im Garten hilft beim Bau
Der Dachüberstand mit Holzsparren und Rauputz alleine reicht allerdings nicht, damit Schwalben nisten und immer wiederkommen, erläutert Stefan Körber vom Naturschutzbund NABU im Rhein-Sieg Kreis.
"Wir haben hier in der Nähe die Sieg, und Schwalben brauchen zum Nestbau Nistmaterial. Je weiter die Lehmvorkommen entfernt sind, umso schwieriger ist es für die Schwalben, ihr Nest zu bauen. Sobald sie den Lehm im Schnabel haben und losfliegen zu ihrem Nest, kann es sein, wenn der Weg zu lang ist, dass der Lehm so trocken wird, dass er zum Nestbau nicht mehr geeignet ist. Deswegen nisten Schwalben in der Nähe von Feuchtgebieten, meistens Flüssen und so weiter."
Mit einer stets feucht gehaltenen Lehmpfütze im Garten begnügen sie sich aber notfalls auch. Schwalben stehen stark unter Druck, seit immer mehr Häuser saniert und feuchte Wege betoniert werden. Außerdem schwinden Insekten, und landwirtschaftliche Flächen sind häufig Monokulturen ohne Hecken und Wildpflanzen. Stefan Körber vom NABU freut sich deshalb immer, wenn sich Schwalben für ein Haus interessieren:
"Grundsätzlich ist es schon mal sehr schön, wenn erst nur der Ansatz eines Nests am Haus ist. Dann wissen wir, da gibt es Schwalben, die versuchen, Nestbau zu betreiben. Wir kommen vor Ort, wir beraten die Bewohner. Und damit ist schon mal ein Grund gegeben, die Plakette zu verteilen."
"Grundsätzlich ist es schon mal sehr schön, wenn erst nur der Ansatz eines Nests am Haus ist. Dann wissen wir, da gibt es Schwalben, die versuchen, Nestbau zu betreiben. Wir kommen vor Ort, wir beraten die Bewohner. Und damit ist schon mal ein Grund gegeben, die Plakette zu verteilen."
Gemeint ist die Plakette "Schwalbenfreundliches Haus", etwa zehn mal 15 Zentimeter groß, weiß mit blauer Schrift und Schwalbenmotiv.
"Mit der Plakette wollen wir die Personen unterstützen, die sich um die Schwalben kümmern. Das gibt ein bisschen Rückhalt im Dorf, in der Nachbarschaft hinsichtlich auch dieses Kots. Mit der Plakette helfen wir den Leuten, die Akzeptanz zu erhöhen."
Wetterbericht gibt es inklusive
Ein wirkliches Problem ist der Vogelkot rund ums weiß getünchte Haus aber nicht, meint Markus Heiligers.
"Über all die Jahre kann ich sagen, dass die Wand relativ verschont bleibt von Kot. Natürlich sind da einzelne Bröckchen dran, das passiert. Aber die Masse fällt auf den Boden, wo man sie aufsammeln kann."
Weil so viele Nester unterm Dachüberstand kleben, wollte er keine Holzbretter zum Auffangen des Kots anbringen. Eine große Anzahl Nester mit Elterntieren und Jungvögeln – Markus Heiligers und seine Frau genießen die Sommerabende mit ihrem ganz besonderen Naturschauspiel.
"Schön ist es, wenn man abends auf der Terrasse sitzt und alle Schwalben nochmal die letzten Flüge machen, um nochmal Insekten zu kriegen. Dann ist der große Tross en bloc mal unterwegs. Die sind auch recht regsam untereinander. Das genießen wir jeden Abend im Sommer, wenn es passt."
Und die Wetterprognose wird noch mitgeliefert:
"Man kann an dem Flugbild ablesen, ob Hochdruck oder Tiefdruck ist. Da wo die fliegen, sind die Insekten. Und wenn wir Tiefdruck haben, dann sind die am Boden oder in Bodennähe. Und wenn wir Hochdruck haben, erwärmt sich die Luft überm Boden und die Insekten werden nach oben getragen. Die Schwalben jagen eben in höheren Luftregionen."