Wer ein Match der Darts-WM im Alexandra Palace verfolgt, kann die Energie der bunt verkleideten Dartsfans fast körperlich spüren. In der kleinen stickigen West Hall sind auch die Spieler auf der Bühne ganz nah am Publikum dran. Insgesamt finden dort nur etwas mehr als 3.000 Menschen Platz und die rund 90.000 Tickets waren innerhalb einer Stunde ausverkauft.
Für den Sportpromoter Barry Hearn ist das ein Problem. Er hat den Dartsport groß gemacht und spielt als Berater immer noch eine wichtige Rolle. Beim englischen Radiosender Talksport sagte er zuletzt: "Ich habe gefragt: wie viele Tickets hätte ich verkaufen können. Man sagte mir: mehr als 300.000. Kein Wachstum bedeutet Rückschritt. Deshalb werden wir nächstes Jahr das Teilnehmerfeld auf 128 Spieler erhöhen."
Das würde vier zusätzliche Turniertage bedeuten, gut 25.000 weitere Tickets könnten dadurch in den Verkauf gehen. Der Veranstalter, die Professional Darts Corporation PDC, möchte das noch nicht bestätigen.
Mehr Profis, mehr Matches - Darts-WM auf Expansionskurs
Der Geschäftsführer Matt Porter weist darauf hin, dass noch einige Dinge unklar sind: "Der Spielort, die TV-Partner und wir müssten uns anschauen, woher die zusätzlichen Spieler kommen. Wir haben noch keine Entscheidung getroffen, aber beschäftigen uns intensiv damit."
Fast alle Dartprofis stammen aus Europa. An der Weltmeisterschaft nehmen auch Spieler von anderen Kontinenten teil, sie sind aber deutlich in der Unterzahl und können meistens nicht vom Pfeilewerfen leben.
Der Journalist Kevin Schulte berichtet seit Jahren unter anderem für n-tv über den Dartsport. Aus seiner Sicht sollte der Veranstalter bei einem größeren Teilnehmerfeld darauf achten, "dass man auch die internationalen Qualifikationsturniere aufwertet und vielleicht den ein oder anderen Platz mehr dann nach Asien, nach Afrika, nach Südamerika vergibt, ohne dass es dann auch zu viel wird. Vielleicht kann man dann zwei Drittel zusätzlich an Profis vergeben, dann aber trotzdem auch noch ein paar weitere Exoten, sage ich jetzt mal, in den Ally Pally bringen. Weil das sind eben die Spieler, die für die Geschichten sorgen können, so in der ersten Phase der Weltmeisterschaft."
Darts auf Expansionskurs, auch beim Preisgeld
Die PDC möchte Darts zu einem globalen Sport machen. Die großen Vorbilder sind Tennis und Golf. Bis aber zum Beispiel ein Spieler aus Asien Weltmeister wird und das Siegerpreisgeld von 500.000 britischen Pfund kassiert, wird es aber wohl noch dauern.
Wenn es nach Promoter Barry Hearn geht, sind bis dahin auch schon andere Summen im Spiel: "Wir werden bald eine Million für den Sieger ausschütten. Sonst verlieren wir Aufmerksamkeit, oder jemand anders bietet eine Million."
Vertrag mit "Ally Pally" läuft aus
Für Hearn kommt auch ein anderer Austragungsort in Frage. Schließlich läuft der Vertrag mit dem Ally Pally nach dieser Weltmeisterschaft aus. Der aktuell beste deutsche Spieler Martin Schindler findet solche Überlegungen nur logisch: "So toll und so legendär auch der Ally Pally ist: wenn die Nachfrage natürlich steigt und wir den Dartsport auch alle größer machen wollen, darf es natürlich auch gerne eine andere Halle sein, oder natürlich auch gerne ein anderes Land. Ich denke, das ist einfach die Entwicklung in einem Sport, die halt sein muss."
Diskussion über neuen Austragungsort
Journalist Kevin Schulte gibt zu bedenken, dass auch der Alexandra Palace über eine weitere Halle verfügt. Dort hätten mehr als 6.000 Fans Platz: "Gleichzeitig würde das natürlich zur Folge haben, dass man mit dem ganzen technischen Equipment und so weiter und vor allen Dingen mit der Fan-Zone umziehen müsste. Und da stelle ich dann natürlich die Frage, ob das überhaupt möglich ist."
Langfristig hält aber auch er einen Ortswechsel, vielleicht in die O2-Arena in London, für realistisch. Dort wäre problemlos für mehr als 10.000 Zuschauer Platz. Matt Porter von der PDC möchte sich auch hier noch nicht in die Karten schauen lassen. "Wir wissen noch nicht, wie wir entscheiden. Wir haben verschiedene Optionen, ich kann nicht über alle sprechen. Aktuell halten wir uns alles offen, entweder in einer der Hallen des Alexandra Palace, oder irgendwo anders."
Saudi-Arabien als Drohkulisse im Poker um TV-Verträge
Promoter Barry Hearn bringt auch immer wieder Saudi-Arabien als Ausrichter ins Gespräch. Aus Sicht von Journalist Kevin Schulte ist das eine bewusste Provokation, denn im nächsten Jahr handelt die PDC für Großbritannien neue TV-Verträge aus. Die könnten viel mehr Geld bringen, als ein paar weitere Tickets: "Dann macht man vielleicht ein bisschen Druck auch im Bezug auf Sky Sports, die natürlich diese Übertragungsrechte auch nicht verlieren wollen. Die auch dieses Turnier nicht aus dem Ally Pally, schon gar nicht irgendwie aus UK heraus verlieren wollen, um diesen Darts-Charakter, der natürlich auch die Übertragungen prägt, weiter transportieren zu können. Dementsprechend kann das natürlich auch so ein Move sein, nach dem Motto: wir werden einfach mal ein paar Grenzen austesten, gucken mal, wie das Ganze ankommt."
Zumindest zu einem Gerücht äußert sich die PDC klar und deutlich: Deutschland kommt aktuell nicht als Ausrichter der Weltmeisterschaft in Frage. Und das obwohl zuletzt unter anderem die Europameisterschaft in Dortmund mit über 30.000 Fans an vier Tagen stattfand. Das größte Turnier des Sports über drei Wochen ausrichten, sei aber noch einmal etwas anderes.