Im Newsroom der "Märkischen Oderzeitung" sitzen die Online-Kolleginnen im Zentrum, mit Blick auf einen großen Bildschirm. Über das Dashboard können sie verfolgen, wann und wie oft einzelne Themen der verschiedenen Lokalausgaben angeklickt werden.
"Gestern hat die Maria-Magdalenen-Kirche in Eberswalde gebrannt, und da haben wir von unserer Lokalredaktion Videos, Fotos und natürlich auch Informationen geliefert bekommen. Und es wird von unseren Lesern weiterhin fleißig geklickt, also mittlerweile knapp 27.000."
Großes Verbreitungsgebiet in Brandenburg
Immer mehr vor allem junge Leute informierten sich nur noch im Internet, sagt Volontärin Jacqueline Westermann. Sie macht gerade Station in der mit sechs Stellen ausgestatteten Onlineredaktion.
"Was uns im Moment am meisten beschäftigt, ist einer der größten Drogenfunde Brandenburgs, der vorhin veröffentlicht wurde von der Polizei. Da hat die Polizei Brandenburg gemeinsam mit der Polizei aus Polen und der Staatsanwaltschaft Brandenburg mehrere Monate ermittelt."
Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen: So genannte "Blaulicht"-Themen laufen immer gut, erzählt Online-Redakteurin Katrin Hartmann. Aber auch Kitaplätze und -gebühren sind Dauerbrenner und immer wieder die Rückkehr des Wolfes. Das Themenspektrum ist auch in den Printausgaben besonders breit, weil die "Märkische Oderzeitung" in Brandenburg ein riesiges Verbreitungsgebiet hat: von der Grenze zu Sachsen im Süden bis zur Grenze Mecklenburg-Vorpommerns im Norden.
Reporter sollen Videos mitbringen
Die Reporter der 16 Lokalredaktionen müssten selbstständig abwägen, welches Thema im Internet und in den sozialen Netzwerken auf Interesse stoßen könnte, wo es ein Video braucht, sagt Hartmann.
"Wenn sie jetzt irgendwas mitkriegen und sie merken: 'Oh, das ist ja vielleicht doch ein bisschen bildgewaltiger, als ich dachte‘, dann müssen sie ihr Smartphone eigentlich dabeihaben und das dann auch zücken. Dieses Jahr läuft es so an. Ist ja auch eine Umstellung und ein Prozess, dem man ein bisschen Zeit geben muss.'"
Massiver Auflagenschwund
Als Claus Liesegang vor drei Jahren als neuer Chefredakteur kam, hat er als erstes für eine mobiloptimierte Webseite gesorgt, damit man die MOZ morgens auf dem Weg zur Arbeit auf dem Handy lesen kann.
"Also wir haben zwei Ziele, wie wir uns verbessern wollen: Das eine ist die Reichweite, also die Visits, und das andere ist Inhalt, der in Bezahlabos konvertiert. Für die Reichweite sind Blaulicht, diese Themen, ganz wichtig. Und für das andere ist Exklusivität und Exzellenz ganz ausschlaggebend in Verbindung mit Emotionen. Das sind die drei großen 'E'."
Die "Märkische Oderzeitung" hat laut Liesegang derzeit eine Gesamt-Auflage von rund 77.000 Print-Exemplaren. Vor zehn Jahren waren es fast 20.000 mehr. Wegen des Auflagenschwundes heißt es nun: "online first". Beim ePaper sieht der Chefredakteur noch viel Potenzial: In der letzten November-Woche wurden die Seiten der MOZ 1,4 Millionen Mal aufgerufen. Das ist ein Plus von 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - trotz des mancherorts noch lahmen Internets in Brandenburg.
"Weg von Terminjournalismus"
"Uns ist völlig klar, dass wir das Pensum, das wir einst nur für Print geleistet haben, nicht auch noch dadurch erhöhen können, indem wir jetzt noch die ganze digitale Arbeit draufpacken, sondern wir müssen auf Dinge verzichten. Der Trend geht weg von diesem Terminjournalismus hin zu Themen setzen. Da müssen wir uns ändern."
In den Ausgaben für Frankfurt/Oder und die Grenzregion spielt das Thema Polen natürlich eine große Rolle. Das Spezialgebiet des langjährigen Reporters Dietrich Schröder, der fließend Polnisch spricht. Frankfurt ist die Schwesterstadt von Slubice, das gegenüber auf der anderen Seite der Oder liegt.
Großes Interesse an polnischen Nachbarregionen
Die beiden Städte arbeiten mittlerweile eng zusammen, teilen sich das Fernwärmenetz, planen die Verwaltung teils gemeinsam. Seit Jahren ermitteln hier auch die deutsche und die polnische Polizei Hand in Hand, auf der Jagd nach Autodieben zum Beispiel. Das Interesse am Nachbarland sei bei den Lesern der MOZ entsprechend hoch, erzählt Dietrich Schröder:
"Wobei das nicht immer heißt, dass man sich auch mit dem politischen Gegebenheiten im anderen Land beschäftigt. Aber das kam dann im zweiten Schritt."
Als nämlich die nationalistische, EU-kritische PIS-Partei in Warschau an die Macht kam:
"Dann war es plötzlich so, dass wir hier in der Grenzregion Vorreiter von Europa gewesen sind. So wie es hier ist, so müsste es eigentlich sein. Da ist schon inzwischen ein gewisses Labor 'EU ohne Grenzen', Erfahrungswerte entstanden."