Rund 250 Besucher waren im ausverkauften Plenarsaal der Akademie der Künste versammelt, und sie erlebten eine anregende, zuweilen humorvolle Diskussion. Wobei Kulturstaatsministerin Monika Grütters gleich zu Anfang – und nicht ganz ohne Stolz – die gesellschaftliche Akzeptanz der Museen in Deutschland betonte.
"Die Museen sind die Häuser, die nicht nur das zahlenmäßig meiste Publikum anziehen, sondern bei denen die größte Vielfalt im Publikum zu beobachten ist. Das gibt es weder im Theater noch in anderen Kultureinrichtungen, auch Musik und Konzerte sind stärker auf ihr Publikum hin angelegt. Die Museen sind die Orte, die ein sozusagen hemmungsloses Angebot machen an jeden."
Wobei Frau Grütters sogleich den Bogen zur Vermittlungsarbeit schlug. Denn nach ihrer Meinung gibt es in diesem Bereich hierzulande Defizite.
"Die Museen sind die Häuser, die nicht nur das zahlenmäßig meiste Publikum anziehen, sondern bei denen die größte Vielfalt im Publikum zu beobachten ist. Das gibt es weder im Theater noch in anderen Kultureinrichtungen, auch Musik und Konzerte sind stärker auf ihr Publikum hin angelegt. Die Museen sind die Orte, die ein sozusagen hemmungsloses Angebot machen an jeden."
Wobei Frau Grütters sogleich den Bogen zur Vermittlungsarbeit schlug. Denn nach ihrer Meinung gibt es in diesem Bereich hierzulande Defizite.
"Noch heute ist es aber so, dass bei den Museen viermal so viele Kuratoren-Stellen existieren wie Vermittlungsstellen. Ich reise viel durch die Welt, es gibt welche, in Brasilien zum Beispiel, da ist das umgekehrt das Verhältnis. Ich möchte nicht Kuratoren-Stellen opfern zugunsten von Vermittlungs-Stellen. Es braucht einfach mehr."
Darf ein Museum eine Art Marke sein?
Dass weder Jeanine Meerapfel noch Stefan Kraus auf diese Forderung eingingen, war eine verpasste Chance. Vielmehr fragte die Akademie-Präsidentin, ob Museen heute zu stark auf den Druck des Marktes reagieren müssten – Stichwort Marketing. Und der Kolumba-Direktor Stefan Kraus, der sein Studium mit Marktforschung finanzierte, betonte, dass ein Museum durchaus auch eine Art Marke sein dürfe. Er habe aber das Kunstmuseum des Erzbistums Köln Kolumba aus der Sammlung heraus entwickelt. Entscheidend aber sei:
"Wie weit ist die Bereitschaft da, nicht irgendwelchen Marketingkonzepten zu folgen, die möglicherweise völlig fremd sind für das, worum es da eigentlich geht, sondern die Bereitschaft dazu zu sagen: Was haben wir für eine Sammlung? Was ist der Träger? Was ist der Ort? Was ist der Kontext? Das muss man ja auch berücksichtigen? In welcher Nachbarschaft sind wir? Das Humboldt-Forum macht in Berlin sicher Sinn - an dieser Stelle, in diesem Gebäude. Ich hoffe, wir werden es sehen, wir werden es erleben. Aber auch das kann man nicht übertragen."
Das Humboldt-Forum wurde zwar öfter an diesem Abend erwähnt, aber ohne näher auf sein Konzept einzugehen. Verständlich: Denn das Humboldt-Forum ist noch neu, stand schon oft im Zentrum öffentlicher Debatten und ist kaum mit einem klassischen Museum zu vergleichen. Aber sinnvoll wäre es gewesen, wenn zum Beispiel Raphael Gross, der neue Präsident des Deutschen Historischen Museums an der Diskussion teilgenommen hätte. Denn er arbeitet zurzeit an einem neuen Leitbild für sein Haus. Wenn es um die Zukunft der Museumslandschaft geht, freut sich Monika Grütters schon jetzt auf das in Berlin geplante Exilmuseum. Auch wenn es noch keinen konkreten Zeitplan dafür gibt.
Das Humboldt-Forum wurde zwar öfter an diesem Abend erwähnt, aber ohne näher auf sein Konzept einzugehen. Verständlich: Denn das Humboldt-Forum ist noch neu, stand schon oft im Zentrum öffentlicher Debatten und ist kaum mit einem klassischen Museum zu vergleichen. Aber sinnvoll wäre es gewesen, wenn zum Beispiel Raphael Gross, der neue Präsident des Deutschen Historischen Museums an der Diskussion teilgenommen hätte. Denn er arbeitet zurzeit an einem neuen Leitbild für sein Haus. Wenn es um die Zukunft der Museumslandschaft geht, freut sich Monika Grütters schon jetzt auf das in Berlin geplante Exilmuseum. Auch wenn es noch keinen konkreten Zeitplan dafür gibt.
"Ich glaube, neben dem musealen Aspekt, der die Jahre 33 bis 45 primär ins Blickfeld nehmen will, durch die private Initiative, ist mir mindestens genauso wichtig, eine Möglichkeit der Begegnung hier Exilierter heute zu schaffen. Das, glaube ich, ist ganz wichtig. Und da haben wir eine große Verantwortung, nicht zuletzt aufgrund unserer Geschichte."
Pinselstriche kann man nicht digital erleben
Was die Digitalisierung der Museen betrifft, reiht sich Stefan Kraus in die Reihe der Kritiker ein. Ja, er lehnt sie weitgehend ab. Das sieht man auch an der spartanisch gehaltenen Website des Kolumba-Museums. Kraus widerspricht in diesem Zusammenhang dem Kulturkritiker Walter Benjamin.
"Das Kunstwerk ist immer und zu allen Zeiten reproduzierbar gewesen!" Nein, das ist es eben nicht! Es ist es eben nicht. Die Malerei macht uns das bis heute vor. Dieses Medium ist eben noch lange nicht ausgestorben, ganz im Gegenteil. Ich glaube, es ist lebendiger als je zuvor. Und da macht es schon einen Unterschied, wenn man die Spur eines Malers lesen kann, in dem Pinselstrich, den er da führt. Und wie genial er es wirklich schafft, das, was ich als Freiheit, als empfundene Freiheit bezeichnen würde, in die Malerei so hineinzubringen, dass ich das erleben kann. Das kann ich nicht digital erleben."
Eine abwechslungsreiche Diskussion, die klar machte, dass Museen künftig noch mehr Orte sein sollten, in denen Exponate nicht nur präsentiert werden, sondern in denen es darum geht, Kontexte herzustellen. Besser noch: Kontext und Aktualität miteinander zu verbinden. Inwieweit die Digitalisierung dabei helfen kann, darüber gehen die Meinungen auseinander.