Mitarbeitende zu Sparmaßnahmen
Grimme-Institut ist mehr als seine Preise

Der große Stellenabbau ist vorerst abgewendet, doch die Zukunft des Grimme-Instituts in Marl bleibt ungewiss. Die Gesellschafter wollen sich auf Grimme-Preise und Grimme-Online-Award konzentrieren. Belegschaftsvertreterin Aycha Riffi widerspricht.

Aycha Riffi im Gespräch mit Benedikt Schulz | 20.12.2023
Die Ziegelstein-Fassade des Grimme-Instituts ins Marl
Das renommierte Grimme-Institut in Marl hat zuletzt Schlagzeilen gemacht mit finanziellen Problemen. Nun reagieren Belegschaft und Gesellschafter. (Imago Images | Rupert Oberhäuser )
Das Grimme-Institut schreibt rote Zahlen. Die finanziellen Nöte sind mittlerweile existenzgefährdend. Viele Medienschaffende und Prominente haben deswegen in offenen Briefen Alarm geschlagen.
Nun gibt es Entwarnung - zumindest für das kommende Jahr. In einem Statement hat die Belegschaft des Instituts angekündigt, bei ihren Gehältern zu sparen:

Wir verzichten auf die Tariferhöhung im kommenden Jahr und leisten so einen substanziellen Beitrag zur finanziellen Absicherung des Grimme-Instituts im Jahr 2024.

Und versichert in dem Zuge, sich um Fördermittel und Kooperationen zu bemühen. Dadurch können die befürchteten betriebsbedingten Kündigungen vorerst abgewendet werden.

Kritik zu Bereichskürzungen

Gleichzeitig kritisiert die Belegschaft die Entscheidung der Gesellschafter, die Bereiche Forschung und Medienbildung abzuwickeln. Sie seien unverzichtbar für den Wesenskern des Hauses und eine Kürzung sei strategisch der falsche Weg.
Anders bewertet NRW-Medienminister Nathanael Liminski die Streichung der beiden Bereiche. Medienforschung und kulturelle Arbeit finde in Deutschland an anderen Stellen statt, so Liminski im Deutschlandfunk.

Kernaufgabe Preise?

Das Land Nordrhein-Westfalen gehört zu den Gesellschaftern des Grimme-Instituts und ist größter Geldgeber. Im Gesellschafter-Kreis, zu dem auch der Volkshochschulverband und der WDR gehören, sei man sich einig, dass Grimme-Preis und Grimme Online Award Priorität haben.
Zur Kernaufgabe des Grimme-Instituts gehört aus Gesellschafter-Sicht, "die Qualität von Medien, von Journalismus, von Mediendiskurs sicherzustellen".
Das Statement der Belegschaft entspreche nicht dem, was die Gesellschafter aktuell entschieden haben, so Liminski weiter. So müsse die Preisverleihung des Grimme Online Awards auf jeden Fall im kommenden Jahr stattfinden.

Positives Signal der Gesellschafter

Diese Aussage sein ein ermutigendes Signal, das sie als Schub mit ins neue Jahr nehme, sagt Aycha Riffi, Belegschaftsvertreterin im Aufsichtsrat des Grimme-Instituts.
Anders bewertet sie die Streichung der Bereiche Medienbildung und Forschung. Gerade in Zeiten von Fake News, Desinformation und Hate Speech seien die Kürzungen umso bedauerlicher.

Ziel: Mehr Drittmittel und Kooperationen

"Wir reden ja davon, dass es eigentlich zu wenig Medienarbeit gibt. Gerade da zu streichen, finde ich schon mehr als schmerzlich", so Riffi. Man habe in der Vergangenheit eine Verknüpfung zwischen Medienbranche und Wissenschaft hergestellt, für die nun das Geld fehle.
Für die Zukunft sehe sie als große Aufgabe der Mitarbeitenden, mehr Gelder über Drittmittel zu akquirieren, um Veranstaltungen und Projekte umzusetzen. In Zeiten steigender Kosten durch Inflation und hohen Energiepreise sei diese Arbeit aber nicht leichter geworden.