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Zukunft von Karstadt
Der Traum von der Deutschen Warenhaus AG

Nun hat also die Warenhauskette Karstadt einen neuen Eigentümer gefunden. Der möchte das Unternehmen sanieren. Und vielleicht träumt er auch von der Deutschen Warenhaus AG, dann im Verbund mit dem Kaufhof. Dessen Eigentümer Metro plante einst selbst ein solches Projekt - und scheiterte.

Von Felix Lincke |
    Wo ein Warenhaus scheitern muss an der fehlenden Wirtschaftlichkeit, haben vielleicht viele zusammen doch noch eine Chance. Das ist die Grundidee der Deutschen Warenhaus AG, die seit mehr als einem Jahrzehnt Aktionäre und Eigentümer umtreibt, und doch nie verwirklicht wurde. So zeigte sich schon der frühere Metro-Chef Eckhard Cordes interessiert an Karstadt:
    "Wir wollen einen starken europäisch-deutschen Kaufhauskonzern bauen. Wir wollen aus heute zusammen 200 Häusern Kaufhof und Karstadt zusammen ungefähr 160 machen. Und wenn wir das geschafft und gemacht haben, werden wir einen langfristig lebensfähigen deutschen Kaufhauskonzern geschmiedet haben."
    Internationale Kooperationen wurden von Cordes gleich mitgedacht. Bei den vielen Namen, die für die Großfusion schon mal gehandelt wurden, waren italienische Kaufhauskönige und französische Konsumgüterkonzerne ebenso dabei wie Banken und Finanzinvestoren.
    Denen, so vermutete man, würde es wohl eher um die Verwertung der großen Immobilien in den Zentrumslagen der deutschen Fußgängerzonen gehen, als um die die Erhaltung von Arbeitsplätzen:
    - "Karstadt kenne ich durch mein ganzes Leben. Und deshalb: Karstadt muss erhalten bleiben."
    Arcandor ging insolvent
    Aus Karstadt war zwischenzeitlich KarstadtQuelle geworden und aus KarstadtQuelle zusammen mit Neckermann und Thomas Cook die Arcandor AG. Und an deren Spitze stand der frühere Bertelsmannchef Thomas Middelhoff. Ein halbes Jahr vor der Insolvenz von Arcandor war Middelhoff noch selbstbewusst:
    "Karstadt liegt absolut so, wie wir uns das erhofft haben."
    Doch die Immobilien, das Wertvollste von Karstadt, hat Middelhoff verkauft. Wenn nun in einer größeren Stadt zwei Warenhäuser von Karstadt und Kaufhof zusammengelegt werden müssten, steht somit fest, welcher Standort erhalten bleibt. Doch das Interesse an einer solchen Fusion hat bei der Kaufhof-Mutter Metro nach der Insolvenz von Arcandor 2009 nachgelassen. Cordes wollte seine Warenhäuser nun nicht mehr mit denen von Karstadt zusammenlegen:
    "Richtig ist ebenfalls, dass der Kaufhof nach unseren Maßstäben für ein vergleichsweise geringes Geschäft in der Metro Group steht und deshalb für uns kein Wachstumstreiber ist."
    Kaufhof steht möglicherweise zum Verkauf
    Im Klartext heißt das: Wer den Kaufhof will, kann ihn der Metro Group abkaufen, wenn der Preis stimmt. Daran, die Deutsche Warenhaus AG selber zu schaffen, hat der größte Handelskonzern des Landes nun kein Interesse mehr.
    Aber vielleicht schafft das ja ein Österreicher. René Benko wird nachgesagt, er habe die restlichen 83 Warenhäuser von Karstadt nur übernommen, um sie in zwei Jahren zu sanieren und anschließend mit denen von Kaufhof zusammenzulegen. Nicht alle, aber vielleicht die meisten von ihnen, wären dann Teil der viel diskutierten Deutschen Warenhaus AG.