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Zukunftsprojekte
Forschungsvorhaben der Chemie-Industrie

Von Brigitte Scholtes |
    10,5 Milliarden Euro hat die deutsche Chemieindustrie im vergangenen Jahr in Forschung und Entwicklung investiert, acht Prozent mehr als 2012– und so viel wie nie zuvor. Die Chemie- und Pharmaunternehmen seien sehr forschungsintensiv, meint BASF-Vorstand Andreas Kreimeyer, Vorsitzender des Ausschusses für Forschung Wissenschaft und Bildung im Branchenverband VCI. Auf sie entfällt knapp ein Fünftel der gesamten Forschungsausgaben der deutschen Industrie, mehr schafft nur die Autoindustrie. Innovationen der Industrie seien das Fundament eines wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandortes, sagt Kreimeyer:
    "Eine hohe Innovationsleistung der Unternehmen ist kein Selbstläufer. Denn es geht nicht nur darum, Geld hineinzutun, sondern auch Leistung herauszubringen. Dadurch, dass die Unternehmen Geld investieren in Forschung und Entwicklung, ist für den Fortschritt in unserer Gesellschaft noch nichts geleistet. Nur wenn ein Output realisierbar, wenn wir dann Produkte dann auch in den Markt einführen können, können diese Innovationsleistungen wir als Konsumenten tagtäglich auch genießen und nutzen."
    Das ist in der Pharmaindustrie sehr viel aufwendiger als in der Chemie: Wegen der hohen Anforderungen bei der Medikamentenentwicklung liegt die Forschungsintensität gemessen am Umsatz dort bei 15 Prozent, auch weil die Produktzyklen kürzer sind. Jeder zehnte Beschäftigte in der Chemieindustrie arbeitet mittlerweile im Bereich Forschung und Entwicklung. Sie alle suchen etwa nach Lösungen, die die Energiewende erleichtern, so nach leichten Materialien für die Rotorblätter der Windkraftwerke, sie entwickeln organische Fotovoltaikmaterialien oder auch Hochtemperatur-Supraleiter, die fast verlustfrei Strom für den Stromtransport übertragen können:
    Stärkere Unterstützung durch den Staat gefordert
    Doch die Industrie fordert eine stärkere Unterstützung durch den Staat, auch wenn sie im vergangenen Jahr ihr Forschungsbudget so stark ausgeweitet hat, Andreas Kreimeyer erläutert warum:
    "Diese acht Prozent werden im Wesentlichen beigetragen von den großen Unternehmen. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die erforderlich sind, um Innovationspotenziale ebenfalls zu generieren, haben nicht diese Mittel. Und darum sind wir der Meinung, dass man die staatliche Förderung weiter nach vorne schrauben sollte. Denn diese Gelder fließen ja meist auch wieder in die Hochschulen ein, das geben wir ja nicht hausintern aus, sondern meistens geben wir das in Form von Kooperationen weiter. Unsere Erfahrung zeigt, wenn wir einfach das mal mit anderen Ländern vergleichen, dass das Innovationsmomentum und das –potenzial deutlich noch stärker gefördert wird dadurch."
    China fördert Forschung massiv
    Vor allem in China wird die Forschung zurzeit massiv gefördert. Der Druck auf die deutschen Unternehmen steige also, sagt Kreimeyer:
    "Trotzdem ist der Innovationsdruck weiter verschärft. Insbesondere die Schwellenländer machen deutliche Fortschritte. Innovationssprünge im globalen Wettbewerb, besonders bei momentan schwacher Nachfrageentwicklung auf nahezu allen Märkten ist der entscheidende Wettbewerbsvorteil. Ich glaube, darauf muss sich Deutschland einrichten."
    Das aber sei auch der Bundesregierung bewusst.