Automobilindustrie
Zulieferer Bosch will Tausende Stellen streichen

Angesicht der Krise in der Automobilindustrie will der Zulieferer Bosch mehr Stellen streichen als bislang bekannt. In den kommenden Jahren gibt es einen weiteren "Anpassungsbedarf" von bis zu 5.550 Stellen, heißt es von Konzernseite. Mehr als zwei Drittel davon sollen in Deutschland wegfallen. 

    Das Bosch-Logo ist auf dem Dach eines Werksgeländes zu sehen.
    Auch den Zulieferer Bosch trifft die Krise in der Automobilindustrie. (picture alliance / dpa / Tom Weller)
    Von den aktuellen Plänen am stärksten betroffen ist den Angaben zufolge der Software-Geschäftsbereich, der zum Beispiel für Assistenzsysteme und automatisiertes Fahren zuständig ist. Bis Ende 2027 sollen dort weltweit 3.500 Stellen wegfallen, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Dem Betriebsrat zufolge geht es um die Standorte Leonberg, Abstatt, Renningen und Schwieberdingen sowie Hildesheim.
    Zusätzlich sollen im Werk Hildesheim, in dem Bosch Produkte für die Elektromobilität fertigt, rund 750 Stellen bis 2032 wegfallen - ein Großteil davon bereits bis Ende 2026. Außerdem gibt es Sparpläne für die Sparte, die Lenksysteme für Autos und Lastwagen herstellt. Am Standort in Schwäbisch Gmünd sollen von 2027 bis 2030 bis zu 1.300 Jobs abgebaut werden, mehr als ein Drittel der Beschäftigten dort.
    Bei den Zahlen handele es sich um Planungen, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Genaue Zahlen seien Teil der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern, die nun beginnen sollen. Der Abbau solle so sozialverträglich wie möglich gestaltet werden. Es gelte weiter die 2023 geschlossene Vereinbarung, die betriebsbedingte Kündigungen in der Zuliefersparte in Deutschland bis Ende 2027 ausschließe, in Teilen sogar bis Ende 2029. In dem Bereich arbeiteten Ende 2023 gut 72.000 der rund 134.000 Bosch-Mitarbeiter hierzulande. 

    Grund für Abbaupläne: Krise in der Autobranche

    Bosch begründet die Sparpläne mit der Krise in der Autoindustrie. So will etwa der Autobauer Ford bis 2027 in Deutschland 2.900 Stellen streichen. Bei Volkswagen stehen Lohnkürzungen, Werksschließungen und ein Stellenabbau im Raum, laut Betriebsrat sind drei Werke und Zehntausende Jobs bedroht. Die Zulieferer ZF, Continental und Schaeffler hatten bereits angekündigt, Tausende Stellen abzubauen.
    "Die globale Fahrzeugproduktion wird in diesem Jahr bei rund 93 Millionen Einheiten stagnieren, wenn nicht sogar gegenüber dem Vorjahr leicht zurückgehen", teilte Bosch mit. Im kommenden Jahr erwarte man allenfalls eine geringfügige Erholung. In der Branche gebe es erhebliche Überkapazitäten. Zudem habe sich der Wettbewerbs- und Preisdruck verschärft. Insbesondere die Nachfrage nach intelligenten Fahrerassistenzsystemen und Lösungen zum automatisierten Fahren entwickle sich nicht so wie erhofft, hieß es von Bosch.

    Betriebsratschef: Ankündigung ist "Schlag ins Gesicht"

    Scharfe Kritik an den Kürzungsplänen kommt von den Arbeitnehmervertretern. Die Ankündigung des Unternehmens sei für die Mitarbeiter ein Schlag ins Gesicht, teilte der Betriebsratschef der Zuliefersparte, Sell, mit. Bereits im Mai sei in vier verschiedenen Geschäftsbereichen ein Personalabbau von insgesamt rund 2.200 Stellen vereinbart worden. Der zusätzliche Personalabbau innerhalb kurzer Zeit lasse das Vertrauen in die Geschäftsführung schwinden und führe zu großer Verunsicherung. Der Betriebsrat kündigte Widerstand gegen die Pläne an.
    Erst gestern hatte die Unternehmensleitung angekündigt, die Arbeitszeit in der Stuttgarter Firmenzentrale zu kürzen. Zum 1. März 2025 sollen 450 Beschäftigte nur noch 35 Stunden pro Woche arbeiten und dafür Lohneinbußen hinnehmen.
    Diese Nachricht wurde am 22.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.