Thomas Pigor ist deutscher Kabarettist, Liedermacher, Buchautor, Komponist und seit Ende der 1970er-Jahre mit verschiedenen Bühnenprogrammen unterwegs. Seine Texte beziehen sich vorzugsweise auf aktuelle Ereignisse, und er gilt als einer der Erneuerer des deutschen Chansons. Mit seinem Bühnenpartner Benedikt Eichhorn, mit dem er seit 1995 auftritt, hat Pigor 2018 den Salzburger Stier bekommen - den sogenannten "Radio-Oscar". Für ihre satirischen Programme erhielten sie gemeinsam bereits den Deutschen Kleinkunstpreis, den Österreichischen Kabarettpreis und den Deutschen Chansonpreis.
Mal hart, mal weich
Unter anderem für "Corso - Kunst & Pop" im Deutschlandfunk hat Thomas Pigor - hier und da mit Gastmusikerinnen und -musikern - jeden Monat ein Chanson geschrieben, gesungen und gefilmt. Egal ob folkig, poppig, jazzig oder technoesk - Pigor hat seit Ende 2010 die Grenzen des Genres Chanson ausgetestet und Politik, Gesellschaft und Jahreszeiten auf die Schippe genommen. "Ich suche die perfekte Mischung von harten und weichen Themen", sagte Pigor über seine Arbeit in diesem Programm.
Die Corso-Redaktion hat zum 100. Jubiläum und zum Ende der Reihe die 11 besten Chansons und Videos ausgewählt:
Die kleinen Kreativen schuften bis zur Selbstausbeutung, das freut die Chefs auf ihrer Suche nach Einsparpotentialen. Ein Liebeslied für die Kreativarbeiter - und hoffentlich kein Kommentar des Künstlers auf seinen Auftraggeber.
Der SPD-Kanzlerkandiat ist gescheitert, die GroKo bahnt sich an. "Da gibt's ein Kommunikationsproblem", heißt es im Chanson. Optisch wirkt das Video zum Song sehr farbenfroh, nach dem Motto: Pigor meets Meese.
"Rrrrrrr" - Thomas Pigor hat das schönste R in der deutschsprachigen Kabarettszene, wie er in diesem Chanson eindrucksvoll beweist. Ein Abgesang auf den Nationalismus, der in Europa (und nicht nur hier) um sich greift. Und ein Plädoyer für mehr Köpfchen.
Dutt, Bart und Hornbrille - das Phänomen Großstadthipster wurde in "Corso" immer wieder kritisch hinterfragt. Auch Pigor und Tim Fischer tun es - auf ihre Art. (PS: Die Corso-Redaktion zählt 4 Bärte, 0 Dutts und 0 Tattoos - zumindest keine sichtbaren)
Die Corso-Redaktion ist sich einig: Dies war das beste Kleidungsstück im Chanson des Monats. Wie fühlt man sich als verhüllter Songwriter, wie steht die Burka einem ausgewachsenen Mann? Ein Selbsttest von Pigor mit politischer Aussage.
"Bitte, bitte, Briten: Bleibt in unserer WG!", flehte Singer-Songwriter in seinem Tune für den Monat June 2016. Am Ende hieß es - wir wissen es - "shit happens".
Spätestens seit den Mohammed-Karikaturen ist klar: Mit dem Allerhöchten macht man besser keine Scherze. Thomas Pigor fand aber einen Weg, um an Gott - oder besser: den Gottestfürchtigen - Kritik zu üben. Corso meint: "Auch für das Chanson gilt die Meinungsfreiheit."
Eine Abrechnung mit dem ignoranten Nachwuchs. Ob der Text von Thomas Pigor stammt oder von seiner Mutter, ist noch nicht final geklärt.
Edward Snowden sei Dank erfuhr die Welt Mitte 2013 von der Abhörpraxis der Geheimdienste wie NSA und Co. Während der Whistleblower sein Smartphone in den Kühlschrank legt, um nicht abgehört zu werden, hat sich Pigor ein besonderes Mittel antrainiert.
Ein Dauerbrenner unter den Skandal-Themen (auch schon vor der Kritik von Boris Palmer): die Dauerbaustelle Flughafen Berlin-Brandenburg. Es bleibt offen, ob der Airport beim einem 200. Chanson des Monats im Jahr 2026 fertiggestellt werden würde.
Typisch (Wahl-)Berliner! Kaum wird's mal wärmer, schon heißt es: gammeln. Pigor feierte die hippieske Chill-Kultur mit Raster-Perücke und Klampfe (beides nicht im Bild) vor dem Berliner Reichstag.
Thomas Pigor: "100 Chansons: Die Chansons des Monats der letzten acht Jahre"
Con Anima Verlag Düsseldorf, 2018. 56 Seiten, 25 Euro.
Con Anima Verlag Düsseldorf, 2018. 56 Seiten, 25 Euro.