Karin Beindorff: Am 11. September wäre der Philosoph Theodor W. Adorno 100 Jahre alt geworden. Ein Anlass, in dieser Sendung an sein Werk und an die Kritische Theorie der Frankfurter Schule zu erinnern, die er mitbegründet hat. Zu den wichtigen Mitarbeitern am Frankfurter Seminar für Philosophie, an dem Adorno lehrte, gehörte Alfred Schmidt, der dort später den Lehrstuhl Max Horkheimers für Philosophie und Soziologie übernahm und heute emeritiert ist. Im Sommersemester 1952 hatte Schmidt sein Studium in Frankfurt aufgenommen. Er kannte Horkheimer, erfuhr von Adornos Vorlesungen aber erst später:
Alfred Schmidt: Was mir auffiel, war die außerordentliche geistige Präsenz einer glasklaren Diktion. Auch wenn man nicht alles auf Anhieb verstand: Es wurde einem deutlich, dass es hier um wesentliche Gegenstände ging, und nach und nach wurde auch deutlich, dass Adorno - wenn er über einzelne Sachverhalte sprach - eine Hintergrundvorstellung vom Weltlauf überhaupt voraussetzte, eine Hintergrundvorstellung, die einem aber erst nach einer Weile aufging. Ich habe dann sehr bald auch an dem Donnerstagsseminar, das von Horkheimer und Adorno gemeinsam bestritten wurde - 16 bis 18 Uhr - teilgenommen; eine Veranstaltung, die in jenen Jahren in Frankfurt eine gewisse Berühmtheit erlangte. Es nahmen dort nicht nur Leute teil, die studierten, sondern auch solche, die schon studiert hatten, ja auch solche, die in anderen Seminaren schon eine Lehrtätigkeit ausübten. Es war ein gesellschaftliches Ereignis, kann man sagen, und hier wurde mir deutlich, dass Adorno von der Exegese der Texte her zu seinen Gedankengängen kam. Horkheimer und Adorno haben sich in einer sehr wohltuenden Weise ergänzt, gerade aufgrund der verschiedenen Temperamente. Adorno war der spekulativere, während Horkheimer ein wenig in der Rolle des skeptischen Aufklärers verharrte. In den Seminaren konnte man buchstäblich die Stecknadel fallen hören. Ich habe das in meiner ganzen späteren akademischen Zeit nie wieder erlebt, eine gespannte Aufmerksamkeit, die freilich auch etwas Bedrückendes haben konnte.
Karin Beindorff: Man sagt Adorno eine gewisse intellektuelle Strenge nach. Sie haben ja auch mit ihm zusammen gearbeitet. Man sagt ihm auch nach, er sei im Umgang recht schwierig gewesen.
Alfred Schmidt: Vor allem hatte Adorno eine große Angst vor falschen Vertraulichkeiten und falschen Unmittelbarkeiten. In einer Welt der Entfremdung und der sozialen Kälte schien es ihm unangebracht, eine menschliche Nähe sich und anderen vorzuspiegeln. Ich habe immer wieder die Beobachtung gemacht, dass er mit einer todernsten Miene auf einen zukam, obwohl er gar keinen Groll gegen jemanden hegte, aber es war ihm schon zuviel das uns naheliegende Lächeln, wenn man jemanden trifft, das war ihm schon zuviel. Er sprach dann mit Grabesstimme, und meist waren es sachliche Belange. Ich habe erst nach Jahren beispielsweise erfahren, dass er herzkrank war, zuckerkrank war, das erfuhr man nach seinem Tode. Es mögen andere lange schon gewusst haben, das drang nicht vor in die Arbeitsatmosphäre des Philosophischen Seminars. Dort war über all die Jahre hinweg von Kant und Hegel die Rede. (...) Die Anstrengung des Begriffs im Hegelschen Sinn wurde uns abverlangt, und nichts hat Adorno so geärgert, er war allergisch gegen weltanschauliches Geschwätz. Also, das hat er sofort herausgefunden und auf das Schärfste bekämpft.
Karin Beindorff: Adorno verließ schon mit 17 die Schule, legte mit 21 eine Dissertation über Edmund Husserls Phänomenologie bei seinem ersten Lehrer Hans Cornelius vor, bei dem der Versuch einer Habilitation dann aber scheiterte. Adorno habilitierte sich später bei dem Theologen Paul Tillich. Er verfasst eine Arbeit über den "Vater aller Existenzialismen", wie Alfred Schmidt ihn nennt, über Sören Kierkegaard und dessen "Konstruktion des Ästhetischen".
Alfred Schmidt: Das sozialkritische Grundvokabular des späteren Adorno ist in dieser sehr kritischen Darstellung Kierkegaards, der nicht nur von den Theologen, sondern eben auch etwa von Heidegger und den Existentialontologen gefeiert wurde in dieser Zeit. Das Grundvokabular ist eben schon das der Kritik der politischen Ökonomie, hier taucht also bereits Marx und die Lehre vom Fetischcharakter der Ware auf. Was mir besonders interessant war an der Schrift: Es gibt da ein Kapitel "Soziologie der Innerlichkeit", was ja etwas paradox klingt. Der Nachweis, dass gerade die Kategorie der Innerlichkeit, das der empirischen Welt so ganz Enthobene, selber doch auch auf verschlungenen Wegen auf die reale Welt zurück verweist, war mir damals spannend, eine sehr schwierige Lektüre, muss ich sagen.
Karin Beindorff: Er hatte sehr früh Siegfried Kracauer kennen gelernt, mit dem er Kant gelesen hat. Sie haben sich immer Samstagnachmittags verabredet, um die "Kritik der reinen Vernunft" zu lesen. Das kann man sich heutzutage auch nur schwer vorstellen. Walter Benjamin hat er kennen gelernt. Das war etwas später als Kracauer. Sie haben schon angesprochen die Lektüre von Lukács, aber auch "Der Geist der Utopie" von Ernst Bloch hat eine Rolle gespielt.
Alfred Schmidt: Der sogenannte "Theoretische Messianismus", also der Versuch, die Marx’sche Geschichtsauffassung sozusagen eschatologisch aufzuladen, wenn ich das einmal so ausdrücken darf. Bei Kracauer, sagt Adorno in einem kleinen Aufsatz, der ihm gewidmet ist, sei ihm früh das Antisystematische aufgefallen, dann eine Aversion gegen den akademischen, die Wirklichkeit verklärenden Idealismus. Walter Benjamin, glaube ich, ist sehr wichtig in den späten 20er Jahren auch für ihn geworden, aber das führte auch ein bisschen in die Nähe von Bloch, diese mehr theologisch-mystischen Aspekte etwas. (...) Die Interpretation, das subjektive Moment, das Denken in Bildern, die nichts abbilden, das war, glaube ich, ein Faszinosum für den jungen Adorno, die Neuordnung der verfestigten, routinierten Weltvorstellungen. Und dann, meine ich, es ist sehr früh eben, die Negativität des Weltlaufs, aber nicht im Sinne eines romantischen Weltschmerzes, sondern mit sehr genauem Blick auf irdische Faktoren, die den Negativitätscharakter der Wirklichkeit ausmachen.
Karin Beindorff: Neben diesem Interesse für Philosophie, über das wir jetzt gesprochen haben, gab es bei Adorno ein großes Interesse für Kunst, vor allem für die Musik, bedingt möglicherweise durch seine Mutter, aber auch durch deren Schwester, die eine gute Pianistin war, und Adorno hat offenbar schon als Kind zuhause viel mit Musik zu tun gehabt. Mitte der 20er Jahre ist er dann nach Wien gegangen, er hat Klavier studiert und nahm Unterricht in Kompositionslehre und Musiktheorie bei Alban Berg. Einige Jahre später ist er dann Redakteur einer Zeitung geworden namens "Anbruch", einer Wiener Musikzeitung, das war eine Zeitung der Wiener Avantgarde, und hat sich dort für den Schönberg-Kreis eingesetzt. Wie verbanden sich für Adorno diese Interessen von Kunst und Philosophie, die ja nicht völlig getrennt waren?
Alfred Schmidt: Nein. Sozialkritik und Kunst haben für Adorno sehr viel miteinander zu tun. Die Kunst steht für die unverwirklichten Möglichkeiten der Menschheit. Das ist bei ihm ein sehr frühes Motiv. Sie haben die Beziehung zur sog. Neuen Musik genannt. Man kann natürlich die Wiener Moderne im Ganzen ins Spiel bringen, das sind ja auch die Jahre, in denen die wichtigen Sachen von Freud einem weiteren Publikum bekannt werden. 1920 entsteht die Schrift "Jenseits des Lustprinzips" mit der berühmten Einführung des Todestriebs, sehr stark diskutiert worden damals, auch unter Psychoanalytikern. Dann ist es ein vielleicht mehr peripherer Autor, der aber doch für Adorno sehr wichtig war: Peter Altenberg, der ganz knappe, skizzenhafte, impressionistisch anmutende Texte geschrieben hat. Und da ist es der Begriff der physiologischen Romantik: Kunst ist etwas, das mit der Leibhaftigkeit, mit dem Nervlichen, mit dem nicht nur spirituellen, sondern auch mit dem somatischen Menschen etwas zu tun hat. Von der Kunst her ist dann auch weit später bei Adorno der Gedanke wichtig geworden, dass ein Gefühl nicht zur bloßen Bewusstseinstatsache verdünnt werden darf, sondern Empfindungen und Gefühle sind zugleich leibhaftige Zustände dessen, der sie hat. Da war ein latentes, materialistisches Element, was ihn in der Kunst selber auch beeindruckt hat, was er dann in der Philosophie auch ins Spiel hat bringen können. Also, ich glaube, Peter Altenberg, Neuromantik, Jugendstil, Schnitzler, Freud, stichwortartig gesprochen, und was auch für ihn wichtig war, das merkt man noch in den Minima, die Durchbruchsliteratur etwa der Ipsenschen Dramen. Zola, Ibsen, der Jugendstilnaturalismus um die Jahrhundertwende, das waren grundlegende Erfahrungen, geistige Erfahrungen für Adorno, die er hinein genommen hat in seine spätere "Theorie der Gesellschaft".
Karin Beindorff: Seit 1928 war Adorno dem Institut für Sozialforschung in Frankfurt verbunden. Max Horkheimer verfolgte ja im Institut für Sozialforschung ein Konzept, dass die Grenzen der Fachwissenschaften aufheben sollte. Sein Interesse richtete sich ebenso auf eine Analyse der gesellschaftlichen Bewegung der Gegenwart als auch auf eine materialistische Kulturgeschichte. Welche Rolle war Adorno im Institut damals zugedacht?
Alfred Schmidt: Ich glaube doch zunächst noch die des gerade sich habilitiert Habenden, der erst sich herantastete an diese Fragen. Also ich glaube, verglichen mit Herbert Marcuse war er in dieser Periode seiner Entwicklung noch nicht so tief in den Binnenproblemen des Marxismus. Was ihn natürlich beeindruckt hat, war das Horkheimersche Konzept, die Gegenwart als historischen Verlauf zu konstruieren auf der Grundlage sehr verzweigter empirischer Einsichten, die sich ganz verschiedenen Wissensgebieten verdanken konnten. Wenn dann etwas später Benjamin über die Baudelairesche Lyrik einen Aufsatz in der "Zeitschrift für Sozialforschung" veröffentlichte, dann war das genauso wissenschaftlich relevant als, sagen wir mal, ein Artikel von Grossmann über die, was weiß ich, Konzentrationstheorie des Kapitals oder so etwas. Es kam nicht auf das Gebiet an, aus der eine bestimmte Einsicht stammte, sondern sie musste sich einfügen in die Idee einer zu konstruierenden Geschichte der zeitgenössischen Welt. Also eine zugleich strukturale und historische Betrachtungsweise.
Karin Beindorff: Max Horkheimer versuchte von Anbeginn des Instituts an, die Marx’sche Theorie in einer historisch angemessenen Form neu darzustellen. Mit der dogmatischen Verfestigung in der UdSSR, der "stalinistischen Travestie", wie Alfred Schmidt das nennt, wollte man in Frankfurt nichts zu tun haben, man suchte einen dritten Weg zwischen Sozialdemokratie und sowjetischer Konzeption, was auch ein gebrochenes Verhältnis zur Philosophie nach sich zog:
Alfred Schmidt: Das Philosophische ist, so sahen die Autoren das, in Marx enthalten, in der Perspektive der Betrachtung der gegenwärtigen Gesellschaft im Hinblick auf die Möglichkeit, sie in eine höhere Form zu überführen. Das war das, wenn man so will, Philosophische. Da war die Rezeption von Hegel natürlich auch sehr wichtig, in der Kritik eines sterilen und flachen, auf bloße Registrierung von Einzeltatsachen sich beschränkenden sozialwissenschaftlichen Denkens. Aber man hat die Empirie als solche nie geringschätzig betrachtet, sondern es kam nicht auf die Tatsachen an, sondern darauf, sie zu begreifen. (...) Adornos Verhältnis zu Marx war ein ganz uneinheitliches. Einiges hat er festgehalten, anderes mit einem Fragezeichen versehen, noch anderes einfach beiseite gelassen. Und das hat ihn gar nicht gestört, auf irgendwie eine, sagen wir mal, doktrinäre Systematisierung oder dererlei kam es ihm nie an.
Karin Beindorff: 1933 ist Adorno hier in Deutschland die Lehrbefugnis entzogen worden. Er emigrierte zunächst nach England, ist dann 1938 von Horkheimer in die USA eingeladen worden, wohin das Institut für Sozialforschung ja dann übergesiedelt war. Mitglied wurde Adorno erst zu diesem Zeitpunkt, als er schon in den USA war. Was waren die intellektuellen Perspektiven Adornos zu Beginn seines Exils und was bedeutete Exil für ihn?
Alfred Schmidt: Ja, also er war, glaube ich, ein Lokalpatriot der deutschen Kultur. Das war eine harte Nuss für ihn, glaube ich. Auch die Bindung an die deutsche Sprache hat für ihn eine ungeheure Rolle gespielt. So recht Fuß gefasst hat er wohl in den englischen Emigrationsjahren nicht. Wenn ich nicht irre, war er wohl mit Gilbert Ryle an einigen Universitäten kurzfristig auch tätig, aber wichtiger war dann eben doch für ihn, dass er in den USA Fuß fassen konnte, in dem Institut, und dort wurde ja auch bis, wenn ich es recht im Kopf habe, 1941, die letzten Nummern erschienen in englischer Sprache, nach dem Kriegseintritt der USA, die "Zeitschrift für Sozialforschung" fortgesetzt. Und es ist schon erstaunlich, was an bedeutenden Gelehrten da auch etwa auch im Rezensionsteil, ein Mann wie Neumark, der dann an der Frankfurter Universität als Ökonom nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eine große Rolle gespielt hat, der sich in Istanbul befand, steuerte da etwas bei. Oder Henri Lefèbvre. Solche Autoren, das war schon erstaunlich. Die Zeitschrift hatte ein klares, einheitliches Profil. In sich vielfältig, von den Themen her. Aber es war doch eine Gruppe von Intellektuellen, die mit dem bestehenden Weltzustand fundamental unzufrieden war, so muss man es wohl sagen. Und der Sozialismus war immer noch ein Thema. In den 30er Jahren gab es dann auch über planwirtschaftliche Experimente nicht nur in Russland, auch in England und anderswo, sehr interessante Berichte in der Zeitschrift. Also, diese Frage hat eine große Rolle gespielt, da ist wieder der philosophische Gedanke zu nennen, dass die Menschheit in eine Art Naturgeschichte immer noch verstrickt ist. Wie das schon Kant formuliert hatte: Die Geschichte wird nicht nach einem verabredeten Gesamtplan gemacht, aber auch nicht völlig willkürlich. Der Einzelne verfolgt seine begrenzten Zwecke. Was herauskommt, ist eine Art Resultante. Eine blinde Resultante aus den verschiedenen Tendenzen, und die Idee war eben doch die einer einheitlichen Gestaltung des historischen Prozesses. Ich glaube auch nicht, dass in der Gegenwart diese Frage schon von der Tagesordnung genommen ist, ob die Menschheit sozusagen sich einfach den Mechanismen der Märkte überlässt oder sich überlegt, wie man vielleicht doch etwas genauer auch von der Politik her, die ja dadurch immer ohnmächtiger wird in der globalisierten Welt, die Dinge gestalten könnte. (...) Es kommt dann auch sehr bald die Frage ins Spiel, warum in Deutschland die Massen in der erstaunlichen Weise dem Nationalsozialismus, ja zum Teil auch sich jubelnd, angeschlossen haben, so traurig das ist. Die Rolle der Massenkultur, die also Konformismus produziert, also die Anfänge dessen, was unter dem Titel der Kulturindustrie später ins Spiel kommt, das fällt schon in die ersten Jahre Adornos in den USA, und natürlich die Studies in Prejudice, die Vorurteilsstudien, und über die Autoritäre Person oder Authoritarian Personality, da hat Adorno sich auch, meine ich, als empirischer Forscher bewährt, aber er war ein Mann, der immer bestimmte Fragen an den Stoff richtete. Ich erinnere mich, dass ein amerikanischer Kollege eine Feldstudie in Darmstadt machen wollte und Adorno hat ihn gefragt: What do you want to find out? Und da hat er gesagt: Just everything. Das hat Adorno überhaupt nicht eingeleuchtet. Für ihn war der Stoff, das empirisch Gegebene, nur zum Sprechen zu bringen durch eine intelligente Frage, die man an ihn richtet.
Karin Beindorff: Zur Marxistischen Geschichtsphilosophie kam die Psychoanalyse hinzu, die in den Arbeiten nicht erst der Emigrationsjahre eine bedeutende Rolle spielte. Durch Karl Landauer, Frida Reichmann und Erich Fromm, der später auch zum Institut gehörte, war das Institut für Sozialforschung schon früh mit der Freudschen Lehre in Berührung gekommen. Die Marxschen Kategorien der politischen Ökonomie schienen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ganz ausreichend gewesen zu sein, um das Horkheimersche Projekt auszufüllen.
Alfred Schmidt: Es ging dann schon in der Antrittvorlesung von Horkheimer um die Frage der psychischen Zwischenglieder zwischen der materiellen Basis der Gesellschaft und den Überbauphänomenen im weiteren Sinne. Das Psychische als vermittelndes Moment zwischen Basis und Überbau, als Problem ist es schon früh da. Sie haben völlig Recht, in Frankfurt war eine der ersten psychoanalytischen Arbeitstellen interessanterweise im Institut untergebracht, dann noch eine in Berlin und natürlich eine in Wien. Aber das war eine pionierhafte Sache, die Aufnahme Freudscher Kategorien in die Betrachtung sozialer Tatsachen. Ich glaube, das ist eine ganz wichtiges Spezifikum der Frankfurter Soziologie dann gewesen, den Freud mit hinein zu nehmen. (...) Eine Art Sozialpsychologie auf Freudscher Basis zu entwickeln, das war eines der Ziele des Instituts von Anbeginn, und man hat dann vor allem die sogenannten Neofreudianischen Revisionismen, Horney und solche Autoren, kritisiert.
Karin Beindorff: Die sogenannte Ich-Psychologie ...
Alfred Schmidt: ... von der man glaubte, das Unbewusste, überhaupt das naturalistische Unterfutter der Psychoanalyse werde gewissermaßen wieder herauskomplimentiert.
Karin Beindorff: Im Exil sind nun zwei der wichtigsten und auch meistgelesenen Schriften der Kritischen Theorie entstanden, nämlich Adornos "Minima Moralia" und die "Dialektik der Aufklärung", letztere zusammen mit Horkheimer geschrieben. Adorno hat irgendwo einmal gesagt, die Bestimmung seines Denkens sei Erfahrung in Theorie zu sublimieren. Die Erfahrung, die in der "Dialektik der Aufklärung" sublimiert wird, ist die Erfahrung mit dem Faschismus, der sich aus der zerfallenden bürgerlichen Gesellschaft heraus entwickelt hat. Aufklärung schlägt in Barbarei um, das ist das Thema der "Dialektik der Aufklärung".
Alfred Schmidt: Es ist ein geschichtsphilosophischer Entwurf, der den abendländischen Prozess der Rationalisierung rekonstruiert, kann man sagen. Das Odysseus-Kapitel als Urgeschichte des Subjekts, des naturbeherrschenden Subjekts, der Odysseus gleichsam als die Verkörperung, der listenreiche Odysseus, denn das sagt schon Hegel: Die List des Menschen im technischen Weltumgang besteht darin, dass er die Natur nach ihren eigenen Gesetzen ablaufen lässt, aber sie in eine Konstellation bringt, die es erlaubt, seinen Zweck mithilfe der objektiven Gesetze der Natur durchzusetzen.
Karin Beindorff: Es sei ein Werk, sagt Alfred Schmidt, das Max Webers Begriff von der Entzauberung der Welt zu einem welthistorischen Begriff mache.
Alfred Schmidt: Aber die Grundthese des Werkes ist ja die, dass etwa bei Homer der Mythos aufgrund der epischen Gestalt seiner Darstellung schon in sich ein rationales Weltverständnis enthält und dass umgekehrt die Rationalität, die sinnblind in positivistisch bloß tatsächliches, beherrschendes Denken übergeht, in Mythologie umschlägt. Das heißt der Übergang vom Mythos zur Rationalität und dann von der Rationalität nicht in den Mythos, sondern in die Mythologie, gemeint sind die karikaturhaften Fabrikate des Mythischen in der neuheidnischen, faschistischen usw. Ideologie, die sozusagen am Schreibtisch ersonnenen Mythen. Das ist dann der Mythos dessen, was bloß der Fall ist, was verklärt wird und verteidigt wird. Das, glaube ich, ist das Grundmuster dieser Schrift, man hat es als das schwärzeste Buch der beiden Autoren bezeichnet.
Karin Beindorff: Sehen Sie das auch so?
Alfred Schmidt: Nun würde ich sagen, also im Gegensatz etwa zu Ernst Bloch, auch zu manchen Äußerungen von Lukacs: Eine Heilsgewissheit hatte der Marxismus der Frankfurter Schule nie. Die Möglichkeit, dass das Ganze auch fehlschlägt, wurde dort von Anbeginn mit erwogen. Ich glaube, das muss man mal so formulieren. Wenn man sich das klar macht, also Heilsgewissheiten, die dann ja immer ins Theologische dann hineinreichen, die gab es von Anbeginn nicht. Sie wollen eigentlich in der Schrift dartun, weshalb die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft humanen Zustand einzutreten, in eine gleichsam stromlinienförmige Barbarei zurückfällt. Es ist nicht jene Barbarei des Steinbeils am Anfang der Zeiten, sondern es ist eine hochzivilisierte Barbarei, die da um sich greift, weltumspannend, und was ja diese Schrift leisten will, Vorbereitung eines Begriffs von Aufklärung, der gewissermaßen diese immanente Gefahr der verselbstständigten Rationalität reflektiert. (...) Es ist schon ein Buch, das auch schneidende Kritik am Bestehenden enthält, etwa in dem nach wie vor lesenswerten Abschnitt über Kulturindustrie, in den Analysen über die Genese und das Wesen von Antisemitismus, von Vorurteilen und dergleichen. Da kann das Buch uns immer noch manche Lektion, glaube ich, erteilen. Es ist sicher richtig, ein Heilsversprechen wird hier nicht gegeben, aber die Sehnsucht des Daseins nach seinem Frieden – solche Formulierung gibt es dort auch –, auch die Idee der Versöhnung. Eines ist klar, die Utopie, neben der Kritik das entscheidende Merkmal der Frankfurter Richtung, wurde nie inhaltlich ausgepinselt, sondern hier wirkte das alttestamentliche Bilderverbot. Das, glaube ich, ist hier ein ganz wesentlicher Gedanke. Wenn es einen theologischen Gedanken gibt in der kritischen Theorie, dann ist es der, dass sozusagen das Absolute nicht beim Namen genannt werden darf. Und es ist eine Theorie, die die Wahrheit mit der Geschichte doch auch zusammendenkt. Aber jetzt nicht mehr so ohne weiteres in dem Sinne, dass hier eine Abfolge ökonomischer Gesellschaftsformationen, wie sich das Marx vielleicht ein wenig zu einfach vorgestellt hat, einfach eine immanente Dynamik der Geschichte den Weg dorthin schon weist, sondern es ist mehr so wie in dieser schönen Formulierung von Walter Benjamin: Die Situation ist trostlos, aber der Messias kann jeden Augenblick durch die Pforte kommen. Das heißt, hier ist der Gedanke der, dass wir aus dem Kontinuum der bisherigen Geschichte überhaupt aussteigen müssen.
Karin Beindorff: Die Minima Moralia Adornos sind ebenfalls im Exil entstanden. Der Untertitel lautet: Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Heute wird das Buch oft als Steinbruch für verschmockte Feuilleton-Zitate hergenommen, für Adorno umriss es das Programm der Philosophie der Gegenwart.
Alfred Schmidt: Ja, es war aus der Perspektive eben jenes Individuums formuliert, das durch den objektiven Gang der Geschichte zum bloßen Anhängsel anonymer Strukturen herabgesetzt wird. Wenn Adorno sagt "Vorrang des Objekts", dann ist das zwar die philosophische Wahrheit, andererseits aber auch die Einsicht in den verdinglichten Zustand der Welt. So wie nach Marx die Schneiderarbeit im fertigen Rock verschwindet, so werden die Menschen, die doch ununterbrochen diesen Weltzustand herstellen, gewissermaßen ausgelöscht in den anonymen Strukturen, die durch ihre Hände bewusstlos herbeigeführt werden. Und Adorno wollte im Gegensatz zu Hegel, der dem Individuum gegenüber der Totalität dem umfassenden Ganzen nur eine sehr, eine momenthafte periphere Rolle zugebilligt hatte, er wollte aus der Perspektive des Einzelnen, der über den Weltlauf reflektiert, also der sich klarmacht, der Gedanke an das andere ist immer noch grundsätzlich möglich. Ich glaube, das ist das Entscheidende. Das Schicksal der Emigration, die barbarische Phase des Vertriebenwerdens aus dem eigenen Land. All das bildet natürlich den Hintergrund, aber man ist erstaunt, die Kategorien der politischen Ökonomie werden ununterbrochen ins Spiel gebracht. Also, der Warencharakter der Dinge, die Verfestigung gesellschaftlicher Verhältnisse zu einer zweiten Natur, Einsichten dieser Art.
Karin Beindorff: Der letzte Aphorismus der Minima Moralia beginnt mit folgendem Satz:
Philosophie, wie sie im Angesicht der Verzweiflung einzig noch zu verantworten ist, wäre der Versuch, alle Dinge so zu betrachten, wie sie vom Standpunkt der Erlösung aus sich darstellten. Erkenntnis hat kein Licht, als das von der Erlösung her auf die Welt scheint: alles andere erschöpft sich in der Nachkonstruktion und bleibt ein Stück Technik.
Alfred Schmidt: Das ist ein sehr kennzeichnender Satz von Adorno. Es ist eine verschwiegene Theologie, wenn man das so noch nennen möchte. Keine plakative, keine positiv verkündete, aber doch der Gedanke, die Welt unter dem Aspekt ihrer möglichen Erlösung zu sehen. Da sind natürlich in der Ferne die Einflüsse von Benjamin, vom frühen Bloch und so ohne Frage zu verspüren.
Karin Beindorff: 1950 wurde das Institut für Sozialforschung in Frankfurt neu gegründet. Vor dem Hintergrund einer grauenhaften geschichtlichen Erfahrung, das muss man immer dazu sagen, denn zu diesem Zeitpunkt war über den Nationalsozialismus, über die Millionen Toten, über die Konzentrationslager alles bekannt. Einige Mitglieder des Instituts für Sozialforschung sind in den USA geblieben, Herbert Marcuse, Leo Löwenthal. Horkheimer und Adorno sind zurück gekommen nach Deutschland, und sie sind zurückkommen nach Westdeutschland. Andere, wie Ernst Bloch, über den wir schon mehrfach gesprochen haben, aber z.B. auch Hans Mayer, sind damals in die DDR gegangen. Warum sind Horkheimer und Adorno nach Frankfurt zurückgegangen und warum in den Westen?
Alfred Schmidt: Ja, ich glaube, das Vertrauen in die Qualität dessen, was sich in jenen Ländern des Ostblocks als sozialistisch ausgab, war sehr gering. Man wollte nicht einen Totalitarismus gegen einen anderen austauschen. (...) Also der Osten bot wohl nicht die Alternative. Andererseits war man im Westen natürlich auch in einer Periode, die sehr bald als eine der Restauration auch gekennzeichnet worden ist, so in den 50er Jahren. Die Adenauer-Ära, und man hat in dieser Zeit natürlich nicht ohne weiteres so die Arbeit fortsetzen können, wie man das gewohnt war. Immerhin, es sind die Bände der "Frankfurter Beiträge zur Soziologie" erschienen. Vorurteilsforschung hat eine Rolle gespielt, aber es gab natürlich auch die Notwendigkeit, etwa eine Mannesmann-Studie über Betriebsklima und solche Dinge anzufertigen. Das Gewicht hat sich, so aus der Sicht jedenfalls damaliger Studenten, sehr stark auf die empirische Sozialforschung, der man ja sehr skeptisch gegenüberstand eigentlich, doch verlagert. (...) Man hat beispielsweise dann auch etwa rechtsradikale Blätter analysiert in Bezug auf Topoi, wiederkehrende Redeweisen oder Einschätzungen des Weltzustandes aus dieser Sicht, um die dahinter stehende Mentalität herauszubekommen. Also Vorurteilsforschung, das hängt ja auch mit den Erziehungsfragen deutlich zusammen, das hat es sicher gegeben, und da war Adorno auch durchaus "Erziehung zur Mündigkeit", es gibt da einen Band ...
Karin Beindorff: "Erziehung nach Auschwitz"
Alfred Schmidt: Ja, auch diese Dinge, Ja, da würde ich sagen, das ist nicht gering zu veranschlagen . Aber es ist natürlich nicht, sagen wir mal, die große Aufbruchstimmung, die doch durch die ersten Bände der Zeitschrift für Sozialforschung hindurchgeht. Die Weltlage hatte sich radikal gewandelt. Ausdruck dessen ist ja dann auch das in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs entstandene Werk "Dialektik der Aufklärung". Das, glaube ich, muss man so sehen. Adorno hat ja dann doch noch einiges auch zurecht gerückt. Nicht nur in dem Sinne, dass man sich distanzierte von den dogmatischen Erstarrungen des sowjetischen Marxismus, sondern wenn Sie die Dialektik der Aufklärung sich ansehen, aber dann noch mehr die "Negative Dialektik", dann werden Sie feststellen, unausgesprochener Maßen ist es auch eine Distanzierung von den frühen Positionen des Instituts selbst. (...) Und da ist für den späten Adorno ein Merkmal wichtig. Die Rehabilitierung der Philosophie. Der Satz von Marx, die Philosophen hätten die Welt nur verschieden interpretiert, es komme aber darauf an, sie zu verändern, der wurde ihm, wie es schien, immer mehr zum Vorwand dafür, dass man den Gedanken, den theoretischen, abwürgte, auf den es doch ankommt, wenn es zur Veränderung überhaupt kommen soll. Das heißt , er sagt, dass die Philosophie sich am Leben erhält - das schreibt er im Vorwort zur negativen Dialektik -, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward. Das heißt , eine Neubewertung der Philosophie, die nicht mehr unmittelbar in den Dienst einer zu gestaltenden Praxis gestellt wird. Und diese Neubewertung des philosophischen Gedanken als solchen hat ihn dann auch in Konflikt bringen müssen mit einer gewissen Notwendigkeit während der späten 60er Jahre. Zunächst haben die Studenten die lilienweiße Unschuld, mit der also die Marxsche Theorie wie unter einer Käseglocke da auftrat, nicht beschmutzt durch Praxis sowjetischer Art, die Sozialdemokratie mochte man auch nicht, die war zu wenig revolutionär inzwischen, man merkte aber bald, dass um den Preis einer gewissen Isolation von dem unmittelbaren Weltgeschehen, es diese Reinheit des Gedankens, wie er in der alten Zeitschrift entfaltet wird, nur hatte geben können. Und jetzt war natürlich sehr bald der Ruf laut geworden, Praxisferne, mangelndes Interesse an den wirklichen Verhältnissen und ihrer Veränderung und so fort. Adorno war ein Mann, dem solche massenhaften Auftritte zuwider waren. Er war ein Mensch mit seinen Idiosynkrasien, es war ihm unheimlich, wenn die Leute sich zusammen rotteten.
Karin Beindorff: Ängste aus der Zeit des Faschismus mochten da noch nachwirken, sagt Alfred Schmidt. Die Protestbewegung, weit über Frankfurt hinaus, hatte dann Ende der 60er Jahre der Kritischen Theorie wesentliche Stützen ihres intellektuellen Fundaments zu verdanken, aber umgekehrt musste auch erst die marxistische Intention wieder ans Tageslicht gebracht werden:
Alfred Schmidt: Ein bisschen kaschiert wurde eigentlich die Intention des Instituts schon. Der Begriff Kritische Theorie war natürlich eine Deckadresse für Marxismus. Andererseits haben sie bewusst eine solche Formulierung gewählt, weil eben der Begriff Marxismus so besetzt war mit Vorurteilen, begründeten Zweifeln, aggressiven Empfindungen usw., dass man diese Wörter zunehmend aus dem Verkehr gezogen hat, um nicht schon durch das bloße Vokabular sich unnötig Feinde zu verschaffen. (...) Im Prinzip wusste man natürlich, was man dem Institut und seiner Arbeit zu verdanken hatte. Aber es wurde doch sehr bald festgestellt, dass eben Adorno der Philosophie wieder einen gewissen autonomen Status zugebilligt hat. Die Vorstellung, man könne gewissermaßen mit dem theoretischen Gedanken unmittelbar zur Praxis übergehen, das war von Horkheimer und Adorno am Ende ihres akademischen Lebens, das war doch wohl bestritten worden. Sie haben die Vorstellung, es sei hier und heute unmittelbar möglich, alles zur Besserung zu wenden, nicht mehr für akzeptabel gehalten. Und sie waren auch wohl der Meinung, dass solcher Aktionismus vielleicht auch eher totalitären Tendenzen zugute kommen würde. Was die Studenten verbittert hat, war natürlich, dass sie da ..., sie hielten nicht mit. Das ist klar. Als die großen Diskussionen begannen, die durch den Vietnamkrieg usw. ausgelöst worden waren. Das Verhältnis von Theorie und Praxis, das musste neu diskutiert werden. Die Vorstellung, die da viele hatten, man könne unmittelbar mit der richtigen Theorie im Kopf auch das Richtige tun, die war wohl nicht zu halten, und es war wohl den Studenten damals auch schwer klarzumachen. Eine aktions-, davon haben wir noch gar nicht gesprochen, -tüchtige Arbeiterbewegung im Westen gab es nicht. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt. Die Marxsche Theorie bedarf ja eines objektiven Faktors, nicht wahr, die hängt ja nicht in der Luft. Also die Vorstellung, dass die Theorie sich mit einer wirklichen Massenbewegung verbünden könnte, die Leute vor den Toren bei der Opel-Firma in Rüsselsheim haben ja nur Spott geerntet. Die Studenten haben ja zunächst Agitation vor den Fabriktoren versucht, derlei hat es auch in Frankreich und Italien überall gegeben, und die Arbeiterschaft hatte eben inzwischen mehr zu verlieren als ihre Ketten, wie es im Manifest heißt. Ich glaube, diese Seite der Sache müssen wir sehen.
Karin Beindorff: Wenn man sich die Debatten der Gegenwart vor Augen führt: Was ist von Adornos negativem Denken geblieben?
Alfred Schmidt: Der Wille, sich bei dem gegebenen Weltzustand nicht zu beruhigen. Ich glaube, das wird man sagen können. Die Möglichkeit zu bedenken, das es eine andere Einrichtung unseres Lebens auch geben muss. Es wäre für Adorno eine unmögliche Vorstellung gewesen, dass der Zustand, den die Menschheit hier und heute erreicht hat, ihr Endzustand ist.
Das reduzierte und degradierte Wesen sträubt sich zäh gegen seine Verzauberung in Fassade. Die Änderung der Produktionsverhältnisse selber hängt weitgehend ab von dem, was sich in der "Konsumsphäre", der bloßen Reflexionsform der Produktion und dem Zerrbild wahren Lebens, zuträgt: Im Bewusstsein und Unbewusstsein der Einzelnen. Nur Kraft des Gegensatzes zur Produktion, als von der Ordnung noch nicht ganz Erfasste, können die Menschen eine menschenwürdigere herbeiführen. Wird einmal der Schein des Lebens ganz getilgt sein (...), so wird das Unwesen der absoluten Produktion triumphieren.
Literatur:
Gesammelte Schriften in zwanzig Bänden Hrsg. von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno, Susan Buck-Morss und Klaus Schultz. 1986. (10806 Seiten in Kassette) Die Kassette ist vergriffen. Sie ist text- und seitengleich im suhrkamp taschenbuch wissenschaft lieferbar.
Gesammelte Schriften in zwanzig Bänden stw-Werkausgabe. 1997 (10806 Seiten, € 152) Alle Bände der Adorno-Werkausgabe sind auch einzeln im Taschenbuch lieferbar.
Adorno - Eine Bildmonographie Hrsg. vom Theodor W. Adorno Archiv. 2003 (296 Seiten, € 39,90)
Theodor W. Adorno - Briefe an die Eltern Hrsg. von Christoph Gödde und Henri Lonitz. 2003 (576 Seiten, € 39,90)
Kindheit in Amorbach. Bilder und Erinnerungen. Mit einer biographischen Recherche Hrsg. von Reinhard Pabst. 2003 (250 Seiten, € 9,50)
Alle: Suhrkamp Verlag, Frankfurt
Alfred Schmidt: Was mir auffiel, war die außerordentliche geistige Präsenz einer glasklaren Diktion. Auch wenn man nicht alles auf Anhieb verstand: Es wurde einem deutlich, dass es hier um wesentliche Gegenstände ging, und nach und nach wurde auch deutlich, dass Adorno - wenn er über einzelne Sachverhalte sprach - eine Hintergrundvorstellung vom Weltlauf überhaupt voraussetzte, eine Hintergrundvorstellung, die einem aber erst nach einer Weile aufging. Ich habe dann sehr bald auch an dem Donnerstagsseminar, das von Horkheimer und Adorno gemeinsam bestritten wurde - 16 bis 18 Uhr - teilgenommen; eine Veranstaltung, die in jenen Jahren in Frankfurt eine gewisse Berühmtheit erlangte. Es nahmen dort nicht nur Leute teil, die studierten, sondern auch solche, die schon studiert hatten, ja auch solche, die in anderen Seminaren schon eine Lehrtätigkeit ausübten. Es war ein gesellschaftliches Ereignis, kann man sagen, und hier wurde mir deutlich, dass Adorno von der Exegese der Texte her zu seinen Gedankengängen kam. Horkheimer und Adorno haben sich in einer sehr wohltuenden Weise ergänzt, gerade aufgrund der verschiedenen Temperamente. Adorno war der spekulativere, während Horkheimer ein wenig in der Rolle des skeptischen Aufklärers verharrte. In den Seminaren konnte man buchstäblich die Stecknadel fallen hören. Ich habe das in meiner ganzen späteren akademischen Zeit nie wieder erlebt, eine gespannte Aufmerksamkeit, die freilich auch etwas Bedrückendes haben konnte.
Karin Beindorff: Man sagt Adorno eine gewisse intellektuelle Strenge nach. Sie haben ja auch mit ihm zusammen gearbeitet. Man sagt ihm auch nach, er sei im Umgang recht schwierig gewesen.
Alfred Schmidt: Vor allem hatte Adorno eine große Angst vor falschen Vertraulichkeiten und falschen Unmittelbarkeiten. In einer Welt der Entfremdung und der sozialen Kälte schien es ihm unangebracht, eine menschliche Nähe sich und anderen vorzuspiegeln. Ich habe immer wieder die Beobachtung gemacht, dass er mit einer todernsten Miene auf einen zukam, obwohl er gar keinen Groll gegen jemanden hegte, aber es war ihm schon zuviel das uns naheliegende Lächeln, wenn man jemanden trifft, das war ihm schon zuviel. Er sprach dann mit Grabesstimme, und meist waren es sachliche Belange. Ich habe erst nach Jahren beispielsweise erfahren, dass er herzkrank war, zuckerkrank war, das erfuhr man nach seinem Tode. Es mögen andere lange schon gewusst haben, das drang nicht vor in die Arbeitsatmosphäre des Philosophischen Seminars. Dort war über all die Jahre hinweg von Kant und Hegel die Rede. (...) Die Anstrengung des Begriffs im Hegelschen Sinn wurde uns abverlangt, und nichts hat Adorno so geärgert, er war allergisch gegen weltanschauliches Geschwätz. Also, das hat er sofort herausgefunden und auf das Schärfste bekämpft.
Karin Beindorff: Adorno verließ schon mit 17 die Schule, legte mit 21 eine Dissertation über Edmund Husserls Phänomenologie bei seinem ersten Lehrer Hans Cornelius vor, bei dem der Versuch einer Habilitation dann aber scheiterte. Adorno habilitierte sich später bei dem Theologen Paul Tillich. Er verfasst eine Arbeit über den "Vater aller Existenzialismen", wie Alfred Schmidt ihn nennt, über Sören Kierkegaard und dessen "Konstruktion des Ästhetischen".
Alfred Schmidt: Das sozialkritische Grundvokabular des späteren Adorno ist in dieser sehr kritischen Darstellung Kierkegaards, der nicht nur von den Theologen, sondern eben auch etwa von Heidegger und den Existentialontologen gefeiert wurde in dieser Zeit. Das Grundvokabular ist eben schon das der Kritik der politischen Ökonomie, hier taucht also bereits Marx und die Lehre vom Fetischcharakter der Ware auf. Was mir besonders interessant war an der Schrift: Es gibt da ein Kapitel "Soziologie der Innerlichkeit", was ja etwas paradox klingt. Der Nachweis, dass gerade die Kategorie der Innerlichkeit, das der empirischen Welt so ganz Enthobene, selber doch auch auf verschlungenen Wegen auf die reale Welt zurück verweist, war mir damals spannend, eine sehr schwierige Lektüre, muss ich sagen.
Karin Beindorff: Er hatte sehr früh Siegfried Kracauer kennen gelernt, mit dem er Kant gelesen hat. Sie haben sich immer Samstagnachmittags verabredet, um die "Kritik der reinen Vernunft" zu lesen. Das kann man sich heutzutage auch nur schwer vorstellen. Walter Benjamin hat er kennen gelernt. Das war etwas später als Kracauer. Sie haben schon angesprochen die Lektüre von Lukács, aber auch "Der Geist der Utopie" von Ernst Bloch hat eine Rolle gespielt.
Alfred Schmidt: Der sogenannte "Theoretische Messianismus", also der Versuch, die Marx’sche Geschichtsauffassung sozusagen eschatologisch aufzuladen, wenn ich das einmal so ausdrücken darf. Bei Kracauer, sagt Adorno in einem kleinen Aufsatz, der ihm gewidmet ist, sei ihm früh das Antisystematische aufgefallen, dann eine Aversion gegen den akademischen, die Wirklichkeit verklärenden Idealismus. Walter Benjamin, glaube ich, ist sehr wichtig in den späten 20er Jahren auch für ihn geworden, aber das führte auch ein bisschen in die Nähe von Bloch, diese mehr theologisch-mystischen Aspekte etwas. (...) Die Interpretation, das subjektive Moment, das Denken in Bildern, die nichts abbilden, das war, glaube ich, ein Faszinosum für den jungen Adorno, die Neuordnung der verfestigten, routinierten Weltvorstellungen. Und dann, meine ich, es ist sehr früh eben, die Negativität des Weltlaufs, aber nicht im Sinne eines romantischen Weltschmerzes, sondern mit sehr genauem Blick auf irdische Faktoren, die den Negativitätscharakter der Wirklichkeit ausmachen.
Karin Beindorff: Neben diesem Interesse für Philosophie, über das wir jetzt gesprochen haben, gab es bei Adorno ein großes Interesse für Kunst, vor allem für die Musik, bedingt möglicherweise durch seine Mutter, aber auch durch deren Schwester, die eine gute Pianistin war, und Adorno hat offenbar schon als Kind zuhause viel mit Musik zu tun gehabt. Mitte der 20er Jahre ist er dann nach Wien gegangen, er hat Klavier studiert und nahm Unterricht in Kompositionslehre und Musiktheorie bei Alban Berg. Einige Jahre später ist er dann Redakteur einer Zeitung geworden namens "Anbruch", einer Wiener Musikzeitung, das war eine Zeitung der Wiener Avantgarde, und hat sich dort für den Schönberg-Kreis eingesetzt. Wie verbanden sich für Adorno diese Interessen von Kunst und Philosophie, die ja nicht völlig getrennt waren?
Alfred Schmidt: Nein. Sozialkritik und Kunst haben für Adorno sehr viel miteinander zu tun. Die Kunst steht für die unverwirklichten Möglichkeiten der Menschheit. Das ist bei ihm ein sehr frühes Motiv. Sie haben die Beziehung zur sog. Neuen Musik genannt. Man kann natürlich die Wiener Moderne im Ganzen ins Spiel bringen, das sind ja auch die Jahre, in denen die wichtigen Sachen von Freud einem weiteren Publikum bekannt werden. 1920 entsteht die Schrift "Jenseits des Lustprinzips" mit der berühmten Einführung des Todestriebs, sehr stark diskutiert worden damals, auch unter Psychoanalytikern. Dann ist es ein vielleicht mehr peripherer Autor, der aber doch für Adorno sehr wichtig war: Peter Altenberg, der ganz knappe, skizzenhafte, impressionistisch anmutende Texte geschrieben hat. Und da ist es der Begriff der physiologischen Romantik: Kunst ist etwas, das mit der Leibhaftigkeit, mit dem Nervlichen, mit dem nicht nur spirituellen, sondern auch mit dem somatischen Menschen etwas zu tun hat. Von der Kunst her ist dann auch weit später bei Adorno der Gedanke wichtig geworden, dass ein Gefühl nicht zur bloßen Bewusstseinstatsache verdünnt werden darf, sondern Empfindungen und Gefühle sind zugleich leibhaftige Zustände dessen, der sie hat. Da war ein latentes, materialistisches Element, was ihn in der Kunst selber auch beeindruckt hat, was er dann in der Philosophie auch ins Spiel hat bringen können. Also, ich glaube, Peter Altenberg, Neuromantik, Jugendstil, Schnitzler, Freud, stichwortartig gesprochen, und was auch für ihn wichtig war, das merkt man noch in den Minima, die Durchbruchsliteratur etwa der Ipsenschen Dramen. Zola, Ibsen, der Jugendstilnaturalismus um die Jahrhundertwende, das waren grundlegende Erfahrungen, geistige Erfahrungen für Adorno, die er hinein genommen hat in seine spätere "Theorie der Gesellschaft".
Karin Beindorff: Seit 1928 war Adorno dem Institut für Sozialforschung in Frankfurt verbunden. Max Horkheimer verfolgte ja im Institut für Sozialforschung ein Konzept, dass die Grenzen der Fachwissenschaften aufheben sollte. Sein Interesse richtete sich ebenso auf eine Analyse der gesellschaftlichen Bewegung der Gegenwart als auch auf eine materialistische Kulturgeschichte. Welche Rolle war Adorno im Institut damals zugedacht?
Alfred Schmidt: Ich glaube doch zunächst noch die des gerade sich habilitiert Habenden, der erst sich herantastete an diese Fragen. Also ich glaube, verglichen mit Herbert Marcuse war er in dieser Periode seiner Entwicklung noch nicht so tief in den Binnenproblemen des Marxismus. Was ihn natürlich beeindruckt hat, war das Horkheimersche Konzept, die Gegenwart als historischen Verlauf zu konstruieren auf der Grundlage sehr verzweigter empirischer Einsichten, die sich ganz verschiedenen Wissensgebieten verdanken konnten. Wenn dann etwas später Benjamin über die Baudelairesche Lyrik einen Aufsatz in der "Zeitschrift für Sozialforschung" veröffentlichte, dann war das genauso wissenschaftlich relevant als, sagen wir mal, ein Artikel von Grossmann über die, was weiß ich, Konzentrationstheorie des Kapitals oder so etwas. Es kam nicht auf das Gebiet an, aus der eine bestimmte Einsicht stammte, sondern sie musste sich einfügen in die Idee einer zu konstruierenden Geschichte der zeitgenössischen Welt. Also eine zugleich strukturale und historische Betrachtungsweise.
Karin Beindorff: Max Horkheimer versuchte von Anbeginn des Instituts an, die Marx’sche Theorie in einer historisch angemessenen Form neu darzustellen. Mit der dogmatischen Verfestigung in der UdSSR, der "stalinistischen Travestie", wie Alfred Schmidt das nennt, wollte man in Frankfurt nichts zu tun haben, man suchte einen dritten Weg zwischen Sozialdemokratie und sowjetischer Konzeption, was auch ein gebrochenes Verhältnis zur Philosophie nach sich zog:
Alfred Schmidt: Das Philosophische ist, so sahen die Autoren das, in Marx enthalten, in der Perspektive der Betrachtung der gegenwärtigen Gesellschaft im Hinblick auf die Möglichkeit, sie in eine höhere Form zu überführen. Das war das, wenn man so will, Philosophische. Da war die Rezeption von Hegel natürlich auch sehr wichtig, in der Kritik eines sterilen und flachen, auf bloße Registrierung von Einzeltatsachen sich beschränkenden sozialwissenschaftlichen Denkens. Aber man hat die Empirie als solche nie geringschätzig betrachtet, sondern es kam nicht auf die Tatsachen an, sondern darauf, sie zu begreifen. (...) Adornos Verhältnis zu Marx war ein ganz uneinheitliches. Einiges hat er festgehalten, anderes mit einem Fragezeichen versehen, noch anderes einfach beiseite gelassen. Und das hat ihn gar nicht gestört, auf irgendwie eine, sagen wir mal, doktrinäre Systematisierung oder dererlei kam es ihm nie an.
Karin Beindorff: 1933 ist Adorno hier in Deutschland die Lehrbefugnis entzogen worden. Er emigrierte zunächst nach England, ist dann 1938 von Horkheimer in die USA eingeladen worden, wohin das Institut für Sozialforschung ja dann übergesiedelt war. Mitglied wurde Adorno erst zu diesem Zeitpunkt, als er schon in den USA war. Was waren die intellektuellen Perspektiven Adornos zu Beginn seines Exils und was bedeutete Exil für ihn?
Alfred Schmidt: Ja, also er war, glaube ich, ein Lokalpatriot der deutschen Kultur. Das war eine harte Nuss für ihn, glaube ich. Auch die Bindung an die deutsche Sprache hat für ihn eine ungeheure Rolle gespielt. So recht Fuß gefasst hat er wohl in den englischen Emigrationsjahren nicht. Wenn ich nicht irre, war er wohl mit Gilbert Ryle an einigen Universitäten kurzfristig auch tätig, aber wichtiger war dann eben doch für ihn, dass er in den USA Fuß fassen konnte, in dem Institut, und dort wurde ja auch bis, wenn ich es recht im Kopf habe, 1941, die letzten Nummern erschienen in englischer Sprache, nach dem Kriegseintritt der USA, die "Zeitschrift für Sozialforschung" fortgesetzt. Und es ist schon erstaunlich, was an bedeutenden Gelehrten da auch etwa auch im Rezensionsteil, ein Mann wie Neumark, der dann an der Frankfurter Universität als Ökonom nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eine große Rolle gespielt hat, der sich in Istanbul befand, steuerte da etwas bei. Oder Henri Lefèbvre. Solche Autoren, das war schon erstaunlich. Die Zeitschrift hatte ein klares, einheitliches Profil. In sich vielfältig, von den Themen her. Aber es war doch eine Gruppe von Intellektuellen, die mit dem bestehenden Weltzustand fundamental unzufrieden war, so muss man es wohl sagen. Und der Sozialismus war immer noch ein Thema. In den 30er Jahren gab es dann auch über planwirtschaftliche Experimente nicht nur in Russland, auch in England und anderswo, sehr interessante Berichte in der Zeitschrift. Also, diese Frage hat eine große Rolle gespielt, da ist wieder der philosophische Gedanke zu nennen, dass die Menschheit in eine Art Naturgeschichte immer noch verstrickt ist. Wie das schon Kant formuliert hatte: Die Geschichte wird nicht nach einem verabredeten Gesamtplan gemacht, aber auch nicht völlig willkürlich. Der Einzelne verfolgt seine begrenzten Zwecke. Was herauskommt, ist eine Art Resultante. Eine blinde Resultante aus den verschiedenen Tendenzen, und die Idee war eben doch die einer einheitlichen Gestaltung des historischen Prozesses. Ich glaube auch nicht, dass in der Gegenwart diese Frage schon von der Tagesordnung genommen ist, ob die Menschheit sozusagen sich einfach den Mechanismen der Märkte überlässt oder sich überlegt, wie man vielleicht doch etwas genauer auch von der Politik her, die ja dadurch immer ohnmächtiger wird in der globalisierten Welt, die Dinge gestalten könnte. (...) Es kommt dann auch sehr bald die Frage ins Spiel, warum in Deutschland die Massen in der erstaunlichen Weise dem Nationalsozialismus, ja zum Teil auch sich jubelnd, angeschlossen haben, so traurig das ist. Die Rolle der Massenkultur, die also Konformismus produziert, also die Anfänge dessen, was unter dem Titel der Kulturindustrie später ins Spiel kommt, das fällt schon in die ersten Jahre Adornos in den USA, und natürlich die Studies in Prejudice, die Vorurteilsstudien, und über die Autoritäre Person oder Authoritarian Personality, da hat Adorno sich auch, meine ich, als empirischer Forscher bewährt, aber er war ein Mann, der immer bestimmte Fragen an den Stoff richtete. Ich erinnere mich, dass ein amerikanischer Kollege eine Feldstudie in Darmstadt machen wollte und Adorno hat ihn gefragt: What do you want to find out? Und da hat er gesagt: Just everything. Das hat Adorno überhaupt nicht eingeleuchtet. Für ihn war der Stoff, das empirisch Gegebene, nur zum Sprechen zu bringen durch eine intelligente Frage, die man an ihn richtet.
Karin Beindorff: Zur Marxistischen Geschichtsphilosophie kam die Psychoanalyse hinzu, die in den Arbeiten nicht erst der Emigrationsjahre eine bedeutende Rolle spielte. Durch Karl Landauer, Frida Reichmann und Erich Fromm, der später auch zum Institut gehörte, war das Institut für Sozialforschung schon früh mit der Freudschen Lehre in Berührung gekommen. Die Marxschen Kategorien der politischen Ökonomie schienen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ganz ausreichend gewesen zu sein, um das Horkheimersche Projekt auszufüllen.
Alfred Schmidt: Es ging dann schon in der Antrittvorlesung von Horkheimer um die Frage der psychischen Zwischenglieder zwischen der materiellen Basis der Gesellschaft und den Überbauphänomenen im weiteren Sinne. Das Psychische als vermittelndes Moment zwischen Basis und Überbau, als Problem ist es schon früh da. Sie haben völlig Recht, in Frankfurt war eine der ersten psychoanalytischen Arbeitstellen interessanterweise im Institut untergebracht, dann noch eine in Berlin und natürlich eine in Wien. Aber das war eine pionierhafte Sache, die Aufnahme Freudscher Kategorien in die Betrachtung sozialer Tatsachen. Ich glaube, das ist eine ganz wichtiges Spezifikum der Frankfurter Soziologie dann gewesen, den Freud mit hinein zu nehmen. (...) Eine Art Sozialpsychologie auf Freudscher Basis zu entwickeln, das war eines der Ziele des Instituts von Anbeginn, und man hat dann vor allem die sogenannten Neofreudianischen Revisionismen, Horney und solche Autoren, kritisiert.
Karin Beindorff: Die sogenannte Ich-Psychologie ...
Alfred Schmidt: ... von der man glaubte, das Unbewusste, überhaupt das naturalistische Unterfutter der Psychoanalyse werde gewissermaßen wieder herauskomplimentiert.
Karin Beindorff: Im Exil sind nun zwei der wichtigsten und auch meistgelesenen Schriften der Kritischen Theorie entstanden, nämlich Adornos "Minima Moralia" und die "Dialektik der Aufklärung", letztere zusammen mit Horkheimer geschrieben. Adorno hat irgendwo einmal gesagt, die Bestimmung seines Denkens sei Erfahrung in Theorie zu sublimieren. Die Erfahrung, die in der "Dialektik der Aufklärung" sublimiert wird, ist die Erfahrung mit dem Faschismus, der sich aus der zerfallenden bürgerlichen Gesellschaft heraus entwickelt hat. Aufklärung schlägt in Barbarei um, das ist das Thema der "Dialektik der Aufklärung".
Alfred Schmidt: Es ist ein geschichtsphilosophischer Entwurf, der den abendländischen Prozess der Rationalisierung rekonstruiert, kann man sagen. Das Odysseus-Kapitel als Urgeschichte des Subjekts, des naturbeherrschenden Subjekts, der Odysseus gleichsam als die Verkörperung, der listenreiche Odysseus, denn das sagt schon Hegel: Die List des Menschen im technischen Weltumgang besteht darin, dass er die Natur nach ihren eigenen Gesetzen ablaufen lässt, aber sie in eine Konstellation bringt, die es erlaubt, seinen Zweck mithilfe der objektiven Gesetze der Natur durchzusetzen.
Karin Beindorff: Es sei ein Werk, sagt Alfred Schmidt, das Max Webers Begriff von der Entzauberung der Welt zu einem welthistorischen Begriff mache.
Alfred Schmidt: Aber die Grundthese des Werkes ist ja die, dass etwa bei Homer der Mythos aufgrund der epischen Gestalt seiner Darstellung schon in sich ein rationales Weltverständnis enthält und dass umgekehrt die Rationalität, die sinnblind in positivistisch bloß tatsächliches, beherrschendes Denken übergeht, in Mythologie umschlägt. Das heißt der Übergang vom Mythos zur Rationalität und dann von der Rationalität nicht in den Mythos, sondern in die Mythologie, gemeint sind die karikaturhaften Fabrikate des Mythischen in der neuheidnischen, faschistischen usw. Ideologie, die sozusagen am Schreibtisch ersonnenen Mythen. Das ist dann der Mythos dessen, was bloß der Fall ist, was verklärt wird und verteidigt wird. Das, glaube ich, ist das Grundmuster dieser Schrift, man hat es als das schwärzeste Buch der beiden Autoren bezeichnet.
Karin Beindorff: Sehen Sie das auch so?
Alfred Schmidt: Nun würde ich sagen, also im Gegensatz etwa zu Ernst Bloch, auch zu manchen Äußerungen von Lukacs: Eine Heilsgewissheit hatte der Marxismus der Frankfurter Schule nie. Die Möglichkeit, dass das Ganze auch fehlschlägt, wurde dort von Anbeginn mit erwogen. Ich glaube, das muss man mal so formulieren. Wenn man sich das klar macht, also Heilsgewissheiten, die dann ja immer ins Theologische dann hineinreichen, die gab es von Anbeginn nicht. Sie wollen eigentlich in der Schrift dartun, weshalb die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft humanen Zustand einzutreten, in eine gleichsam stromlinienförmige Barbarei zurückfällt. Es ist nicht jene Barbarei des Steinbeils am Anfang der Zeiten, sondern es ist eine hochzivilisierte Barbarei, die da um sich greift, weltumspannend, und was ja diese Schrift leisten will, Vorbereitung eines Begriffs von Aufklärung, der gewissermaßen diese immanente Gefahr der verselbstständigten Rationalität reflektiert. (...) Es ist schon ein Buch, das auch schneidende Kritik am Bestehenden enthält, etwa in dem nach wie vor lesenswerten Abschnitt über Kulturindustrie, in den Analysen über die Genese und das Wesen von Antisemitismus, von Vorurteilen und dergleichen. Da kann das Buch uns immer noch manche Lektion, glaube ich, erteilen. Es ist sicher richtig, ein Heilsversprechen wird hier nicht gegeben, aber die Sehnsucht des Daseins nach seinem Frieden – solche Formulierung gibt es dort auch –, auch die Idee der Versöhnung. Eines ist klar, die Utopie, neben der Kritik das entscheidende Merkmal der Frankfurter Richtung, wurde nie inhaltlich ausgepinselt, sondern hier wirkte das alttestamentliche Bilderverbot. Das, glaube ich, ist hier ein ganz wesentlicher Gedanke. Wenn es einen theologischen Gedanken gibt in der kritischen Theorie, dann ist es der, dass sozusagen das Absolute nicht beim Namen genannt werden darf. Und es ist eine Theorie, die die Wahrheit mit der Geschichte doch auch zusammendenkt. Aber jetzt nicht mehr so ohne weiteres in dem Sinne, dass hier eine Abfolge ökonomischer Gesellschaftsformationen, wie sich das Marx vielleicht ein wenig zu einfach vorgestellt hat, einfach eine immanente Dynamik der Geschichte den Weg dorthin schon weist, sondern es ist mehr so wie in dieser schönen Formulierung von Walter Benjamin: Die Situation ist trostlos, aber der Messias kann jeden Augenblick durch die Pforte kommen. Das heißt, hier ist der Gedanke der, dass wir aus dem Kontinuum der bisherigen Geschichte überhaupt aussteigen müssen.
Karin Beindorff: Die Minima Moralia Adornos sind ebenfalls im Exil entstanden. Der Untertitel lautet: Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Heute wird das Buch oft als Steinbruch für verschmockte Feuilleton-Zitate hergenommen, für Adorno umriss es das Programm der Philosophie der Gegenwart.
Alfred Schmidt: Ja, es war aus der Perspektive eben jenes Individuums formuliert, das durch den objektiven Gang der Geschichte zum bloßen Anhängsel anonymer Strukturen herabgesetzt wird. Wenn Adorno sagt "Vorrang des Objekts", dann ist das zwar die philosophische Wahrheit, andererseits aber auch die Einsicht in den verdinglichten Zustand der Welt. So wie nach Marx die Schneiderarbeit im fertigen Rock verschwindet, so werden die Menschen, die doch ununterbrochen diesen Weltzustand herstellen, gewissermaßen ausgelöscht in den anonymen Strukturen, die durch ihre Hände bewusstlos herbeigeführt werden. Und Adorno wollte im Gegensatz zu Hegel, der dem Individuum gegenüber der Totalität dem umfassenden Ganzen nur eine sehr, eine momenthafte periphere Rolle zugebilligt hatte, er wollte aus der Perspektive des Einzelnen, der über den Weltlauf reflektiert, also der sich klarmacht, der Gedanke an das andere ist immer noch grundsätzlich möglich. Ich glaube, das ist das Entscheidende. Das Schicksal der Emigration, die barbarische Phase des Vertriebenwerdens aus dem eigenen Land. All das bildet natürlich den Hintergrund, aber man ist erstaunt, die Kategorien der politischen Ökonomie werden ununterbrochen ins Spiel gebracht. Also, der Warencharakter der Dinge, die Verfestigung gesellschaftlicher Verhältnisse zu einer zweiten Natur, Einsichten dieser Art.
Karin Beindorff: Der letzte Aphorismus der Minima Moralia beginnt mit folgendem Satz:
Philosophie, wie sie im Angesicht der Verzweiflung einzig noch zu verantworten ist, wäre der Versuch, alle Dinge so zu betrachten, wie sie vom Standpunkt der Erlösung aus sich darstellten. Erkenntnis hat kein Licht, als das von der Erlösung her auf die Welt scheint: alles andere erschöpft sich in der Nachkonstruktion und bleibt ein Stück Technik.
Alfred Schmidt: Das ist ein sehr kennzeichnender Satz von Adorno. Es ist eine verschwiegene Theologie, wenn man das so noch nennen möchte. Keine plakative, keine positiv verkündete, aber doch der Gedanke, die Welt unter dem Aspekt ihrer möglichen Erlösung zu sehen. Da sind natürlich in der Ferne die Einflüsse von Benjamin, vom frühen Bloch und so ohne Frage zu verspüren.
Karin Beindorff: 1950 wurde das Institut für Sozialforschung in Frankfurt neu gegründet. Vor dem Hintergrund einer grauenhaften geschichtlichen Erfahrung, das muss man immer dazu sagen, denn zu diesem Zeitpunkt war über den Nationalsozialismus, über die Millionen Toten, über die Konzentrationslager alles bekannt. Einige Mitglieder des Instituts für Sozialforschung sind in den USA geblieben, Herbert Marcuse, Leo Löwenthal. Horkheimer und Adorno sind zurück gekommen nach Deutschland, und sie sind zurückkommen nach Westdeutschland. Andere, wie Ernst Bloch, über den wir schon mehrfach gesprochen haben, aber z.B. auch Hans Mayer, sind damals in die DDR gegangen. Warum sind Horkheimer und Adorno nach Frankfurt zurückgegangen und warum in den Westen?
Alfred Schmidt: Ja, ich glaube, das Vertrauen in die Qualität dessen, was sich in jenen Ländern des Ostblocks als sozialistisch ausgab, war sehr gering. Man wollte nicht einen Totalitarismus gegen einen anderen austauschen. (...) Also der Osten bot wohl nicht die Alternative. Andererseits war man im Westen natürlich auch in einer Periode, die sehr bald als eine der Restauration auch gekennzeichnet worden ist, so in den 50er Jahren. Die Adenauer-Ära, und man hat in dieser Zeit natürlich nicht ohne weiteres so die Arbeit fortsetzen können, wie man das gewohnt war. Immerhin, es sind die Bände der "Frankfurter Beiträge zur Soziologie" erschienen. Vorurteilsforschung hat eine Rolle gespielt, aber es gab natürlich auch die Notwendigkeit, etwa eine Mannesmann-Studie über Betriebsklima und solche Dinge anzufertigen. Das Gewicht hat sich, so aus der Sicht jedenfalls damaliger Studenten, sehr stark auf die empirische Sozialforschung, der man ja sehr skeptisch gegenüberstand eigentlich, doch verlagert. (...) Man hat beispielsweise dann auch etwa rechtsradikale Blätter analysiert in Bezug auf Topoi, wiederkehrende Redeweisen oder Einschätzungen des Weltzustandes aus dieser Sicht, um die dahinter stehende Mentalität herauszubekommen. Also Vorurteilsforschung, das hängt ja auch mit den Erziehungsfragen deutlich zusammen, das hat es sicher gegeben, und da war Adorno auch durchaus "Erziehung zur Mündigkeit", es gibt da einen Band ...
Karin Beindorff: "Erziehung nach Auschwitz"
Alfred Schmidt: Ja, auch diese Dinge, Ja, da würde ich sagen, das ist nicht gering zu veranschlagen . Aber es ist natürlich nicht, sagen wir mal, die große Aufbruchstimmung, die doch durch die ersten Bände der Zeitschrift für Sozialforschung hindurchgeht. Die Weltlage hatte sich radikal gewandelt. Ausdruck dessen ist ja dann auch das in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs entstandene Werk "Dialektik der Aufklärung". Das, glaube ich, muss man so sehen. Adorno hat ja dann doch noch einiges auch zurecht gerückt. Nicht nur in dem Sinne, dass man sich distanzierte von den dogmatischen Erstarrungen des sowjetischen Marxismus, sondern wenn Sie die Dialektik der Aufklärung sich ansehen, aber dann noch mehr die "Negative Dialektik", dann werden Sie feststellen, unausgesprochener Maßen ist es auch eine Distanzierung von den frühen Positionen des Instituts selbst. (...) Und da ist für den späten Adorno ein Merkmal wichtig. Die Rehabilitierung der Philosophie. Der Satz von Marx, die Philosophen hätten die Welt nur verschieden interpretiert, es komme aber darauf an, sie zu verändern, der wurde ihm, wie es schien, immer mehr zum Vorwand dafür, dass man den Gedanken, den theoretischen, abwürgte, auf den es doch ankommt, wenn es zur Veränderung überhaupt kommen soll. Das heißt , er sagt, dass die Philosophie sich am Leben erhält - das schreibt er im Vorwort zur negativen Dialektik -, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward. Das heißt , eine Neubewertung der Philosophie, die nicht mehr unmittelbar in den Dienst einer zu gestaltenden Praxis gestellt wird. Und diese Neubewertung des philosophischen Gedanken als solchen hat ihn dann auch in Konflikt bringen müssen mit einer gewissen Notwendigkeit während der späten 60er Jahre. Zunächst haben die Studenten die lilienweiße Unschuld, mit der also die Marxsche Theorie wie unter einer Käseglocke da auftrat, nicht beschmutzt durch Praxis sowjetischer Art, die Sozialdemokratie mochte man auch nicht, die war zu wenig revolutionär inzwischen, man merkte aber bald, dass um den Preis einer gewissen Isolation von dem unmittelbaren Weltgeschehen, es diese Reinheit des Gedankens, wie er in der alten Zeitschrift entfaltet wird, nur hatte geben können. Und jetzt war natürlich sehr bald der Ruf laut geworden, Praxisferne, mangelndes Interesse an den wirklichen Verhältnissen und ihrer Veränderung und so fort. Adorno war ein Mann, dem solche massenhaften Auftritte zuwider waren. Er war ein Mensch mit seinen Idiosynkrasien, es war ihm unheimlich, wenn die Leute sich zusammen rotteten.
Karin Beindorff: Ängste aus der Zeit des Faschismus mochten da noch nachwirken, sagt Alfred Schmidt. Die Protestbewegung, weit über Frankfurt hinaus, hatte dann Ende der 60er Jahre der Kritischen Theorie wesentliche Stützen ihres intellektuellen Fundaments zu verdanken, aber umgekehrt musste auch erst die marxistische Intention wieder ans Tageslicht gebracht werden:
Alfred Schmidt: Ein bisschen kaschiert wurde eigentlich die Intention des Instituts schon. Der Begriff Kritische Theorie war natürlich eine Deckadresse für Marxismus. Andererseits haben sie bewusst eine solche Formulierung gewählt, weil eben der Begriff Marxismus so besetzt war mit Vorurteilen, begründeten Zweifeln, aggressiven Empfindungen usw., dass man diese Wörter zunehmend aus dem Verkehr gezogen hat, um nicht schon durch das bloße Vokabular sich unnötig Feinde zu verschaffen. (...) Im Prinzip wusste man natürlich, was man dem Institut und seiner Arbeit zu verdanken hatte. Aber es wurde doch sehr bald festgestellt, dass eben Adorno der Philosophie wieder einen gewissen autonomen Status zugebilligt hat. Die Vorstellung, man könne gewissermaßen mit dem theoretischen Gedanken unmittelbar zur Praxis übergehen, das war von Horkheimer und Adorno am Ende ihres akademischen Lebens, das war doch wohl bestritten worden. Sie haben die Vorstellung, es sei hier und heute unmittelbar möglich, alles zur Besserung zu wenden, nicht mehr für akzeptabel gehalten. Und sie waren auch wohl der Meinung, dass solcher Aktionismus vielleicht auch eher totalitären Tendenzen zugute kommen würde. Was die Studenten verbittert hat, war natürlich, dass sie da ..., sie hielten nicht mit. Das ist klar. Als die großen Diskussionen begannen, die durch den Vietnamkrieg usw. ausgelöst worden waren. Das Verhältnis von Theorie und Praxis, das musste neu diskutiert werden. Die Vorstellung, die da viele hatten, man könne unmittelbar mit der richtigen Theorie im Kopf auch das Richtige tun, die war wohl nicht zu halten, und es war wohl den Studenten damals auch schwer klarzumachen. Eine aktions-, davon haben wir noch gar nicht gesprochen, -tüchtige Arbeiterbewegung im Westen gab es nicht. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt. Die Marxsche Theorie bedarf ja eines objektiven Faktors, nicht wahr, die hängt ja nicht in der Luft. Also die Vorstellung, dass die Theorie sich mit einer wirklichen Massenbewegung verbünden könnte, die Leute vor den Toren bei der Opel-Firma in Rüsselsheim haben ja nur Spott geerntet. Die Studenten haben ja zunächst Agitation vor den Fabriktoren versucht, derlei hat es auch in Frankreich und Italien überall gegeben, und die Arbeiterschaft hatte eben inzwischen mehr zu verlieren als ihre Ketten, wie es im Manifest heißt. Ich glaube, diese Seite der Sache müssen wir sehen.
Karin Beindorff: Wenn man sich die Debatten der Gegenwart vor Augen führt: Was ist von Adornos negativem Denken geblieben?
Alfred Schmidt: Der Wille, sich bei dem gegebenen Weltzustand nicht zu beruhigen. Ich glaube, das wird man sagen können. Die Möglichkeit zu bedenken, das es eine andere Einrichtung unseres Lebens auch geben muss. Es wäre für Adorno eine unmögliche Vorstellung gewesen, dass der Zustand, den die Menschheit hier und heute erreicht hat, ihr Endzustand ist.
Das reduzierte und degradierte Wesen sträubt sich zäh gegen seine Verzauberung in Fassade. Die Änderung der Produktionsverhältnisse selber hängt weitgehend ab von dem, was sich in der "Konsumsphäre", der bloßen Reflexionsform der Produktion und dem Zerrbild wahren Lebens, zuträgt: Im Bewusstsein und Unbewusstsein der Einzelnen. Nur Kraft des Gegensatzes zur Produktion, als von der Ordnung noch nicht ganz Erfasste, können die Menschen eine menschenwürdigere herbeiführen. Wird einmal der Schein des Lebens ganz getilgt sein (...), so wird das Unwesen der absoluten Produktion triumphieren.
Literatur:
Gesammelte Schriften in zwanzig Bänden Hrsg. von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno, Susan Buck-Morss und Klaus Schultz. 1986. (10806 Seiten in Kassette) Die Kassette ist vergriffen. Sie ist text- und seitengleich im suhrkamp taschenbuch wissenschaft lieferbar.
Gesammelte Schriften in zwanzig Bänden stw-Werkausgabe. 1997 (10806 Seiten, € 152) Alle Bände der Adorno-Werkausgabe sind auch einzeln im Taschenbuch lieferbar.
Adorno - Eine Bildmonographie Hrsg. vom Theodor W. Adorno Archiv. 2003 (296 Seiten, € 39,90)
Theodor W. Adorno - Briefe an die Eltern Hrsg. von Christoph Gödde und Henri Lonitz. 2003 (576 Seiten, € 39,90)
Kindheit in Amorbach. Bilder und Erinnerungen. Mit einer biographischen Recherche Hrsg. von Reinhard Pabst. 2003 (250 Seiten, € 9,50)
Alle: Suhrkamp Verlag, Frankfurt