Ob Merkelraute oder Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän – die deutsche Sprache erlaubt, nach Lust, Laune und Bedarf neue Worte zu erfinden. Grenzenlos seien die Wortbildungsmöglichkeiten im Deutschen, erläutert der Sprachwissenschaftler Wolfgang Klein diese Besonderheit. Im Deutschlandfunk attestiert er der deutschen Sprache einen hervorragenden Zustand. Das heiße aber nicht, so Klein, dass jeder den besten Gebrauch von ihr mache.
Warum "Headphones" statt "Kopfhörer"?
So regt den Vizepräsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zum Beispiel der unnötige Gebraucht von Anglizismen auf: "City Call" statt "Stadtgespräch" oder "Headphones" statt "Kopfhörer". Für Wolfgang Klein ergibt weder das eine noch das andere Sinn.
Und was hält er vom "Liken", "Chatten" und "Surfen"? Die digitalen Medien hätten neue Formen der Verständigung hervorgebracht, so Klein. Manches möge einem beklagenswert vorkommen, aber im Großen und Ganzen sieht Klein solche Veränderungen als Bereicherung der deutschen Sprache an. Außerdem sei es ja auch keinem verboten, weiterhin Briefe zu schreiben.
Praxisorientierter Sprachunterricht für Migranten
Lange Jahre hat sich Wolfgang Klein als Direktor am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik im niederländischen Nimwegen mit dem Spracherwerb beschäftigt. Der derzeitige Sprachunterricht für Migranten stellt für Klein ein ungeheures Problem dar. Er müsse sich deutlicher am Alltag der Zuwanderer orientieren, fordert Klein im Deutschlandfunk. Er plädiert für eine praxisbezogene Didaktik: Man müsse sich doch überlegen, was die Leute später mit ihrer Sprache anfangen sollen. Hochgestochene Briefe müsse wohl keiner formulieren können, vielmehr aber ein Formular ausfüllen.
Als internationale Sprache werde das Deutsche wohl an Bedeutung verlieren, vermutet Wolfgang Klein, - und zwar zugunsten des Englischen und Chinesischen.