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Zum Tod des Schriftstellers Philip Roth
Nie losgelassen von seiner jüdischen Herkunft

Philip Roth hinterlässt ein Lebenswerk von rund 30 Romanen. Einer seiner wichtigsten Prägungen sei dabei von seiner jüdischen Herkunft ausgegangen, sagte sein deutscher Verleger Jo Lendle im Dlf. Beschäftigt habe Roth daneben aber auch stets der Zustand der amerikanischen Gesellschaft.

Jo Lendle im Gespräch mit Angela Gutzeit |
    2. März 2011: US-Präsident Barack Obama verleiht dem Autor Philip Roth die 2010 National Medal of Humanities Medal
    2011 erhielt der jetzt verstorbene Autor Phililp Roth die National Medal of Humanities von US-Präsident Barack Obama - für den Literaturnobelpreis wurde Roth stets gehandelt, doch den erhielt er nie. (Imago / UPI Photo )
    Die Nachricht über seinen Tod kam in den frühen Morgenstunden: Der amerikanische Schriftsteller Philip Roth starb in der vergangenen Nacht im Alter von 85 Jahren in New York. Er gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller der Gegenwart. In rund 50 Jahren hat dieser Autor ein gewaltiges Werk geschaffen von nahezu 30 Romanen. Hinzu kommen zahlreiche Novellen, Erzählungen und Essays. Roth wurde 1933 in Newark in der Nähe von New York geboren, und zwar als Sohn jüdischer Einwanderer aus einfachen Verhältnissen.
    Zuckerman als Alter Ego
    Zu Roths bekanntesten Werken zählt der Roman "Portnoys Beschwerden" aus dem Jahr 1969, mit dem er auch international berühmt wurde. Spätestens von da an genoss er bei Lesepublikum, Literaturkritik und überhaupt bei der amerikanischen und internationalen Öffentlichkeit höchste Aufmerksamkeit. Unter anderem die "Zuckerman-Trilogie", aber auch viele andere meist autobiografisch gefärbte Werke des Autors fanden Zustimmung, sorgten aber auch immer wieder für viel Wirbel und kritische Gegenstimmen - nicht zuletzt aus dem jüdischen Milieu.
    2010, in der deutschen Übersetzung 2011 erschien Roths letztes Werk, die Shortstory-Sammlung "Nemesis". Kurz darauf, im Jahre 2012, gab Philip Roth bekannt, dass er sich aus dem Literaturbetrieb zurückziehen und seine literarische Tätigkeit beenden wird.
    Männliche Sexualität, Obsession, Vergänglichkeit
    Das gesamte Werk von Philip Roth ist in der deutschen Übersetzung bei Hanser erschienen. Der Hanser-Verleger Jo Lendle sagte, nach dem Motiv- und Themenspektrum von Roths Büchern gefragt, dass seine wohl wichtigste Prägung die jüdische Herkunft gewesen sei. Roth habe sich in vielen seiner Bücher auf die Welt bezogen, die er kannte, die jüdische Familie, das jüdische Milieu, von dem er sich abwandte, aber dessen Stellung in der amerikanischen Gesellschaft und deren Zerrissenheit zwischen Assimilation und Zionismus ihn stark beschäftigte. Roth habe dieses jüdische Milieu aber auch immer wieder überschritten und mit anderen Aspekten verknüpft - mit dem Zustand der amerikanischen Gesellschaft seit dem Vietnamkrieg, mit der männlichen Sexualität und Obsession und mit dem Thema Alter und Vergänglichkeit.
    Die Welt aus verschiedenen Perspektiven betrachtet
    Auf Roths Figuren angesprochen, die oft unzweifelhaft ein Alter Ego seines Autors darstellen wie in seinen "Zuckerman"-Romanen, sagte Lendle, dies sei Roths Interesse an der Verwandlung geschuldet - an der Verwendung verschiedener Masken , mit denen die Welt aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden könne.
    "Verschwörung gegen Amerika" in Zeiten von Trump
    Sehr gern gelesen, so der Hanser-Verleger, habe er Roths Roman "Verschwörung gegen Amerika" aus dem Jahr 2004. Die dort geschilderte faschistische Machtübernahme würde sich heute, in der Trump-Zeit, noch einmal anders lesen. Empfehlen könne er aber auch eines der privateren und intimeren Bücher von Philip Roth, den Roman "Mein Leben als Sohn" von 1991, ein autobiografisches Buch über den Tod seines Vaters.