Die Nachricht über seinen Tod kam in den frühen Morgenstunden: Der amerikanische Schriftsteller Philip Roth starb in der vergangenen Nacht im Alter von 85 Jahren in New York. Er gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller der Gegenwart. In rund 50 Jahren hat dieser Autor ein gewaltiges Werk geschaffen von nahezu 30 Romanen. Hinzu kommen zahlreiche Novellen, Erzählungen und Essays. Roth wurde 1933 in Newark in der Nähe von New York geboren, und zwar als Sohn jüdischer Einwanderer aus einfachen Verhältnissen.
Zuckerman als Alter Ego
Zu Roths bekanntesten Werken zählt der Roman "Portnoys Beschwerden" aus dem Jahr 1969, mit dem er auch international berühmt wurde. Spätestens von da an genoss er bei Lesepublikum, Literaturkritik und überhaupt bei der amerikanischen und internationalen Öffentlichkeit höchste Aufmerksamkeit. Unter anderem die "Zuckerman-Trilogie", aber auch viele andere meist autobiografisch gefärbte Werke des Autors fanden Zustimmung, sorgten aber auch immer wieder für viel Wirbel und kritische Gegenstimmen - nicht zuletzt aus dem jüdischen Milieu.
2010, in der deutschen Übersetzung 2011 erschien Roths letztes Werk, die Shortstory-Sammlung "Nemesis". Kurz darauf, im Jahre 2012, gab Philip Roth bekannt, dass er sich aus dem Literaturbetrieb zurückziehen und seine literarische Tätigkeit beenden wird.
Männliche Sexualität, Obsession, Vergänglichkeit
Das gesamte Werk von Philip Roth ist in der deutschen Übersetzung bei Hanser erschienen. Der Hanser-Verleger Jo Lendle sagte, nach dem Motiv- und Themenspektrum von Roths Büchern gefragt, dass seine wohl wichtigste Prägung die jüdische Herkunft gewesen sei. Roth habe sich in vielen seiner Bücher auf die Welt bezogen, die er kannte, die jüdische Familie, das jüdische Milieu, von dem er sich abwandte, aber dessen Stellung in der amerikanischen Gesellschaft und deren Zerrissenheit zwischen Assimilation und Zionismus ihn stark beschäftigte. Roth habe dieses jüdische Milieu aber auch immer wieder überschritten und mit anderen Aspekten verknüpft - mit dem Zustand der amerikanischen Gesellschaft seit dem Vietnamkrieg, mit der männlichen Sexualität und Obsession und mit dem Thema Alter und Vergänglichkeit.
Die Welt aus verschiedenen Perspektiven betrachtet
Auf Roths Figuren angesprochen, die oft unzweifelhaft ein Alter Ego seines Autors darstellen wie in seinen "Zuckerman"-Romanen, sagte Lendle, dies sei Roths Interesse an der Verwandlung geschuldet - an der Verwendung verschiedener Masken , mit denen die Welt aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden könne.
"Verschwörung gegen Amerika" in Zeiten von Trump
Sehr gern gelesen, so der Hanser-Verleger, habe er Roths Roman "Verschwörung gegen Amerika" aus dem Jahr 2004. Die dort geschilderte faschistische Machtübernahme würde sich heute, in der Trump-Zeit, noch einmal anders lesen. Empfehlen könne er aber auch eines der privateren und intimeren Bücher von Philip Roth, den Roman "Mein Leben als Sohn" von 1991, ein autobiografisches Buch über den Tod seines Vaters.