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Zum Tod von Andreas Tammann
Kosmologe mit Charme und Gugelhupf

Einer der großen Astronomen unserer Zeit war Gustav Andreas Tammann. Er ist 1932 in Göttingen zur Welt gekommen und arbeitete nach dem Studium in seiner Heimatstadt und in Basel am Palomar-Observatorium in Kalifornien.

Von Dirk Lorenzen |
Der Kosmologe Gustav Andreas Tammann (1932-2019)
Der Kosmologe Gustav Andreas Tammann (1932-2019) (Hochalpine Forschungsstationen Jungfraujoch/Gornergrat)
Gustav Tammann erforschte seit den 60er-Jahren vor allem die Ausdehnung des Universums. Jahrzehntelang tobte unter Kosmologen ein erbitterter Streit um die Hubble-Konstante, die angibt, wie schnell das Weltall expandiert und wie alt der Kosmos ist. In den 70er-Jahren nahm Tammann eine Professur in Basel an.
Er war auch ein brillanter Redner, der Laien in Planetarien die Zusammenhänge im Kosmos erklärte – zu einer Zeit, als das für Profiastronomen noch ungewöhnlich war. Manche, so meinte Tammann, hielten ihn für einen Exhibitionisten, weil er populärwissenschaftliche Vorträge halte.
Im expandierenden Kosmos, so erklärte er, ergehe es den Galaxien wie Rosinen in einem aufgehenden Gugelhupf. Jede entferne sich von jeder. Und mit viel Charme fügte er hinzu, jede Rosine neige daher zum Größenwahn, im Zentrum des Gugelhupf zu stehen – was genauso falsch sei, wie der Eindruck, unsere Milchstraße sei die Mitte des Kosmos.
Seinen letzten großen Auftritt in der Fachwelt hatte Gustav Tammann bei der Internationalen Astronomischen Union 2012 in Peking. Doch da wollten viele jüngere Kollegen nichts mehr vom Streit um die Hubble-Konstante hören, weil sie das Problem längst für gelöst halten.
Am 6. Januar ist Gustav Tammann im Alter von 86 Jahren gestorben.