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Zum Tod von Anna Karina
Ikone des Nouvelle Vague-Kinos

Eine Dänin mit Kurzhaarschnitt verkörperte in den sechziger Jahren ein neues Frauenbild im Film. Eine Frau, der ihr eigener Mann, der Regisseur Jean-Luc Godard, starke, selbstbewusste Dialoge auf den Leib schrieb. Der Filmkritiker Rüdiger Suchsland erinnert an Anna Karina.

Rüdiger Suchsland im Gespräch mit Kathrin Hondl |
Die Schauspielerin Anna Karina im Film "Chinesisches Roulette" 1976 von Rainer Werner Fassbinder.
Der französische Nouvelle-Vague-Star Anna Karina drehte in den 70er-Jahren auch mit Rainer Werner Fassbinder (www.imago-images.de)
"Eine Frau ist eine Frau" ist der Titel eines Films, den Anna Karina, geborene Hanne Karin Bayer zusammen mit ihrem späteren Ehemann Jean-Luc Godard in den sechziger Jahren drehte. Mit ihrer Ponyfrisur, dem blassem Teint, den großen blauen Augen und einem laszivem Blick galt sie als eine Ikone der Nouvelle Vague, meint der Filmkritiker Rüdiger Suchsland:
"Sie ist im Gegensatz zu anderen Schauspielerinnen eine Darstellerin, die ganz vom Kino herkam, die also nicht vorher Theater gespielt hatte. Sie ist fotogen, was sowieso für das Kino ein Vorteil ist, sie ist aber auch in der Lage, als Schauspielerin dieses gewisse Etwas vor der Kamera zu entfalten. Es hat immer gefunkt. Sie ist das gewesen, was man abfälligerweise ‚Projektionsfläche‘ nennt, weil das so klingt, als hätten alle nur in sie etwas hineinprojiziert, aber sie hat auch umgekehrt etwas zurückprojiziert in den Kinosaal."
Dänin als Superstar des französischen Kinos
Die gebürtige Dänin ging bereits im Alter von 17 Jahren nach Paris und arbeitete als Model unter anderem für Coco Chanel, die ihr übrigens auch ihren Künstlernamen gab. Von 1961 bis 1965 war Anna Karina mit dem Regisseur Jean-Luc Godard verheiratet. Wie das Paar sich kennenlernte, darum rankt sie eine kleine Anekdote: Godard entdeckte Karina in einem ihrer Werbespots, bei dem sie in einer Badewanne von Seifenschaum bedeckt saß. Er bot ihr daraufhin in seinem ersten Spielfilm "Außer Atem" eine Nebenrolle an, die sie jedoch wegen einer Nacktszene ablehnte. Als Godard erwiderte, dass sie doch auch in der Werbung für Palmolive nackt gewesen sei, soll sie geantwortet haben: "Ich war da doch gar nicht nackt, nur in Ihrer Fantasie. Da war vor lauter Schaum nur ein bisschen von meiner Schulter zu sehen." Godard habe Anna Karina als Frau "an sich" in seinen Filmen eingesetzt, so wie er Jean-Paul Belmondo als "Mann an sich" besetzte, so Suchsland:
"Da geht es um Archetypen. Karina hat das Weibliche 'an sich' verkörpert, aber sie hat dabei einen neuen Typus verkörpert. Sie kommt ins Kino in einer Zeit, als nicht nur die Hollywoodstars, sondern auch italienische Schauspielerinnen wie Sophia Loren, Anna Magnani und Gina Lollobrigida en vogue waren. Doch sie war eine Frau, die eben kein kleines Mädchen war, sondern den Männern ebenbürtig."
Die Schauspielerin Anna Karina verstarb mit 79 Jahren Paris.