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Zum Tod von Dana Zátopková
Große Zeitzeugin der Leichtathletik

Von den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki brachte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Emil Zátopek vier Goldmedaillen mit in die Tschechoslowakei. Als Speerwerferin holte sie zudem noch einmal Olympisches-Silber und zwei EM-Titel : Jetzt ist Dana Zátopková im Alter von 97 Jahren in Prag gestorben.

Von Thomas Purschke | 15.03.2020
Die tschecheslowakische Speerwerferin Dana Zatopkova
Goldmedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki: Dana Zátopková (imago / United Archives)
Der Sport in Tschechien habe eine seiner größten Persönlichkeiten verloren, teilte das Tschechische Olympische Komitee mit. Bis zum Jahr 2018 nahm Dana Zátopková mit großer Freude am öffentlichen Leben teil. Sie war Ehrengast bei vielen Leichtathletik-Veranstaltungen in Tschechien und weihte besonders gerne neue Sportplätze ein. Zugleich warnte sie davor, dass der zunehmend kommerzialisierte Spitzensport nicht zu einer Zirkusveranstaltung verkommen dürfe.
Olympische Spiele 1952 – Sternstunden für die Zátopeks
Geboren in Karviná, der mährisch-schlesischen Region im Osten des heutigen Tschechiens, war sie zunächst eine gute Handballerin und wechselte dann zur Leichtathletik. Bei den Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki erlebte das berühmte Sportler-Ehepaar Dana und Emil Zátopek ihre Sternstunden. Beide wurden am gleichen Tag innerhalb von einer Stunde Olympiasieger. Dana im Speerwerfen und Emil im 5.000-Meterlauf. Und beide kamen am 19. September 1922 auf die Welt.
Emil and Dana Zatopek, das Sportlerehepaar gewann bei den Olympischen Spielen 1954 in Helsinki vier Goldmedaillen
Emil and Dana Zátopek, das Sportlerehepaar gewann bei den Olympischen Spielen 1954 in Helsinki vier Goldmedaillen (imago / CTK Photo)
Während Emil Zátopek bereits im November 2000 an den Folgen eines Hirnschlages verstarb, erfreute sich Dana - allerdings den Umständen entsprechend - noch lange guter Gesundheit. 2016 hatte Dana in Tschechien ein umfangreiches Buch über ihr Leben als Sportlerin und spätere Trainerin und die gemeinsamen Jahre mit Ehemann Emil veröffentlicht. Das Thema Deutschland war für die Buchautorin das schwerste Kapitel.
Sportler-Freundschaft nach Deutschland
Sieben Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg durften in Helsinki auch die deutschen Sportler bei Olympia wieder mit am Start sein. Dana Zátopková, deren Vater zwei Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern der Nazis, darunter in Buchenwald und Dachau, inhaftiert war und zum Glück überlebte, sagte 2016 dem WDR-Magazin "Sport inside" dazu: "Ich kann bis heute nicht so gut darüber sprechen. Menschen können große Verwüstungen anrichten, aber diese darf man nicht in die eigene Seele eindringen lassen. Es ist besser, zu vergeben."
Die ehemalige tschecheslowakische Speerwerferin Dana Zatopkova
Die ehemalige tschecheslowakische Speerwerferin Dana Zátopková wurde 97 Jahre alt (imago / CTK Photo)
Die Zátopeks waren froh, dass die Deutschen erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg 1952 bei Olympia wieder mit dabei waren. Ihrem Ehemann, dem Ausnahmeläufer Emil Zátopek, gelang damals in Helsinki der bis heute unerreichte, dreifache Triumph: Er gewann die 5.000 Meter, 10.000 Meter und auch noch den Marathon.
Über die 5.000 Meter wurde der Deutsche Herbert Schade Dritter. Eine innige Freundschaft begann in Helsinki zwischen den Zátopeks und Leichtathlet Herbert Schade, dem Olympiamedaillengewinner aus Solingen, die ein Leben lang fortbestand. Die Zátopeks waren oft in Solingen und in Wuppertal und auch bei zahlreichen Sportveranstaltungen in ganz Deutschland zu Gast.