"Ich bin nicht Kevin Costner und ich bin auch nicht Alain Delon oder Depardieu, sondern ich bin ein deutscher Schauspieler, der, und das wollen wir hier gleich mal von vornherein klarstellen, kein Star ist. Ein Star ist immer ein Mensch, der einfach das Umfeld hat und die Leute einfach wegen ihm ins Kino gehen. Das tun sie wegen mir nicht."
Götz George gab sich bescheiden. Dabei verkörperte er seit 1981 im Fernsehen eine Kultfigur, die für Diskussionen und hohe Einschaltquoten sorgte. Und aus der Rente zurückkehrte, weil dieser Tatort Kommissar aus Duisburg so beliebt war.
O-Ton George im Tatort: "SCHI-MAN-SKI. Sie Arschloch." Ein Mann mit Herz, Verstand und Ruhrpottcharme. Horst Schimanski fluchte, kämpfte und trat zur Not auch Türen ein. "Hör mal, langsam hab ich die Schnauze voll ja! Wie soll ich Dir denn helfen, wenn Du mir nicht sagst, wovor Du Angst hast?"
Nach zehn Jahren schickte Götz George selbst sein Alter Ego in Rente, um sich weiter auszuprobieren. Im Kino brachte er das Publikum in "Rossini" und "Schtonk" zum Lachen, im "Totmacher" ließ er als Massenmörder Fritz Haarmann den Zuschauern das Blut in den Adern gefrieren. O-Ton George: "Mir ist immer so, als wenn einer geschrien hat 'Fritze!'. Aber es kann auch sein, dass ich das nur geträumt habe."
Götz George – der Vollblutschauspieler. Mit 12 Jahren stand er zum ersten Mal auf einer Theaterbühne – in der Rolle eines Hirtenjungen. Sein Vater, die Bühnenlegende Heinrich George, gab dem Sohn den Vornamen seiner Lieblingsfigur: Götz von Berlichingen. Kein leichtes Erbe:
"Nun ist es sicher eine Auszeichnung gewesen, war es sicherlich ein Schulterklopfen und ein Stolzsein auf den Sohn. Er muss mir irgendwie Streicheleinheiten verpasst haben, das ich auch in diesem Beruf bestanden habe. Das ist ja auch entscheidend wichtig, ich hatte ja auch große Angst, dass ich gesagt habe: Die Bestandsaufnahme wird schwer fallen vor dem Alten."
Nach einer Schauspielausbildung, ersten Rollen am Theater und im Film schaffte Götz George 1959 den großen Durchbruch: als gutherziger Boxer im Liebesfilm "Jacqueline". Der strahlende Jüngling bekam mit 21 den Deutschen Filmpreis und ritt in den 60er-Jahren durch Karl-May-Filme:
"Wo ist der Schatz im Silbersee? Antworte, oder ich blase Dir das Hirn aus Deinem verdammten Schädel! – Der Schatz… das ist eine lange Geschichte, die kann man nicht so einfach… - Dann mach sie kurz!"
Der neue deutsche Film verschmähte in den 70er-Jahren den Schauspieler mit der extrem körperlichen Präsenz, der Stunts selbstverständlich selbst machte. Götz George wollte immer spielen – Interviews und Talkshowauftritte hat er, wenn möglich, gemieden:
"Ich wollte immer, immer, immer über meinen Beruf bewertet werden und nicht über Privatismen. Und das ist leider Gottes bei der Presse immer wieder passiert. Ob ich einen Unfall hatte, ob ich mich getrennt habe, immer waren diese Scheiß Privatismen vordergründiger und die waren das, was den Namen 'George' hochbrachten."
Eine seiner letzten und schwersten Rollen war die im Dokudrama "George". Darin spielte er seinen Vater Heinrich. Lange hatte sich Götz George dagegen gesträubt, ausgerechnet den Mann zu verkörpern, der sein eigenes Leben so stark beeinflusst hatte:
"Ich bin alt genug, hab mein Leben gelebt, ich fahre in die Grube und grüße ihn und sage: Du hast mich eben immer überholt, du warst besser, besessener…"