Walther Tröger war 1983 bis 1990 Sportdirektor des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und von 1992 bis 2002 NOK-Präsident. In dieser Zeit erinnert er sich an viele Treffen mit Helmut Kohl. Dem DLF sagte Tröger: "Helmut Kohl ist nicht so oft in Erscheinung getreten bei Veranstaltungen wie viele andere, aber wenn man ihn brauchte, dann war er immer verfügbar."
Als Beispiel nennt Tröger die Anfang 1990er Jahre, als die Regierung beim Sport kürzen wollte. Bei einem Gespräch habe sich der damalige Bundeskanzler sehr genau erläutern lassen, wofür der Deutsche Sportbund und das Nationale Olympische Komitee (NOK) das Geld benötigten. "Dann haben wir das obligatorische Glas Wein getrunken und wir hatten die 17 Millionen wieder."
DDR-Debatten damals anders beurteilt
Überhaupt sei er zugänglich für alle Repräsentanten des Sports gewesen, von den Verbandspräsidenten bis zu den Sportlern. "Er konnte niemanden unbefriedigt von ihm gehen lassen, der ein Anliegen zum Sport hatte."
Als erster Bundeskanzler begnügte sich Kohl nicht damit, auf der Tribüne zu sitzen und gratulierte der deutschen Nationalmannschaft 1990 persönlich in der Umkleide zum Weltmeistertitel. Das kommentiert Tröger: "Das war seine Art, er war ja lieber in der Kabine als auf der Tribüne."
Mit der Entscheidung von 1989, die Stasiakten nicht zu öffnen, habe er nicht übereingestimmt. Aber genau wie die Doping-Debatte in der DDR würden die Themen heute ganz anders beurteilt als damals. "Das hat man damals gar nicht so ernst genommen." Die Wiedervereinigung im Sport sei problematisch gewesen in Bezug auf Verbände, belastete Trainer und Opfer des DDR-Dopings. "Das sieht heute ganz anders aus. Deshalb ist es ganz schwierig zu sagen, was wir falsch und was wir richtig gemacht haben."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.