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Zum Tod von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad
"Ikea und Deutschland sind fast identisch geworden"

Kaum ein Haushalt ohne Ikea-Möbel: Der Einfluss des schwedischen Unternehmens auf die deutsche Vorstellung vom Wohnen sei "wahrscheinlich überhaupt nicht zu überschätzen", sagte der Architekturkritiker Nikolaus Bernau im Dlf anlässlich des Todes von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad.

Nikolaus Bernau im Gespräch mit Doris Schäfer-Noske |
    Ingvar Kamprad, Gründer des schwedischen Möbelunternehmens Ikea, im Juni 2013: Damals kündigte er an, dass er die Schweiz verlassen und wieder in Schweden leben wolle. In die Schweiz war er 1973 aus Steuergründen gezogen.
    Ingvar Kamprad, Gründer des schwedischen Möbelunternehmens Ikea, im Juni 2013: Damals kündigte er an, dass er die Schweiz verlassen und wieder in Schweden leben wolle. In die Schweiz war er 1973 aus Steuergründen gezogen. (picture alliance / dpa)
    Der Gründer des schwedischen Möbelkonzerns Ikea, Ingvar Kamprad, ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Nach Angaben seines Unternehmens ist Kamprad in seinem Heim in der südschwedischen Provinz Småland nach kurzer Krankheit friedlich eingeschlafen. Kamprad, der Ikea 1943 im Alter von 17 Jahren gegründet hatte, war einer der reichsten Menschen der Welt.
    Besonders erfolgreich war und ist Ikea in Deutschland. Der Architekturgründer Nikolaus Bernau verbindet diesen Erfolg mit "kulturhistorischen" Gründen.
    Ideologisch breit gestreute Skandinavien-Begeisterung
    Ganz anders als in den USA, wo Ikea immer das Design der Linken und Liberalen gewesen sei, mit dem die Konservativen nichts anfangen konnten, habe Kamprad in Deutschland auf vielen kulturellen "Wurzeln" aufbauen und mit ihnen weiterarbeiten können, sagte Bernau. In Deutschland sei Ikea bei seiner Expansion nach dem Zweiten Weltkrieg auf eine "Skandinavien-Begeisterung" getroffen, die bis in die Kaiserzeit reichte und die "ideologisch weit gestreut" war, sagte Bernau. So hätten sich Konservative und Rechte, die Skandinavien mit dem Wikingertum verbanden, ebenso für Ikea begeistern können wie die Linken, die mit Schweden die "sozialistische und sozialdemokratische Idee der modernen Gesellschaft" verknüpften.
    Relativ gut produziert und standardisiert
    "In Deutschland gab es eine ganz, ganz breite Schicht von ideologischen Mustern, an die Ikea anknüpfen konnte mit seinem modernen Design. Das war für alle irgendwie interessant", sagte Bernau. Das sei einer der speziellen Gründe, warum Ikea und Deutschland fast identisch geworden seien. "Es gibt angeblich (…) keinen einzigen Haushalt in Deutschland ohne nicht mindestens ein Ikea-Stück", so der Architekturkritiker.
    Zudem seien Ikea-Möbel im Vergleich zu anderen Fabrikmöbeln immer "relativ gut produziert" worden. Der Einfluss von Ikea auf unser Verständnis vom Wohnen sei "wahrscheinlich überhaupt nicht zu überschätzen", so Bernau. Heute sei es normal geworden, dass man seinen Einrichtungsstil wechseln könne. Das schwere, satte Wohnen mit Schrankwänden sei passé. Ikea stehe dafür, dass man sein ganzes Leben neu gestalten könne, indem man einmal einkaufen gehe, meinte Bernau.