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Zum Tod von Klaus Peter Schreiner
Die graue Eminenz des Kabaretts

Er war ein Mann, der vor allem hinter den Kulissen zur Kabarettlegende wurde: Klaus Peter Schreiner, wichtigster Hausautor der Lach-und Schießgesellschaft und einer der geschliffensten Satiriker, ist am Dienstag im Alter von 86 Jahren gestorben.

Von Achim Hahn |
    Er war ein Urgestein: Klaus Peter Schreiner beim Deutschen Kleinkunstpreis 2011
    Er war ein Urgestein: Klaus Peter Schreiner beim Deutschen Kleinkunstpreis 2011 (imago stock&people)
    "Klimbim ist unser Leben und ist es mal nicht da - dann mach ich mir nen Schlitz ins Kleid und find es wunderbar."
    In den 70ern war sie einmalig: Klimbim - die erste Sketch-Comedyserie des deutschen Fernsehens.
    "Und bist Du nicht willig, so rauch ich im Wald!"
    Nackte Haut und schräger Slapstick-Blödsinn vorn, auf der Mattscheibe. Im Hintergrund: ein Meister Satiriker, Klaus Peter Schreiner:
    "Das war für mich immer eine Erholung, mal richtig blödeln zu können und nicht daran denken zu müssen, dass die Leute das ernst nehmen. Also mal so richtig frei raus."
    Aufbegehren gegen den Adenauer-Muff im Anzug
    Denn eigentlich war er ein gestandener Politkabarettist. Mitautor auch eines anderen satirischen Fernsehhighlights dieser Jahre, der "Notizen aus der Provinz" im ZDF von und mit Dieter Hildebrandt.
    "Die Parodie eines Fernsehmagazins wie beispielsweise Panorama, Monitor." - "Schließlich kämpft man ja um die Wiederherstellung einer heilen Welt."
    Und viele Jahrzehnte zuvor war er fast schon ein Mitbegründer der legendären "Lach- und Schießgesellschaft",
    "57 war das und der Sammy hat dann gesagt, Du kannst dann für uns schreiben. Spielen da ist nix, wir sind voll."
    Dieter Hildebrandt hatte Klaus Peter Schreiner nämlich bereits in den 50er-Jahren beeindruckt und sie spielten erstmals zusammen unter der Regie von Sammy Drechsel bei der Kabaretttruppe "Die Namenlosen", aus denen sich die Lach- und Schießgesellschaft entwickelte.
    "Wir haben keinen Namen, doch wir hätten ihn ganz gern."
    Kabarett in den 50ern. Das war das Aufbegehren gegen den Adenauer-Muff im Anzug. Extrem populär durch die Mitschnitte der "Lach- und Schieß" im Fernsehen. Eine kritische Instanz.
    "Kam ein Gast ins Kabarett, brach schon bei dem Namen Strauß ohne Grund in Beifall aus."
    "Eins haben wir bewirkt, dass wir von den 50er Jahren bis später ein bisschen die Einstellung der Gesellschaft verändert haben. Also dass wir die Autoritätsgläubigkeit ein bisschen zum Verschwinden gebracht haben, dass die Leute lockerer sind im Denken und in ihrer Beziehung zur Politik."
    Sein Markenzeichen: sprachkritische Wortspielereien und Satzverdrechselungen
    Auch hier: Klaus Peter Schreiner, die graue Eminenz im Hintergrund. Denn aufgrund einer Lungenerkrankung durfte er selbst nicht mehr auf der Bühne spielen. Auf ärztlichen Rat hin. Stattdessen schrieb er für etliche Bühnenkünstler. Beeindruckend: seine Sprachgewalt. Erinnerte manche an Tucholsky. Sein Markenzeichen: sprachkritische Wortspielereien und Satzverdrechselungen, später auch populäre Märchenparodien. Nummern, die schon bald zu regelrechten Kabarettklassikern wurden.
    "Oh, wo ist denn unser Herr Schreiner? - Nach Dichterart nach Worten suchend."
    Ab Anfang der 90er-Jahre ist Klaus Peter Schreiner dann doch wieder gelegentlich aufgetreten mit seinen "Meistersatiren" und 1999 sogar als Ensemblemitglied der Lach- und Schießgesellschaft.
    "Wenn einer ein Amt übernimmt, geht er in die Verantwortung. - Dann ist er in der Verantwortung oder er steht in ihr. - Weshalb sitzt er nicht?"
    Sein letzte Bühnenprogramm dann "Einmal Deutschland und zurück", mit dem er lange bundesweit unterwegs war. Die Preise für's Lebenswerk folgten. 2011 schließlich der Deutsche Kleinkunstpreis. Ehrenhalber. Denn, so sagte er:
    "Ich war immer auf Qualität bedacht und das ist eigentlich das, was mir beim Auftreten und bei meinem Soloprogramm Spaß macht, dass die Leute hinterher kommen und sagen, da ist endlich wieder Substanz dahinter und nicht nur Blödelei. Das macht mich stolz."
    "Ja, das war ein verdammt langer Satz, und den krieg ich auch nie wieder so hin."