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Zum Tod von NBA-Star Kobe Bryant
Hochbegabt und getrieben

Kobe Bryant gilt als einer der größten und besten Profis aller Zeiten in der NBA, der nordamerikanischen Basketball-Profi-Liga. Am 26. Januar kam er wie auch seine Tochter bei einem Hubschrauberabsturz in der Nähe seines Wohnortes Los Angeles ums Leben. Ein Nachruf.

Von Jürgen Kalwa |
Der ehemalige NBA-Star Kobe Bryant.
Die NBA unter Schock: Kobe Bryant starb am Sonntag bei einem Hubschrauberabsturz (dpa / Ju WenQ)
Die Nachricht versetzte die Liga in Schock. Trainer, die ihn kannten, wie Doc Rivers von den Los Angeles Clippers, konnten ihre Tränen nicht verbergen. "The news is just devastating to everybody who knew him. And I knew him for a long time."
Kareem Abdul Jabbar, der erfolgreichste Korbschütze in der Geschichte der amerikanischen Profi-Basketballliga NBA, kondolierte per Video: "Er war einer der ersten, die direkt von der Schule in die NBA wechseln konnten. Und der anschließend das Spiel dominiert hat."
Nur für ein Team, die LA Lakers
Kobe Bryant hatte 20 Jahre lang nur für ein NBA-Team gespielt: die Los Angeles Lakers. Er war am Sonntag bei einem Hubschrauber-Absturz in einem Vorort der Metropole zusammen mit den anderen acht Insassen tödlich verunglückt. Er hatte erst im Frühjahr 2016 seine Karriere beendet, nachdem er fünfmal Meister geworden war und zweimal Olympisches Gold geholt hatte. Seitdem kümmerte er sich um eine Reihe von Projekten und war erneut erfolgreich. So 2018, als er den Oscar für die Animation "Dear Basketball" gewann. Ein Kurzfilm auf der Basis eines Briefs, den er bei seinem Rücktritt den Fans geschrieben hatte.
"Hier und heute zu stehen, ist irre. Wirklich irre."
Bryant war ein hochbegabter, gleichzeitig getriebener und egozentrischer Basketballer. Er nutzte die Lücke, die nach dem Rücktritt von Michael Jordan entstanden war, und wurde der populärste und höchstbezahlte Profi-Basketballer weltweit. Sein Rezept: Die von ihm selbst so genannte "Mamba-Mentalität" - eine schonungslose Haltung gegenüber anderen und sich selbst.
Dunkelster Moment im Jahr 2003
Seine größte persönliche Krise erlebte er 2003, als er von einer Hotelangestellten in Colorado der Vergewaltigung beschuldigt wurde. Die Anklage wurde fallen gelassen, als die Betroffene vor der Aussage im anberaumten Prozess zurückschreckte. Bryant hatte zuvor in einer peinlichen öffentlichen Erklärung zugegeben, dass es zu sexuellen Handlungen gekommen war.
"I am sitting here before you guys, embarrassed, ashamed, for committing adultery."
Den Imageschaden, den er erlitt, konnte er mit Hilfe seiner sportlichen Erfolge und seinem artistischen Umgang mit dem Ball wieder reparieren. Auch sein Abstecher zu einem Düsseldorfer Arzt, der den oft verletzten Spieler und andere prominente amerikanische Athleten auf umstrittenen Weise mit Eigenblut behandelte, konnte daran nichts ändern.
Bryant wurde 41 Jahre alt. Er hinterlässt neben seiner Frau Vanessa drei Kinder. Die vierte Tochter Gianna saß beim Absturz mit ihm in der Maschine und wurde ebenfalls getötet.