Archiv

Zum Tod von Rafael Chirbes
Röntgenaufnahmen der spanischen Gesellschaft

Seine Romane behandelten die Diktatur des Franco-Regimes, aber auch die Immobilienkrise und Korruptionsskandale der Gegenwart. Am Samstag ist der spanische Schriftsteller Rafael Chirbes im Alter von 66 Jahren gestorben. Er sei einer der bewusstesten Gesellschaftskritiker Spaniens gewesen, sagte Paul Ingendaay, der in Madrid lebende Kulturkorrespondent der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" im DLF.

Paul Ingendaay im Gespräch mit Burkhard Müller-Ullrich |
    Der spanische Autor Rafael Chirbes ist im Alter von 66 gestorben. (Aufnahme vom 12.03.2014)
    Der spanische Autor Rafael Chirbes ist im Alter von 66 gestorben. (Aufnahme vom 12.03.2014) (dpa / picture alliance / Daniel Reinhardt)
    Rafael Chirbes sei ein grandioser, formbewusster Romanautor gewesen, der die Theorie und das Moralisieren stets hintangestellt habe, sagte Literaturkritiker Paul Ingendaay. Chirbes habe "böse Geschichten aus dem spanischen Wohlstandsmärchen" erzählte, sich mit dem Immobilienboom und der schlechten Vergangenheitsbewältigung des Landes auseinandergesetzt. Bei all diesen Themen habe auch immer "Mitmachen und Denunzieren" eine zentrale Rolle gespielt.
    Chirbes sei dabei lange Jahre in Deutschland bekannter und angesehener gewesen als in seiner Heimat, sagte Ingendaay. So habe er sich in Deutschland vor 20 Jahren durchgesetzt - hochgelobt und mit zahlreichen Preisen ausgestattet. In Spanien hingegen sei er erst in den letzten fünf, sechs Jahren einem breiteren Publikum bekannt geworden. Besonders seine beiden Großwerke über die Krise "Krematorium" und "Am Ufer" hätten sich mit der aktuellen spanischen Gesellschaft und den Auswirkungen der Krise auseinandergesetzt.
    Das vollständige Gespräch können Sie mindestens sechs Monate nachhören.