Intelligenz, Kompetenz und Führungsstärke sind die Eigenschaften, die Roman Herzog Zeit seines Lebens zugeschrieben wurden. Der Staatsrechtler aus Landshut hat selbst zwei andere Eigenschaften sein eigen genannt: Gottvertrauen und eine gewisse niederbayrische Wurstigkeit.
"Meine Söhne haben mich mal gefragt, was der Unterschied zwischen intellektuell und intelligent ist, und ich habe wahrheitsgemäß darauf erwidert, es ist der gleiche Unterschied, wie der Unterschied zwischen Primaten und Primanern."
Roman Herzog ist bester Schüler beim Abitur in Landshut, wird mit 31 Jahren Professor, macht als junger Jurist wissenschaftlich Karriere, arbeitet in Speyer als Hochschulrektor, in Bonn, entdeckt von Helmut Kohl, als Chef der rheinland-pfälzischen Landesvertretung, danach in Stuttgart als Kultus- und dann als Innenminister und schließlich in Karlsruhe als Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Immer unabhängig und nie selbst auf der Suche nach einem neuen Posten. Ich bin ein Geißeltierchen, greife zu, wenn passende Gelegenheiten vorbeigeschwommen kommen.
"Ich glaube auch, das größte Geschenk in meinem bisherigen Leben war, alle vier, fünf Jahre, oder meinetwegen auch sechs Jahre wieder eine neue Option für einen beruflichen Wechsel oder eben fürs Beibehalten des bisherigen Berufs vor die Füße gespielt zu bekommen. Die Sache hat einen Vorteil. Wenn man nichts bestimmtes ansteuert, dann kann man es auch nicht verfehlen, man hat weniger Misserfolge dabei."
Direkte Sprache und Humor
Roman Herzog kennt die Möglichkeiten und Grenzen des Amtes, weiß als Grundrechtskommentator um die Mischung aus Staatsnotariat und Predigtkanzel. Und Herzog wird zum Bürgerpräsidenten des gesunden Menschenverstandes. Die Regierung sei immer zwangsläufig im Kurzfristigen befangen. Darum müsse jemand da sein, der das Längerfristige zumindest immer wieder ins Bewusstsein hebe. Und das geschieht mit Roman Herzogs Berliner Rede 1997.
"Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von lieb gewordenen Besitzständen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, die Großen mehr, die Kleinen weniger. Aber es müssen auch alle mitmachen."
Seine direkte Sprache und sein Humor wirken immer lebensnah und spontan, sind immer durchdacht und wohl gesetzt. Auch als Roman Herzog nach der Amtszeit als Staatsoberhaupt wieder und wieder für eine Änderung des Wahlrechts plädiert, die Rentnerdemokratie kritisiert und beim politischen Personal Führungsfähigkeiten und echtes Charisma vermisst. Roman Herzog wünscht sich Zeit seines Lebens als republikanischer Weltbürger ein offenes Deutschland…
"Friedliebend, freiheitsliebend, leistungsstark, um Gerechtigkeit zumindest bemüht, zur Solidarität bereit, tolerant, weltoffen und was mir fast das Wichtigste erscheint meine Damen und Herren: unverkrampft."
Und er wünscht sich für die Bundesrepublik Zeit ihrer Existenz immer Instanzen, die das Gemeinsame ansprechen, auch ungeschminkt. Und Roman Herzog war selbst eine: Unabhängig und ernsthaft – ein Staatsoberhaupt, das stets sagte, was Sache ist.