"Eine einmalige Lebensleistung im Sinne des Sports". So beschrieb DOSB-Chef Alfons Hörmann das Wirken von Walther Tröger. Tröger war in der Sportpolitik über Jahrzehnte eine einflussreiche Persönlichkeit. Er war Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) und 20 Jahre lang Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Am 31. Dezember ist Walther Tröger im Alter von 91 Jahren verstorben.
Anno Hecker von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) bezeichnete Hörmanns Worte im Dlf als "floskelhaft, aber auch richtig, wenn jemand über 60 Jahre verbringt, den Sport voranzubringen und weiterentwickeln zu wollen. Wenn er versucht, mit seiner ganzen Kraft, Sportlern Rahmenbedingungen zu geben, damit sie ein Talent entwickeln können."
Nicht der große Visionär
Dabei sei Tröger nicht der große Visionär gewesen, sagte Hecker. Vielmehr habe er sich im Hintergrund aufgehalten und viele Voraussetzungen geschaffen. Tröger war Jurist von Beruf. "Also er hat den Sport immer als Jurist betrachtet und hat versucht, Rahmenbedingungen zu schaffen. Das hat ihn auch behindert, als es darum ging, in erster Position als Präsident des NOK einen großen Schub auf die Beine zu bringen", so Hecker.
Trögers größte Stärke sei sein riesiges Netzwerk gewesen. "Er hat in fast jeder Kommission weltweit jemanden gekannt. Das war seine größte Leistung, dass er immer wusste, wen man wann fragen muss und wem man eine richtige Position geben muss, damit das oder jenes stattfinden kann", sagte Hecker. So habe er natürlich auch zu einer Modernisierung des Sports beigetragen.
In letzter Zeit hatte Tröger laut Hecker aber keinen Einfluss mehr auf die olympische Bewegung. "Sein Einfluss sank schon relativ früh mit der Situation in Deutschland, als er als NOK-Präsident vehement darum kämpfte, dass es keine Fusion des NOK mit dem damaligen Deutschen Sportbund geben würde. Und diesen Zweikampf mit Thomas Bach hat er verloren. Bach hat er immer wieder, auch zuletzt, scharf attackiert als denjenigen, der seine Karriere beendet hat. Und das nicht ehrenvoll, so sah es auf jeden Fall Tröger, sondern ihn hintertrieben hätte mit einer Allianz des damaligen DSB-Präsidenten Manfred von Richthofen."
"Tröger kam uns verkrustet vor"
Hecker hatte damals selbst darüber berichtet. "Und ich muss sagen, dass ich das damals vor mehr als 20 Jahren auch falsch eingeschätzt habe. Tröger kam uns verkrustet vor, während von Richthofen nach vorne ging und viele Dinge angehen wollte, auch die Doping-Problematik. In diesem Duell ist Tröger untergegangen und verlor so seine führende Position in einem Amt in Deutschland und letztlich erwuchs daraus natürlich auch, dass er nicht mehr so schalten konnte, wie es früher der Fall gewesen." Das habe Tröger auch bis zuletzt beschäftigt.
Hecker selbst hält Tröger als einen "sehr interessanten Mann" in Erinnerung, "der immer versucht hat, den Sport aus der Sicht des Juristen korrekt und den Regeln entsprechend zu organisieren. Der sehr loyal war und Loyalität auch einforderte und letztlich daran gescheitert ist, dass er diese Loyalität im Kreise derer, die den Sport vorantreiben wollte, überschätzt hat. So bleibt er mir in Erinnerung als jemand, der Verbindungen schaffen konnte, aber dafür seine Zeit brauchte." So habe Tröger es sogar geschafft, die von den Nazis aufgrund ihres jüdischen Glaubens verstoßene Hochspringerin Gretel Bergmann nach vielen Jahren zu einer Rückkehr nach Deutschland zu bewegen.