Bitte um Begnadigung
Staatsfernsehen in Belarus führt zum Tode verurteilten Deutschen vor - Video offenbar unter Zwang entstanden

Das staatliche Fernsehen in Belarus hat eine Videobotschaft eines zum Tode verurteilten Deutschen ausgestrahlt, die offenbar unter Zwang entstanden ist. Darin bittet der Mann Machthaber Lukaschenko um Gnade. Die deutsche Regierung tue nichts für seine Rettung, sagte er.

26.07.2024
    Das Zentrum von Minsk
    Das Zentrum von Minsk (Archivbild). (dpa/picture alliance/Global Look Press)
    Der Mann war den Behörden in Minsk zufolge unter anderem wegen Söldnertums und Terrorismus im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes verurteilt worden. Das Urteil fiel im Juni, wurde aber erst einen Monat später durch Bürgerrechtler bekannt.

    Aufnahme unter Zwang entstanden?

    Der Mann sagt in dem 15-minütigen Video mit dem Titel "Beichte eines deutschen Terroristen", dass er im vergangenen Oktober vom ukrainischen Geheimdienst SBU beauftragt wurde, Militärstandorte in Belarus zu fotografieren. Auch habe er auf Anordnung vom SBU einen Sprengsatz auf einer Eisenbahnstrecke platziert. Er bereue seine Taten und sei erleichtert, dass es keine Opfer gegeben habe.
    Videos dieser Art sind in Belarus keine Seltenheit. Menschenrechtler weisen immer wieder darauf hin, dass sie oft unter Zwang aufgenommen werden. Auch unsere Osteuropa-Expertin Gesine Dornblüth geht davon aus, dass das Video unter Zwang entstanden ist und betont, juristisch hätten solche Aufnahmen keinerlei Bedeutung.

    Osteuropa-Expertin Dornblüth: Aufruf an Bundesregierung, zu handeln - Planung eines Gefangenenaustausches?

    Aus Sicht von Dornblüth will das Regime in Belarus mit dem Video des Deutschen zwei Botschaften senden. Eine davon gehe ins Inland und solle signalisieren, dass das Regime die Menschen vor Terror aus der Ukraine schütze. Dornblüth betonte im Deutschlandfunk, das sei geradezu lächerlich, weil Belarus selbst Terror verübe.
    Die zweite Botschaft gehe nach außen und stelle einen Aufruf an die Bundesregierung dar, nun zu handeln. Dabei gehe es wohl um einen möglichen Gefangenenaustausch mit einer Art "Paketlösung", die auch die in Russland verurteilten US-Journalisten Evan Gershkovich und Alsu Kurmasheva umfassen könnte. Denkbar sei ein Austausch gegen den in Deutschland inhaftierten sogenannten Tiergartenmörder - einen russischen Staatsbürger, der wegen der Tötung eines tschetschenischstämmigen Georgiers zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

    Belarus vollstreckt noch die Todesstrafe

    Das autoritär geführte Belarus vollstreckt als letztes Land in Europa noch die Todesstrafe. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte erklärt, dass der deutsche Staatsbürger konsularisch betreut werde. Zu einem angeblich von Minsk vorgelegten Verhandlungsangebot äußerte sich das Ministerium aber nicht.
    Diese Nachricht wurde am 26.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.