Der Bahnhof der italienischen Ortschaft Ponte Tresa. Ein Grenzbahnhof. Wenige Meter trennen hier Italien von der Schweiz, die Lombardei vom italienischsprachigen Kanton Tessin. Auf dem Parkplatz steht ein blauer Kleinwagen. Giuseppe Esposito hört sich die Fußballergebnisse im Radio an. Jeden Abend holt er seine Freundin Sonia hier am Bahnhof ab. Denn Sonia arbeitet in Lugano und lebt in einem Dorf oberhalb von Ponte Tresa. So wie Giuseppe.
Doch ihre Arbeitszeiten sind unterschiedlich und mehr als ein Auto wollen sie nicht unterhalten. Die beiden sind Anfang 30 und haben im Tessin die erste Festanstellung ihres Lebens gefunden.
"Wir hoffen aber, dauerhaft in der Schweiz arbeiten zu können, weil wir so ein Einkommen haben, von dem wir gut leben können. Für italienische Verhältnisse ist es sogar hoch."
Sowohl Sonia als auch ihr Freund verdienen im Tessin das Doppelte von dem, was sie in vergleichbarer Anstellung in Italien bekämen. Und die Lebenshaltungskosten sind auf der italienischen Seite der Grenze deutlich niedriger als auf der schweizerischen.
"Das ist ein großer Vorteil, den wir Grenzgänger haben."
Der Nachteil ist die Anreise, denn jeden Morgen bilden sich an den Grenzübergängen kilometerlange Staus.
"Ich muss vor fünf Uhr am Morgen aufstehen, um bis halb sechs an der Grenze zu sein. Wenn ich auch nur eine Minute später hier ankomme, lande ich in einem Gewimmel von Autos, das mich an Ameisen erinnert. Dann brauche ich eine Dreiviertelstunde, um die 500 Meter von Italien in die Schweiz zu passieren."
Mehr als 50.000 Italiener kommen aus den Städten und Dörfern der Provinzen Varese und Como jeden Tag zum Arbeiten ins Tessin, und die meisten kommen mit dem Auto. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln würden sie zu lange brauchen oder ihren Arbeitsplatz nicht pünktlich erreichen.
"Wenn die Italiener nicht wären, dann ginge es dem Tessin schlecht, denn Jobs wie meinen, würden die meisten Tessiner nicht machen. Sie geben sich nicht mit 2400 Euro im Monat zufrieden, schon gar nicht, wenn sie dafür um fünf Uhr morgens aufstehen müssen und erst um sechs Uhr abends Feierabend haben."
Giuseppes Vollzeitstelle als stellvertretender Supermarktleiter ist für das schweizerische Gehaltsniveau unterbezahlt. Lohndumping nennen das viele Tessiner und ärgern sich über die italienischen Grenzgänger. Sonia nickt betrübt.
"Wir Grenzgänger werden als lästig empfunden, als Klotz am Bein. Dabei kommen wir seit Jahrzehnten in die Schweiz zum Arbeiten und tragen dazu bei, dass die Wirtschaft hier wächst. Seitdem die Finanzkrise Italien fest im Griff hat, ist die Zahl der italienischen Grenzgänger zwar gestiegen, aber der Schweiz geht es doch gut. Und trotzdem werden wir nicht akzeptiert."
Stattdessen wird politisch Stimmung gemacht gegen die italienischen Arbeitskräfte. Die "Lega ticinese", eine auf das Tessin beschränkte Partei mit viel Zulauf, will die Zahl der Grenzgänger gesetzlich beschränken. Parteiaktivist Mauro Damiani:
"Oder man führt Mindestlöhne für bestimmte Berufsgruppen ein, und wenn jemand einen Grenzgänger einstellt, der mit weniger Geld zufrieden ist, muss der Arbeitgeber den Differenzbetrag in unsere Arbeitslosenkasse einzahlen. Dann würde ein Italiener nicht mehr nur eingestellt, weil er weniger kostet als ein Einheimischer, sondern weil er besser ist."
Die Arbeitslosenquote liegt im Tessin bei vier Prozent. Das ist doppelt so hoch wie der Landesdurchschnitt, aber viel niedriger als im benachbarten Italien.
"Ich habe einen Grenzgänger gefragt, ob er weiterhin zum Arbeiten hier herkommen würde, wenn er jeden Tag eine Art Eintrittskarte lösen müsste. Und er hat mir geantwortet, dass er das tun würde. Denn er bekommt allein durch den Wechselkurs schon ein sehr gutes Gehalt."
Mauro Damiani ist den Medien gegenüber misstrauisch, weil seine Forderungen "sowieso falsch dargestellt werden" wie er sagt. Als ausländerfeindlich möchte er nicht gelten.
"Wer unser Land als ausländerfeindlich angreift, vergisst, dass wir einen Ausländeranteil von ungefähr 24 Prozent der Bevölkerung haben. Ich ertrage diese Kritik nicht, denn wenn wir etwas gegen Ausländer hätten, würden sicher nicht so viele bei uns leben wollen."
Von wollen kann bei vielen jedoch nur bedingt die Rede sein. Giuseppe und Sonia sehen dank der Wirtschaftskrise gar keine andere Chance für sich. Sonia:
"Deshalb beschwere ich mich nicht, schließlich kann man sich heutzutage nicht aussuchen, wo man arbeitet. In der Krise, die wir in Italien haben, müssen wir bereit sein, woanders zu arbeiten, auch wenn das umständlich ist."
Doch ihre Arbeitszeiten sind unterschiedlich und mehr als ein Auto wollen sie nicht unterhalten. Die beiden sind Anfang 30 und haben im Tessin die erste Festanstellung ihres Lebens gefunden.
"Wir hoffen aber, dauerhaft in der Schweiz arbeiten zu können, weil wir so ein Einkommen haben, von dem wir gut leben können. Für italienische Verhältnisse ist es sogar hoch."
Sowohl Sonia als auch ihr Freund verdienen im Tessin das Doppelte von dem, was sie in vergleichbarer Anstellung in Italien bekämen. Und die Lebenshaltungskosten sind auf der italienischen Seite der Grenze deutlich niedriger als auf der schweizerischen.
"Das ist ein großer Vorteil, den wir Grenzgänger haben."
Der Nachteil ist die Anreise, denn jeden Morgen bilden sich an den Grenzübergängen kilometerlange Staus.
"Ich muss vor fünf Uhr am Morgen aufstehen, um bis halb sechs an der Grenze zu sein. Wenn ich auch nur eine Minute später hier ankomme, lande ich in einem Gewimmel von Autos, das mich an Ameisen erinnert. Dann brauche ich eine Dreiviertelstunde, um die 500 Meter von Italien in die Schweiz zu passieren."
Mehr als 50.000 Italiener kommen aus den Städten und Dörfern der Provinzen Varese und Como jeden Tag zum Arbeiten ins Tessin, und die meisten kommen mit dem Auto. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln würden sie zu lange brauchen oder ihren Arbeitsplatz nicht pünktlich erreichen.
"Wenn die Italiener nicht wären, dann ginge es dem Tessin schlecht, denn Jobs wie meinen, würden die meisten Tessiner nicht machen. Sie geben sich nicht mit 2400 Euro im Monat zufrieden, schon gar nicht, wenn sie dafür um fünf Uhr morgens aufstehen müssen und erst um sechs Uhr abends Feierabend haben."
Giuseppes Vollzeitstelle als stellvertretender Supermarktleiter ist für das schweizerische Gehaltsniveau unterbezahlt. Lohndumping nennen das viele Tessiner und ärgern sich über die italienischen Grenzgänger. Sonia nickt betrübt.
"Wir Grenzgänger werden als lästig empfunden, als Klotz am Bein. Dabei kommen wir seit Jahrzehnten in die Schweiz zum Arbeiten und tragen dazu bei, dass die Wirtschaft hier wächst. Seitdem die Finanzkrise Italien fest im Griff hat, ist die Zahl der italienischen Grenzgänger zwar gestiegen, aber der Schweiz geht es doch gut. Und trotzdem werden wir nicht akzeptiert."
Stattdessen wird politisch Stimmung gemacht gegen die italienischen Arbeitskräfte. Die "Lega ticinese", eine auf das Tessin beschränkte Partei mit viel Zulauf, will die Zahl der Grenzgänger gesetzlich beschränken. Parteiaktivist Mauro Damiani:
"Oder man führt Mindestlöhne für bestimmte Berufsgruppen ein, und wenn jemand einen Grenzgänger einstellt, der mit weniger Geld zufrieden ist, muss der Arbeitgeber den Differenzbetrag in unsere Arbeitslosenkasse einzahlen. Dann würde ein Italiener nicht mehr nur eingestellt, weil er weniger kostet als ein Einheimischer, sondern weil er besser ist."
Die Arbeitslosenquote liegt im Tessin bei vier Prozent. Das ist doppelt so hoch wie der Landesdurchschnitt, aber viel niedriger als im benachbarten Italien.
"Ich habe einen Grenzgänger gefragt, ob er weiterhin zum Arbeiten hier herkommen würde, wenn er jeden Tag eine Art Eintrittskarte lösen müsste. Und er hat mir geantwortet, dass er das tun würde. Denn er bekommt allein durch den Wechselkurs schon ein sehr gutes Gehalt."
Mauro Damiani ist den Medien gegenüber misstrauisch, weil seine Forderungen "sowieso falsch dargestellt werden" wie er sagt. Als ausländerfeindlich möchte er nicht gelten.
"Wer unser Land als ausländerfeindlich angreift, vergisst, dass wir einen Ausländeranteil von ungefähr 24 Prozent der Bevölkerung haben. Ich ertrage diese Kritik nicht, denn wenn wir etwas gegen Ausländer hätten, würden sicher nicht so viele bei uns leben wollen."
Von wollen kann bei vielen jedoch nur bedingt die Rede sein. Giuseppe und Sonia sehen dank der Wirtschaftskrise gar keine andere Chance für sich. Sonia:
"Deshalb beschwere ich mich nicht, schließlich kann man sich heutzutage nicht aussuchen, wo man arbeitet. In der Krise, die wir in Italien haben, müssen wir bereit sein, woanders zu arbeiten, auch wenn das umständlich ist."