Es war ihre letzte Sendung "Markt und Medien". Nach 24 Jahren überführt der Deutschlandfunk das wöchentliche Magazin in ein werktägliches mit dem neuen Namen "mediasres". Redaktionsleiter Andreas Stopp und die Redakteurinnen und Moderatorinnen Bettina Köster, Bettina Schmieding und Brigitte Baetz blickten in ihrer letzten Sendung zurück auf die medialen Entwicklungen im letzten Vierteljahrhundert – und schauten auch auf das Verhältnis von Medienjournalisten zu ihren Berichtsgegenständen, die zugleich Kollegen sind
"Medienjournalismus hat auch was mit Nestbeschmutzung zu tun", sagte Bettina Schmieding. Sie sieht Medienjournalisten ähnlich wie interne Ermittler in Krimis, die bei den Kollegen auch nicht beliebt seien. "Selbstkritik ist nicht angenehm, man muss sich das auch leisten können." So hätten sich viele Zeitungen lange eine eigene Medienseite geleistet, im letzten Jahrzehnt habe sich das aber ausgeschlichen.
Bettina Köster stimmte zu: Bei Zeitungen seien die Medienseiten immer "eine komische Gemengelage" gewesen und gerne auch für die Unternehmenspolitik des eigenen Verlags instrumentalisiert worden. Das Team von "Markt und Medien" sei dagegen immer wieder gelobt worden, weil es auch dem eigenen öffentlich-rechtlichen System gegenüber kritisch gewesen sei. Und Brigitte Baetz ergänzte, dass die Hörer diese Medienkritik auch gelobt hätten.
"In der Beschränkung lag ein gewisser Charme"
Etwa 1.233 Ausgaben der Mediensendung muss es wohl gegeben haben, haben die drei und Andreas Stopp ausgerechnet. Am 1. April 1993 ging es los – kurz vor dem 24. Geburtstag startet nun der Nachfolger mit dem beziehungsreichen Titel @mediasres, der fünfmal so oft auf Sendung gehen kann: montags bis freitags ab 15.35 Uhr.
Dass es bisher nur einmal in der Woche 25 Minuten exklusiv für Medienthemen gab, nannte Stopp "unser kleines Handicap". Man habe Stoff für mehr gehabt. Allerdings: "In der Beschränkung lag ein gewisser Charme", findet Baetz. Denn Medienthemen vom Montag seien in ihrer Aktualität bis Samstag schon von anderen Sendungen behandelt worden: "Das hat es uns einfacher gemacht, die Dinge noch mal einzuordnen."
In der Sendung sprachen die vier Mitglieder des Teams die wichtigsten Entwicklungen im Medienbereich aus den letzten 24 Jahren an. Die Sendung startete in der Zeit des aufkommenden Privatfunks, kurz nach Ende der umstrittenten Striptease-Fernsehshow "Tutti frutti" mit Hugo Egon Balder. "Wir hatten das Gefühl, dass wir Zeitzeugen sind eines großen Medienumbruchs", sagte Köster.
Später kamen Formate wie "Big Brother", die damals noch echte Aufreger gewesen seien. Es habe lange Diskussionen gegeben, ob man darüber berichte, erzählte Stopp. Baetz ergänzte, schließlich trage man so womöglich zum Hype bei. Diese Aufregung sei schließlich beim Privatfernsehen auch eingepreist gewesen: "Das war eine sehr spannende und aufregende Zeit. Uns ist es aber hoffentlich gelungen, die Aufregung ein bisschen zu dimmen."
Selbstkritik für Journalisten nicht angenehm
Schmieding unterstrich mit einem aktuellen Beispiel, wie wichtig Medienjournalismus auch heute noch sei. Bei der Pressekonferenz von US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzlerin Merkel am Freitag in Washington sei bemerkenswert gewesen, wie US-Journalisten auf die Frage einer deutschen Reporterin reagiert hätten.
Kristina Dunz von der Deutschen Nachrichten-Agentur hatte Trump gefragt, warum er ständig Dinge behaupte, die dann nicht belegt werden könnten. Daran arbeiteten sich US-Kollegen ab, sagte Schmieding: Wieso kommt ein Journalistentross aus Deutschland und stellt die Fragen, die wir uns kaum noch zu fragen trauen? "Das ist natürlich ein Sujet für den Medienjournalismus par excellence."
Die Redaktion von @mediasres entwickelt das Konzept von "Markt und Medien" in eine tägliche Sendung weiter – zusammen mit den bewährten Kollegen: Andreas Stopp, Bettina Köster und Brigitte Baetz werden weiter dabei sein; Bettina Schmieding arbeitet inzwischen als Chefin vom Dienst für den gesamten Deutschlandfunk.
@mediasres hat sich vorgenommen, genauso kritisch zu sein wie die Kollegen – auch dem Deutschlandradio gegenüber, zu dem nicht nur der Deutschlandfunk gehören, sondern auch Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen. Wenn es dort Kritikwürdiges gebe, werde das thematisiert.