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Zur Verbesserung der Lehre

E-Learning, Lernplattformen, Lehren lernen - die Hochschuldidaktik ist ein weites Feld und so gibt es wohl kaum eine Hochschule, die sich nicht mit diesen Themen beschäftigt. Doch die Fachhochschulen, deren Stärke in der praxisbezogenen Lehre liegt, haben zumindest in Baden-Württemberg noch Nachholbedarf. Um die Lehre stärker zu fördern, hat die Fachhochschule Esslingen nun ein Didaktikzentrum gegründet.

Von Christina Schaffrath |
    "Ich persönlich sag lieber, eine gelingende, eine gute Hochschullehre heißt eben nicht vorzugaukeln, man hätte Patentrezepte. Ich lern auch jeden Tag dazu und das macht das Feld auch so spannend. "

    Jürgen Irschina begrüßt die Teilnehmer des von ihm geleiteten hochschuldidaktischen Basiskurses. 20 Lehrbeauftragte sind auf Einladung des Esslinger Didaktikzentrums zusammengekommen, um ihre Lehre zu verbessern. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Rechtsanwälte, Unternehmensberater, Mathematiker. Georg Mallebrein arbeitet als Ingenieur bei Bosch.

    "Ich habe im Wesentlichen die Dinge, die ich dort mache, zusammengefasst, als Skript gemacht und will sie den Studenten erzählen. Ich hatte Stunden, wo ich sehr begeistert war. Es gibt aber auch Situationen, wo man sich fragt: überfordere ich jetzt meine Studenten? Bin ich jetzt noch richtig? Und so will ich mich immer wieder verbessern. "

    Doch was macht gute Lehre aus? Der Einsatz moderner Medien? Motivierte Dozenten? Methodenwissen? In Esslingen will man sich diesen Fragen jetzt systematisch im neuen Didaktikzentrum stellen.

    Professor Bernhard Beetz war jahrelang alleiniger Didaktikbeauftragter der Hochschule Esslingen. Er koordinierte alle Veranstaltungen und Projekte - neben seiner Lehrtätigkeit. Dank der Studiengebühren kann die Hochschule jetzt in die Lehre investieren:

    "Wir haben jetzt in Esslingen den Vorteil, dass wir ein Zentrum mit drei Mitarbeiterstellen gegründet haben und das hat sich schon bei der letzten Sitzung der Fachkommission für Hochschuldidaktik gezeigt, dass eben das Esslinger Modell ein Modell ist, das andere versuchen jetzt nachzuahmen."

    Neben didaktischen Kursen werden die Bereiche E-Learning, Evaluation und audiovisuelle Medien zentral koordiniert und fakultätsübergreifend betreut - an den Fachhochschulen Baden-Württembergs bislang noch einzigartig.

    Vor allem im Einsatz von audiovisuellen Medien möchte man eine Vorreiterrolle einnehmen. Filmsequenzen und Animationen sollen stärker in die Vorlesungen eingebunden werden. Falls Professoren dies bislang als zu aufwändig erschien, haben sie jetzt einen zentralen Ansprechpartner: Christoph Stefan unterstützt Lehrende und Studierende bei der Herstellung von Filmen, Animationen und Podcasts.

    "Die Medientechnik ist seit einigen Jahren sehr, sehr gut, und jetzt geht es darum, dass man die richtigen Konzepte entwickelt, dass man das an der Hochschullehre etabliert und richtig einnützt. Und da ist der erste Schritt, dass ich erst mal gucke, was gibt es eigentlich an anderen Hochschulen, was hat sich bisher bewährt und der zweite Schritt ist dann, dass man eben auch guckt, was ist das spezielle Bedürfnis der Professoren hier an der Hochschule, und genau auf solche Sachen muss man eingehen, um das richtige Medium zu finden."

    Auch die vom Hochschulrahmengesetz geforderte Evaluation der Lehrveranstaltungen war jeder Fakultät selbst überlassen. Die Dozenten mussten sich eigenständig in das Programm einpflegen, die Bögen ausdrucken und verteilen und die Ergebnisse schließlich einscannen. Jetzt organisiert Michael Hermann die Abwicklung.

    "Der appellative Charakter fehlte so ein bisschen. Wenn man das von einer zentralen Stelle jetzt bekommt und als Fragebogen zur Verfügung hat, denkt man okay, das probiere ich jetzt mal aus, und von daher war der Rücklauf wirklich sehr gut und in diesem Semester sind alle Fakultäten dabei, sich mit dem Didaktikzentrum zusammen zu setzen, und evaluieren zu lassen. "

    Hermann hofft, dass so eine Feedbackkultur entsteht, die die Lehre verbessert. In Zukunft will man auch Kurse für Studierende anbieten, sie darin unterstützen, das Lernen zu lernen.

    Mit dem Didaktikzentrum hat die Hochschule Esslingen jetzt die Weichen gestellt, sich den wandelnden Anforderungen an die Lehre zu stellen. Für Professor Bernhard Beetz ist dies eine ständige Herausforderung:

    "Studierende würden wahrscheinlich sagen, gute Lehre ist, wenn ich eine Vorlesung besuchen darf, die mir Spaß macht, wo ich motiviert bin, ein Professor wird wahrscheinlich sage: wenn es mir gelingt, die gültige Lehrmeinung gut rüberzubringen. Aber die Industrie oder die Wirtschaft würde sagen, eine gute Lehre ist, wenn ich Absolventen bekomme, die genau das mitbringen, das ich gerade brauche, und so muss man einen Mix sehen, dass man diesen Mix zwischen diesen verschiedenen Gesichtspunkten auch hinbekommt."