Erich Knülle: " Eine 43-jährige türkische Mitarbeiterin, bei der wurde im Frühjahr dieses Jahres Mammakarzinom diagnostiziert, die ist zweimal operiert worden, hat eine Chemotherapie bekommen, war ein halbes Jahr weg, wir wurden dann aus der Reha-Klinik, in der die onkologische Nachsorge passierte angerufen, wie wir den Arbeitsplatz gestalten, was wir ändern können. "
Erich Knülle, Betriebsarzt beim Kölner Autobauer Ford, hat immer wieder damit zu tun, dass Mitarbeiter schwer krank werden oder einen Unfall haben und daher länger an ihrem Arbeitsplatz fehlen und dann wieder in den Betrieb eingegliedert werden müssen. Nicht immer können die Betroffenen an denselben Platz zurück, und meist können die Mitarbeiter auch nicht gleich wieder Vollzeit arbeiten. Wie auch bei dem beschriebenen Fall.
" Wir haben jetzt im Vorfeld einer stufenweisen Wiedereingliederung schon besprochen mit der Klinik, dass sie diese Woche anfängt und einen anderen Arbeitsplatz bekommt, das heißt, sie ist von reinen Montagetätigkeiten weg und wird ab Donnerstag Autos vom Band fahren. Das wird wahrscheinlich klappen und das fangen wir dann mit einer stufenweisen Wiedereingliederung an. "
Bei Ford gibt es, wie inzwischen bei einer Reihe von großen Unternehmen einen so genannten Disability-Manager, der sich im Team mit anderen Fachleuten darum kümmert, Mitarbeiter nach einem langen Ausfall zu reintegrieren. Dazu, dass solche Strukturen eingeführt wurden kam es durch eine Art Notfall, erzählt Betriebsarzt Knülle:
" Weil wir kurz vor der Einführung des neuen Fiesta entdeckten, dass wir ungefähr 500 Leute in der jetzigen Form nicht mehr weiterbeschäftigen konnten, aber sie weiter an Bord hatten. "
Mit der Einführung des neuen Automodells wurde eine neue Schicht eingeführt, es gab neue Arbeitsplätze, leichte Tätigkeiten fielen weg. Gerade die hatten aber bis dahin Mitarbeiter erledigt, die vielleicht nicht mehr voll einsatzfähig waren, aber aus Alters- oder sozialen Gründen nicht gekündigt werden konnten. Was sollte mit diesen Kollegen nun geschehen?
Ford ließ sich von der der Kölner Sporthochschule beraten und entwickelte ein Modell, mit dem immer hin 300 der 500 Betroffenen im Unternehmen gehalten werden konnten.
" Wir denken jetzt mal ganz positiv, in Fähigkeiten versuchen neue Wege zu gehen, auch das im Team zu machen, alle in ein Boot zu kriegen und das hat geklappt und da hatte die Firma was davon, die Mitarbeiter und dann haben wir gesagt, wenn wir das mit diesem Kollektiv geschafft haben, dann ist es etwas, was sich lohnt für die Firma generell zu tun. "
Lieber darauf zu schauen, was ein Mitarbeiter noch kann, statt darauf, was er nicht kann, dieses Prinzip hat man in das Disability Management des Unternehmen übernommen, erzählt Petra Zink, die Disability-Managerin.
" Wir haben ein Werkzeug, was wir benutzen, ein Profilvergleichssystem, da werden die Fähigkeiten des Mitarbeiters beschrieben und die Anforderungen am Arbeitsplatz, die Fähigkeiten beschreibt der Mediziner, die Anforderungen beschreibt der Ingenieur, der den Arbeitsplatz kennt, die haben gleiche Beschreibungshauptmerkmale, zum Beispiel heben, bücken, knien, in einer Wertung von null bis fünf, null ist nicht vorhanden, fünf ist besonders stark. Und dann werden diese Profile übereinander gelegt und man kann genau sehen, passt ein Mitarbeiter auf diesen Arbeitsplatz. Das heißt das Team muss gar keine Diagnose kennen, die kennt nur der Arzt, aber der Arzt kann sagen anhand dieses Profilvergleichs, der Mitarbeiter kann arbeiten an diesem Platz, oder man sieht wo eine Überforderung stattfindet und kann gezielt dran gehen diese Überforderung abzubauen, indem man den Arbeitsplatz verändert oder die Fähigkeiten des Mitarbeiters verbessert. "
Für das Unternehmen liegt das Interesse am Disability Management zum einen darin, Mitarbeiter möglichst rasch wieder in den produktiven Arbeitsprozess zurück zu bekommen und damit geringere Kosten zu haben. Zum anderen gibt es seit 2004 gesetzliche Vorschriften für den Fall, dass ein Mitarbeiter mehr als 42 Tage im Jahr arbeitsunfähig ist. Dann muss der Arbeitgeber nämlich etwas unternehmen, um ihn wieder einzugliedern. Petra Zink:
" Disability Management ist ein strategischer Ansatz, nach dem SGB 9, Par. 84 ist ja auch jede Firma angehalten, ein betriebliches Eingliederungsmanagement zu betreiben, wir haben damit in 2001 angefangen und wir haben hier vor Ort verschiedene Integrationsteams, wo jemand vom Betriebsrat dabei ist, von der Schwerbehindertenvertretung, ganz wichtig, die Produktion also der Betrieb, der Betriebsarzt ist dabei und jemand von der Personalvertretung und vom Disability Team. Und wir bearbeiten da jeden einzelnen Fall und kucken, dass wir da individuell Lösungen finden. "
Immerhin 90 Prozent der Schwerbehinderten in Deutschland werden im Laufe ihres Arbeitslebens zu Schwerbehinderten. Deshalb ist ein anderer wichtiger Aspekt des Disability Managements auch die Prävention. Wenn Petra Zink feststellt, dass jemand immer wieder krank wird, dann hakt sie nach: muss am Arbeitsplatz vielleicht etwas verändert werden, um Belastungen zu vermindern? Oder braucht der Mitarbeiter vielleicht eine Weiterqualifikation damit er an anderer Stelle eingesetzt werden kann? Wenn sich der Arbeitgeber nachweislich bemüht, den Mitarbeiter wieder einzugliedern, dann übernehmen die Krankenkassen unter Umständen die Kosten für Fortbildungen oder Umbauten am Arbeitsplatz. Der Disability-Manager muss solche Leistungen für sein Unternehmen nutzbar machen. Petra Zink war als Maschinenbau-Ingenieurin für Nockenwellen und Zylinderköpfe zuständig, bevor sie Disability-Managerin wurde. Doch der neue Job macht ihr viel Spaß.
" Aufgrund der Tatsache, dass ich gesehen hab, dass man da sehr viel für das Unternehmen, aber auch für die Mitarbeiter tun kann. In anderen Bereichen haben sie oft die Problematik entweder Sie arbeiten für das Unternehmen oder für die Mitarbeiter und da kann man beides kombinieren, das ist natürlich ne sehr spannende Aufgabe. "
Wenn alle mitwirken und an einem Strang ziehen, so die Erfahrung von Erich Knülle und Petra Zink, dann gelingt in den meisten Fällen auch die Wiedereingliederung.
" Wir haben so ein Motto, das heißt: Nicht Arbeit macht krank, Nichtarbeit macht krank. Und das empfinden die Leute auch so. "
Erich Knülle, Betriebsarzt beim Kölner Autobauer Ford, hat immer wieder damit zu tun, dass Mitarbeiter schwer krank werden oder einen Unfall haben und daher länger an ihrem Arbeitsplatz fehlen und dann wieder in den Betrieb eingegliedert werden müssen. Nicht immer können die Betroffenen an denselben Platz zurück, und meist können die Mitarbeiter auch nicht gleich wieder Vollzeit arbeiten. Wie auch bei dem beschriebenen Fall.
" Wir haben jetzt im Vorfeld einer stufenweisen Wiedereingliederung schon besprochen mit der Klinik, dass sie diese Woche anfängt und einen anderen Arbeitsplatz bekommt, das heißt, sie ist von reinen Montagetätigkeiten weg und wird ab Donnerstag Autos vom Band fahren. Das wird wahrscheinlich klappen und das fangen wir dann mit einer stufenweisen Wiedereingliederung an. "
Bei Ford gibt es, wie inzwischen bei einer Reihe von großen Unternehmen einen so genannten Disability-Manager, der sich im Team mit anderen Fachleuten darum kümmert, Mitarbeiter nach einem langen Ausfall zu reintegrieren. Dazu, dass solche Strukturen eingeführt wurden kam es durch eine Art Notfall, erzählt Betriebsarzt Knülle:
" Weil wir kurz vor der Einführung des neuen Fiesta entdeckten, dass wir ungefähr 500 Leute in der jetzigen Form nicht mehr weiterbeschäftigen konnten, aber sie weiter an Bord hatten. "
Mit der Einführung des neuen Automodells wurde eine neue Schicht eingeführt, es gab neue Arbeitsplätze, leichte Tätigkeiten fielen weg. Gerade die hatten aber bis dahin Mitarbeiter erledigt, die vielleicht nicht mehr voll einsatzfähig waren, aber aus Alters- oder sozialen Gründen nicht gekündigt werden konnten. Was sollte mit diesen Kollegen nun geschehen?
Ford ließ sich von der der Kölner Sporthochschule beraten und entwickelte ein Modell, mit dem immer hin 300 der 500 Betroffenen im Unternehmen gehalten werden konnten.
" Wir denken jetzt mal ganz positiv, in Fähigkeiten versuchen neue Wege zu gehen, auch das im Team zu machen, alle in ein Boot zu kriegen und das hat geklappt und da hatte die Firma was davon, die Mitarbeiter und dann haben wir gesagt, wenn wir das mit diesem Kollektiv geschafft haben, dann ist es etwas, was sich lohnt für die Firma generell zu tun. "
Lieber darauf zu schauen, was ein Mitarbeiter noch kann, statt darauf, was er nicht kann, dieses Prinzip hat man in das Disability Management des Unternehmen übernommen, erzählt Petra Zink, die Disability-Managerin.
" Wir haben ein Werkzeug, was wir benutzen, ein Profilvergleichssystem, da werden die Fähigkeiten des Mitarbeiters beschrieben und die Anforderungen am Arbeitsplatz, die Fähigkeiten beschreibt der Mediziner, die Anforderungen beschreibt der Ingenieur, der den Arbeitsplatz kennt, die haben gleiche Beschreibungshauptmerkmale, zum Beispiel heben, bücken, knien, in einer Wertung von null bis fünf, null ist nicht vorhanden, fünf ist besonders stark. Und dann werden diese Profile übereinander gelegt und man kann genau sehen, passt ein Mitarbeiter auf diesen Arbeitsplatz. Das heißt das Team muss gar keine Diagnose kennen, die kennt nur der Arzt, aber der Arzt kann sagen anhand dieses Profilvergleichs, der Mitarbeiter kann arbeiten an diesem Platz, oder man sieht wo eine Überforderung stattfindet und kann gezielt dran gehen diese Überforderung abzubauen, indem man den Arbeitsplatz verändert oder die Fähigkeiten des Mitarbeiters verbessert. "
Für das Unternehmen liegt das Interesse am Disability Management zum einen darin, Mitarbeiter möglichst rasch wieder in den produktiven Arbeitsprozess zurück zu bekommen und damit geringere Kosten zu haben. Zum anderen gibt es seit 2004 gesetzliche Vorschriften für den Fall, dass ein Mitarbeiter mehr als 42 Tage im Jahr arbeitsunfähig ist. Dann muss der Arbeitgeber nämlich etwas unternehmen, um ihn wieder einzugliedern. Petra Zink:
" Disability Management ist ein strategischer Ansatz, nach dem SGB 9, Par. 84 ist ja auch jede Firma angehalten, ein betriebliches Eingliederungsmanagement zu betreiben, wir haben damit in 2001 angefangen und wir haben hier vor Ort verschiedene Integrationsteams, wo jemand vom Betriebsrat dabei ist, von der Schwerbehindertenvertretung, ganz wichtig, die Produktion also der Betrieb, der Betriebsarzt ist dabei und jemand von der Personalvertretung und vom Disability Team. Und wir bearbeiten da jeden einzelnen Fall und kucken, dass wir da individuell Lösungen finden. "
Immerhin 90 Prozent der Schwerbehinderten in Deutschland werden im Laufe ihres Arbeitslebens zu Schwerbehinderten. Deshalb ist ein anderer wichtiger Aspekt des Disability Managements auch die Prävention. Wenn Petra Zink feststellt, dass jemand immer wieder krank wird, dann hakt sie nach: muss am Arbeitsplatz vielleicht etwas verändert werden, um Belastungen zu vermindern? Oder braucht der Mitarbeiter vielleicht eine Weiterqualifikation damit er an anderer Stelle eingesetzt werden kann? Wenn sich der Arbeitgeber nachweislich bemüht, den Mitarbeiter wieder einzugliedern, dann übernehmen die Krankenkassen unter Umständen die Kosten für Fortbildungen oder Umbauten am Arbeitsplatz. Der Disability-Manager muss solche Leistungen für sein Unternehmen nutzbar machen. Petra Zink war als Maschinenbau-Ingenieurin für Nockenwellen und Zylinderköpfe zuständig, bevor sie Disability-Managerin wurde. Doch der neue Job macht ihr viel Spaß.
" Aufgrund der Tatsache, dass ich gesehen hab, dass man da sehr viel für das Unternehmen, aber auch für die Mitarbeiter tun kann. In anderen Bereichen haben sie oft die Problematik entweder Sie arbeiten für das Unternehmen oder für die Mitarbeiter und da kann man beides kombinieren, das ist natürlich ne sehr spannende Aufgabe. "
Wenn alle mitwirken und an einem Strang ziehen, so die Erfahrung von Erich Knülle und Petra Zink, dann gelingt in den meisten Fällen auch die Wiedereingliederung.
" Wir haben so ein Motto, das heißt: Nicht Arbeit macht krank, Nichtarbeit macht krank. Und das empfinden die Leute auch so. "