Die Bekämpfung von Extremismus, die Zusammenarbeit in Pandemien und die Bedrohungen gegen Politiker – über all das diskutieren die Innenminister von Bund und Ländern bei ihrer diesjährigen Frühjahrstagung. Wenn es nach dem Deutschen Presserat geht, muss allerdings noch ein anderes Thema dringend besprochen werden: die Zusammenarbeit von Medien und Polizei.
Viel diskutiert worden ist darüber im Zusammenhang mit Veranstaltungen von Corona-Leugnern. Für Journalistinnen und Journalisten in Deutschland seien pandemiebezogene Demonstrationen im vergangenen Jahr zum gefährlichsten Arbeitsort geworden, bilanzierte das European Centre for Press and Media Freedom (ECPMF) in einer Studie.
Medienverbände fordern mehr Unterstützung
Aus Sicht von Journalistenverbänden spielt die Polizei dabei bisweilen eine unrühmliche Rolle. Zum Teil werde die Pressefreiheit sogar aktiv behindert, heißt es. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) berichtete, dass Polizistinnen und Polizisten Pressevertreter immer wieder davon abhalten würden, zu fotografieren und zu filmen. In einigen Fällen seien sogar Kameras und Speichermedien beschlagnahmt worden. Regelmäßig fordern Medienverbände mehr Unterstützung von Polizeikräften vor Ort ein.
Wie die aussehen könnte, dazu hat der Deutsche Presserat, das Selbstkontrollorgan der Branche, einen Vorschlag gemacht: Im November 2020 legte er einen Entwurf für neue gemeinsame Verhaltensgrundsätze für Medien und Polizei vor. Daran mitgearbeitet haben Journalistengewerkschaften, Branchenverbände und die öffentlich-rechtlichen Sender, darunter auch das Deutschlandradio.
Konflikte auch bei Umweltprotesten
Nicht nur bei Corona-Demonstrationen bemängelten Medien die mangelnde Unterstützung durch Polizeikräfte, auch bei Umweltprotesten kollidieren die Interessen von Ordnungskräften und Berichterstattern immer wieder. Anfang Juni waren bei Protesten gegen den Ausbau der Bundesautobahn A100 in Berlin Journalistinnen und Journalisten an der Berichterstattung gehindert worden. Einige wurden zeitweise in Gewahrsam genommen – so berichtet es die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju).
In einer Pressemitteilung forderte der Deutsche Presserat die Politik zu einem klaren Bekenntnis zu bundesweiten Regeln für die Polizei- und Pressearbeit auf. Das trage zu mehr Sicherheit und Verlässlichkeit auf beiden Seiten bei. Die bislang gültigen Grundsätze hatte die Innenministerkonferenz 1993 verabschiedet. Der neue Entwurf soll sicherstellen, dass Presse und Polizei beide ihren Aufgaben nachgehen können, ohne sich gegenseitig zu behindern.
Ob die Innenministerkonferenz darüber nun in ihrer Frühjahrskonferenz berät, ist unklar, weil die Tagesordnung nicht öffentlich bekannt gegeben wird. Der DJV will erfahren haben, dass die Innenminister ein eigenes Papier zum Thema verfasst haben.
Auskunftrecht der Presse bei Gericht
Pressearbeit von Gerichten - braucht es einheitliche Regeln?
Die Landesjustizministerinnen und -justizminister diskutieren derzeit, ob sie mehr Rechtssicherheit für die Medienarbeit der Gerichte und Staatsanwaltschaften schaffen wollen. Denn für deren Pressestellen sind Auskünfte oft eine Gratwanderung.
Die Landesjustizministerinnen und -justizminister diskutieren derzeit, ob sie mehr Rechtssicherheit für die Medienarbeit der Gerichte und Staatsanwaltschaften schaffen wollen. Denn für deren Pressestellen sind Auskünfte oft eine Gratwanderung.
Auch die Landesjustizminister beschäftigen sich in ihrer Frühjahrskonferenz damit, wie die Zusammenarbeit mit der Presse in Zukunft gestaltet werden soll. Im Zentrum steht hier vor allem die Frage, welche Informationen Gerichte auf Presseanfrage herausgeben dürfen – eine Entscheidung, für die Pressesprecherinnen und Pressersprecher in der Justiz in oft kurzer Zeit öffentliches Informationsinteresse und Persönlichkeitsschutz der Betroffenen gegeneinander abwägen müssen.
Hamburg schlägt vor, dafür einheitliche gesetzliche Regeln zu schaffen. Ob die bestehenden Regelungen ausreichen oder nicht, ist unter Experten umstritten.