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Zuschauende bei Fußball-Spielen
"Eine der sichersten Veranstaltungen"

Die niederländische Fieldlab-Initiative hat den Einfluss von Fußballspielen mit Zuschauenden auf das Pandemietreiben untersucht und keinen signifikanten Anstieg der Infektionszahlen festgestellt. Der deutsch-niederländische Infektiologe Andreas Voss habe mit Blick auf die EM ein gutes Gefühl, sagte er im Dlf.

Andreas Voss im Gespräch mit Marina Schweizer |
    AMSTERDAM, 13-06-2021 JohanCruyff Arena, Group stage of EURO2020 between Netherlands and Ukraine 3-2. Dutch fans Netherlands - Ukraine PUBLICATIONxNOTxINxNED x12149100x Copyright:
    Niederländische Fans jubelm beim EM-Spiel der Niederlande gegen die Ukraine. (IMAGO / Pro Shots)
    In den Niederlanden hat es schon einige Experimente zu Großveranstaltungen in Pandemie-Zeiten gegeben. Anfang März wurden beispielsweise Menschen zu einer Technoparty in eine Amsterdamer Halle eingeladen – mit negativem PCR-Test und Bewegungssensor.
    Aber auch der Einfluss von Fußballspielen mit Zuschauenden auf das Pandemietreiben wurde untersucht. Durchgeführt hat das die Fieldlab Initiative, ein Zusammenschluss aus dem Gesundheitsministerium, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und der Veranstaltungsbranche.
    Französische Fußballspieler beim Training vor dem EM-Auftakt in Clairefontaine-en-Yvelines am 11. Juni 2021
    Eine einzige Pandemie-Farce
    Due Fußball-EM ist in diesem Format in Corona-Zeiten die falsche Entscheidung und der letzte Beweis dafür, dass der Fußball eine absolute Sonderrolle hat, kommentiert Matthias Friebe.
    Die Fußballspiele seien dabei die Kategorie gewesen, die "am wenigsten Kontakte aufwies", sagte der deutsch-niederländische Infektiologe Andreas Voss von der Raboud-Universität Nijmegen im Dlf. "Man kann das sehr gut organisieren. Man kann den An- und Abreise der Leute und die Halbzeit-Pause beim Fußball perfekt organisieren. Und die Tatsache, dass noch Ordner vor Ort waren, die alles kontrolliert haben, hat das zu einer der sichersten Veranstaltungen gemacht."

    "Eine sichere Situation"

    Für die EM mit Zuschauenden habe Voss deshalb ein gutes Gefühl. "Dadurch, dass die Leute getestet sind und man bei Events Maßnahmen vornehmen kann, denke ich, dass das eine sichere Situation ist."
    Das Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlichte dagegen eine Studie, die einen signifikanten Anstieg der Infektionszahlen im Zusammenhang mit Fußballspielen mit höheren Zuschauerzahlen festgestellt hat und damit im Widerspruch zur Fieldlab-Studie steht. "Ich finde das eine riskante Aussage, wenn man nicht so wie wir versucht hat, jeden Zuschauenden individuell zu verfolgen", sagte Voss. So habe Fieldlab bei den Zuschauenden vor dem Spiel mehr positive Fälle registriert als fünf Tage nach dem Spiel. "Also ich wäre sehr vorsichtig mit solchen Äußerungen, wenn ich nicht weiß, ob alle Zuschauer von vornherein getestet waren und nicht bei jedem Fall, den man dem Fußball zuschreibt auch sicher ist, ob er beim Fußball entstanden ist, oder am Tag davor oder am Tag danach."

    Lokale Inzidenz entscheidend

    Entscheidend für die Durchführung einer Großveranstaltung sei laut Voss die lokale Inzidenz. "Nur weil man ein Event sicher organisieren kann, heißt nicht, dass man das auch organisieren muss. Natürlich ist die Pandemie-Phase entscheidend, bevor man eine Entscheidung trifft, Fußball-Stadien oder Museen zu öffnen."
    Bei der Fußball-EM gibt es nun wieder Bilder in den Stadien, wo sich Fans wieder in den Armen liegen. "Wir würden natürlich lieber sehen, dass Leute sich an die Regeln halten. Aber das gehört dazu, das weiß man. Und ich denke, dass man auch im Vorfeld damit kalkulieren muss, dass man solche Bilder sehen wird."