Die Zeit der Bratpfannen- und Koffer-Trommeln soll bald der Vergangenheit angehören. Schon zu Beginn der neuen Saison in der Fußball-Bundesliga Mitte September könnten wieder Fans statt Vereinsmitarbeiter in den Stadien für lautstarke Unterstützung sorgen. Die DFL arbeitet mit dem Gesundheitsministerium an Leitlinien für das Ende der Geisterspiele.
Am Dienstag hatte die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) aufgezeigt, wie die teilweise Rückkehr von Zuschauern während der Corona-Pandemie aussehen könnte. Bereits ab 1. September seien demnach Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern im Freistaat wieder möglich, wenn Hygieneregeln befolgt und die Kontakte gegebenenfalls nachverfolgt werden. Zudem sollen die Anhänger doch bitte "rufen, singen und schreien vermeiden", forderte Köpping.
Das Konzept würde Sachsens Bundesligist RB Leipzig dazu in die Lage versetzen, 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauer ins Stadion zu lassen. Jeder zweite Sitz würde frei bleiben.
Das Konzept würde Sachsens Bundesligist RB Leipzig dazu in die Lage versetzen, 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauer ins Stadion zu lassen. Jeder zweite Sitz würde frei bleiben.
Fanszene kritisiert Zuschauer-Pläne
Auf vielen Seiten überwiegt aber die Skepsis zum Vorstoß aus Sachsen. Eine Maßnahme wie die geplante in Sachsen tauge als "perfekte Vorbereitung einer zweiten Welle im Herbst", befürchtete SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach im Gespräch mit dem Redaktions Netzwerk Deutschland (RND): "Es wird einfach auf Risiko gespielt in der Hoffnung, es werde noch gut gehen. Ich halte Fußballspiele mit Zuschauern für nicht verantwortbar."
Auch von der organisierten Fanszene gibt es Kritik. Die Vorgaben seien realitätsfern und praktisch kaum umsetzbar: "Wir sehen das sehr, sehr skeptisch und können den Plänen nicht viel abgewinnen", sagte Sprecher Sig Zelt vom Bündnis ProFans dem SID. Selbst ein Boykott mancher Fangruppen sei deshalb "durchaus denkbar". Sie fürchten wegen der Kontaktverfolgung und personalisierten Tickets eine "Überwachung und Kontrolle", die womöglich missbraucht werden könnte.
Dauerkartenverkauf vorerst gestoppt
Noch ist also völlig unklar, ob und wann wieder Zuschauer in die Arenen dürfen, sondern auch wie viele. Eine komplette Auslastung der Stadien scheint zumindest in der Hinrunde unvorstellbar. Demnach wurde der Dauerkartenverkauf bei Borussia Dortmund und Bayern München auch erst einmal ausgesetzt, bestehende Saisonkarten ruhen zunächst.
Entsprechende Abonnements müssen erst bei einer Rückkehr in den Normalspielbetrieb anteilig anhand der noch ausstehenden Spiele gezahlt werden. Bei einer Teilöffnung der Arenen sollen die Dauerkarteninhaber beim Kauf von Tagestickets bevorzugt werden.
Einen einzigartigen Weg geht dagegen Borussia Mönchengladbach: Die Fohlen verkaufen wegen der unklaren Situation nur Dauerkarten für die Rückrunde. Das entsprechende Ticket kostet exakt die Hälfte gegenüber der Saisonkarte im Vorjahr, von einer geplanten Preiserhöhung sahen die Fohlen wegen der Coronakrise ab. Sollten früher Zuschauer möglich sein, werden die Dauerkarten entsprechend eher freigeschaltet und es wäre anteilig eine Nachzahlung fällig.
Andere Länder sind schon weiter - doch das Spiel ist riskant
Während in Spanien, Italien und England die Saison noch ohne Zuschauer zu Ende gespielt wird, sind in einigen kleineren Ligen wie Serbien, Russland, Tschechien, Dänemark oder Finnland Zuschauer in den Stadien wieder erlaubt. Ob das aber eine gute Idee ist, ist mehr als fraglich. In Serbien gibt es wieder so viele Infektionen, dass Ausgangssperren geplant sind.
Bemerkenswert ist auch, dass inmitten des Corona-Hotspots Florida die Major League Soccer (MLS) wieder ihren Spielbetrieb aufnimmt. Die Männer beenden ihre Saison in einem Turnierformat in Orlandos Disney World.
Wenn das MLS-Finalturnier im Chaos endet, könnte es sein, dass auch der Start der NBA-Basketball-Saison, der ebenfalls in Disney World starten soll, so nicht oder später stattfinden. Das erste Spiel soll am 30. Juli stattfinden - die NBA will aber genau hinschauen, wie die Fußballer sich anstellen. Florida hat zuletzt teilweise mehr als 10.000 Neuinfektionen täglich gemeldet.