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Zustand der deutschen Wälder
"Der Eindruck von Herbststimmung"

Auch dieses Frühjahr sei wieder viel zu warm und trocken für die Bäume in Deutschland gewesen, sagte der Forstwirt Ingolf Profft im Dlf. Um Wälder für die Zukunft zu wappnen, müssten viele Baumarten eingebracht und auf Kahlschläge verzichtet werden. Kleine Bäume sollten im Schutz der alten Bäume anwachsen.

Ingolf Profft im Gespräch mit Britta Fecke |
Die Sonne strahlt durch Bäume in einem Waldstück.
Aufgrund der anhaltenden Trockenheit in Deutschland warnen Experten vor einer weiteren Schädigung der Wälder. Nach den beiden letzten Dürrejahren sei der Wald bereits chronisch krank. (imago/A. Friedrichs)
Nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts waren der März, April und Mai 2020 deutlich zu trocken. Wie verkraftet das der Wald? Diese Frage haben wir Ingolf Profft, Diplom-Forstwirt am Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha gestellt. Wir erreichten ihn bei der Arbeit in einem Thüringer Fichtenwald. Schaue man sich dort um, könne man schon eher den Eindruck von Herbststimmung bekommen, so Profft. Die Bäume sähen sehr braun aus, würden das Laub abwerfen und hätten eine Braunfärbung, wie man sie eher vom Herbst kenne.
Angesichst der Temperaturen hätten die Bäume noch zudem sehr früh angefangen auszutreiben. "Dann hatten wir im Mai mit den Eisheiligen ein Spätfrostereignis – so nennen wir das - was gravierende Schäden mit sich brachte, weil diese jung ausgetriebenen Bäume schlagartig erfroren sind." In machen Teilen Thüringens habe das die Situation extrem verschlimmert.
Das Bild zeigt einen ausgetrockneten Boden mit einer kleinen Pflanze.
Meteorologin zu Trockenheit - "Die Natur ist sehr, sehr zäh"
An länger anhaltende Wetterlagen – wie derzeit ohne Regen – müssten wir uns in Folge des Klimawandels gewöhnen, sagte die Meteorologin Michaela Koschak im Dlf. Schon jetzt seien die Böden wieder bis in tiefere Schichten "sehr, sehr trocken".
"Wäre schön, wenn wir eine Universalbaumart hätten"
Leider hätten auch die Forstwirte kein Patentrezept dafür, was man tun könne, um die Wälder an die Wetterveränderungen anzupassen. "Es wäre schön, wenn wir so eine Universalbaumart hätten", so Profft im Dlf. Mischwald sei am Ende die beste Variante, Wald für die Zukunft fit zu machen. Das heißt: Er und seine Kollegen bringen viele Baumarten ein. In den Laubwaldgebieten seien das Baumarten, die mit Trockenheit und Wärme gut auskämen. Unter anderem Lindenarten. In den bergigen Regionen seien es dann Baumarten wie die Buche oder auch die Weißtanne.
Das Wichtigste sei, dass nicht mehr mit Kahlschlägen, sondern mit Auslesedurchforstungen, also einer selektiven Bewirtschaftung der Bestände, gearbeitet würde. So würden in vorhandenen Beständen "in den Schutz der Altbäume" die neue Baumgeneration gepflanzt, damit sich diese die ersten Jahre erst mal an ihren Boden und ihr Klima anpassen könnten.
Kahle Bäume im Wald.
Zustand deutscher Wälder - Auch Buchenwälder und Eichen leiden unter Dürre
Der heimische Wald müsse umgeforstet werden, sagte Stefan Adler vom Nabu am "Tag des Baumes" im Dlf. Auch Laubbäume litten unter Wassermangel, könnten Trockenheit aber besser verkraften als Nadelbäume. Der Waldexperte rät dazu, Totholz im Wald zu lassen, damit es langfristig als Wasserspeicher fungieren könne.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.