Henk Heithuis war 20 Jahre und nach damaligem Recht minderjährig, als er 1956 in einem katholischen Krankenhaus kastriert wurde. Gegen seinen Willen und gegen niederländisches Recht. Heithuis hatte gewagt, jahrelangen Missbrauch in einer berüchtigten katholischen Einrichtung im Süden der Niederlande bei der Polizei anzuzeigen. Sein mutiger Schritt beendete allerdings nicht sein Leiden und das anderer Kinder und Jugendlicher: Stattdessen wurde Heithuis in eine katholische psychiatrische Einstellung zwangseingewiesen, danach folgte der Eingriff. Zur Begründung hieß es damals, der Junge sei pervers, er habe als Homosexueller die katholischen Priester im Heim verführt. Die Geschichte der Kastration von Henk Heithuis findet sich nicht im Bericht der Untersuchungskommission Deetman - sehr zum Unverständnis von Joep Dohmen, der sich als Redakteur der Zeitung NRC Handelsblad ausführlich mit Missbrauch in der katholischen Kirche beschäftigt hat.
Man spüre, da gehe es um etwas Relevantes, das auch hätte untersucht werden müssen, sagt Dohmen, der von dem Fall Heithuis auf Umwegen erfuhr: Zwei hochbetagte Zeitzeugen informierten den für seine gründliche Berichterstattung über Missbrauch anerkannten Redakteur über die Zwangskastration. Sie wiesen auch die Untersuchungskommission auf den schockierenden Fall hin. Heithuis selber starb 1958, noch vor es zum Prozess kam, als 22-Jähriger bei einem Unfall, sein Besitz und alle Prozessunterlagen wurden sofort vernichtet. Die Recherchen des NR-Journalisten Dohmen haben ergeben, dass Henk Heithuis keineswegs der einzige missbrauchte Jugendliche gewesen sei, der auf Wunsch katholischer Einrichtungen kastriert wurde: Das sei öfter vorgekommen.
Die Berichte haben viele in der niederländischen Öffentlichkeit irritiert, umso mehr, weil sich im umfangreichen Untersuchungsbericht zum Missbrauch durch katholische Geistliche vom letzten Dezember keine Hinweise zu den Zwangskastrationen finden. Im niederländischen Parlament verlangten Politiker von links bis rechts daraufhin mehr Aufklärung. Ad van der Steur von den regierenden Rechtsliberalen:
"Ich finde, dass die Kommission Deetman Antworten auf unsere Fragen geben muss: in Bezug auf die Unabhängigkeit und die Sorgfalt, und auch darauf, warum diese Gegebenheiten nicht in den Bericht eingeflossen sind, und ob das nicht weiter untersucht werden muss."
Wim Deetman wehrt sich seither gegen den Vorwurf, die Untersuchungskommission zum Missbrauch in der katholischen Kirche habe bestimmte Anhaltspunkte nicht verfolgt. Es habe in den Akten keinerlei Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch von Jugendlichen, Anzeigen bei der Polizei und Zwangskastration gegeben, schon gar nicht in bis zu zehn Fällen, sagte der Kommissionsvorsitzende Deetman vor dem Justizausschuss des niederländischen Parlaments sagte Deetman in einer Anhörung:
"Da wird etwas suggeriert, Herr Vorsitzender, und das macht mich beinahe wütend: Da soll etwas gestrichen oder vertuscht worden sein. Das entbehrt jeglicher Grundlage, das sind reine Hirngespinste, und ich fordere jeden auf, auch nur die Spur eines Beweises zu liefern."
Auch einer anderen Veröffentlichung des NRC-Redakteurs zu Missbrauch und Zwangskastrationen widerspricht der Vorsitzende der Untersuchungskommission:
"Die Unterstellung, dass hochgestellte katholische Politiker ihren Einfluss benutzt haben könnten, um Strafminderungen zu erreichen und anderes mehr; Herr Vorsitzender: Die Kommission ist nicht auf den Kopf gefallen. Wir haben dafür keinerlei Anhaltspunkte gefunden."
Autor Joep Dohmen und seine Zeitung NRC Handelsblad aber bleiben bei ihrer Darstellung. Die Abgeordneten des niederländischen Parlaments halten die Behandlung des Themas ihrerseits längst nicht für abgeschlossen: Sie hören heute Medizinhistoriker über Kastrationen von Jugendlichen in den Niederlanden zwischen 1940 und 1960. Henk Heithuis, soviel ist sicher, war kein Einzelfall.
Man spüre, da gehe es um etwas Relevantes, das auch hätte untersucht werden müssen, sagt Dohmen, der von dem Fall Heithuis auf Umwegen erfuhr: Zwei hochbetagte Zeitzeugen informierten den für seine gründliche Berichterstattung über Missbrauch anerkannten Redakteur über die Zwangskastration. Sie wiesen auch die Untersuchungskommission auf den schockierenden Fall hin. Heithuis selber starb 1958, noch vor es zum Prozess kam, als 22-Jähriger bei einem Unfall, sein Besitz und alle Prozessunterlagen wurden sofort vernichtet. Die Recherchen des NR-Journalisten Dohmen haben ergeben, dass Henk Heithuis keineswegs der einzige missbrauchte Jugendliche gewesen sei, der auf Wunsch katholischer Einrichtungen kastriert wurde: Das sei öfter vorgekommen.
Die Berichte haben viele in der niederländischen Öffentlichkeit irritiert, umso mehr, weil sich im umfangreichen Untersuchungsbericht zum Missbrauch durch katholische Geistliche vom letzten Dezember keine Hinweise zu den Zwangskastrationen finden. Im niederländischen Parlament verlangten Politiker von links bis rechts daraufhin mehr Aufklärung. Ad van der Steur von den regierenden Rechtsliberalen:
"Ich finde, dass die Kommission Deetman Antworten auf unsere Fragen geben muss: in Bezug auf die Unabhängigkeit und die Sorgfalt, und auch darauf, warum diese Gegebenheiten nicht in den Bericht eingeflossen sind, und ob das nicht weiter untersucht werden muss."
Wim Deetman wehrt sich seither gegen den Vorwurf, die Untersuchungskommission zum Missbrauch in der katholischen Kirche habe bestimmte Anhaltspunkte nicht verfolgt. Es habe in den Akten keinerlei Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch von Jugendlichen, Anzeigen bei der Polizei und Zwangskastration gegeben, schon gar nicht in bis zu zehn Fällen, sagte der Kommissionsvorsitzende Deetman vor dem Justizausschuss des niederländischen Parlaments sagte Deetman in einer Anhörung:
"Da wird etwas suggeriert, Herr Vorsitzender, und das macht mich beinahe wütend: Da soll etwas gestrichen oder vertuscht worden sein. Das entbehrt jeglicher Grundlage, das sind reine Hirngespinste, und ich fordere jeden auf, auch nur die Spur eines Beweises zu liefern."
Auch einer anderen Veröffentlichung des NRC-Redakteurs zu Missbrauch und Zwangskastrationen widerspricht der Vorsitzende der Untersuchungskommission:
"Die Unterstellung, dass hochgestellte katholische Politiker ihren Einfluss benutzt haben könnten, um Strafminderungen zu erreichen und anderes mehr; Herr Vorsitzender: Die Kommission ist nicht auf den Kopf gefallen. Wir haben dafür keinerlei Anhaltspunkte gefunden."
Autor Joep Dohmen und seine Zeitung NRC Handelsblad aber bleiben bei ihrer Darstellung. Die Abgeordneten des niederländischen Parlaments halten die Behandlung des Themas ihrerseits längst nicht für abgeschlossen: Sie hören heute Medizinhistoriker über Kastrationen von Jugendlichen in den Niederlanden zwischen 1940 und 1960. Henk Heithuis, soviel ist sicher, war kein Einzelfall.