Mit 82 Minuten Verspätung wurde das Finalspiel zwischen Argentinien und Kolumbien im Hard Rock Stadium von Miami angepfiffen. Es war ein turbulentes Einlass-Chaos vorangegangen – nicht der erste organisatorische Fehler der Copa América in diesem Jahr.
Schon vor dem Endspiel hatte es mehrere Ausschreitungen gegeben. Im Halbfinale zwischen Uruguay und Kolumbien kam es zu Schlägereien auf den Tribünen, sogar Spieler und Fans gerieten aneinander. So hatte sich Liverpool-Star Darwin Nunez an einer Schlägerei mit kolumbianischen Fans beteiligt.
US-Organisatoren verstehen die Seele des Fußballs nicht
Im Stadion von Charlotte waren die Fanlager nicht wie allgemein üblich voneinander getrennt worden. Das Organisationskomitee hielt einfachste und weitverbreitete Konzepte nicht ein. Neben planerischen Fehlern sorgten auch absurd teure Tickets für Unmut: Schon in der Vorrunde belief sich der Durchschnittspreis auf stolze 218 US-Dollar.
Fußball - Copa America: Kaum Euphorie in den USA zwei Jahre vor der WM
Mit jeder weiteren Runde stiegen die Preise an und das vornehmlich südamerikanische Publikum blieb den großen US-Stadien fern. So waren schon beim Viertelfinale zwischen Kanada und Venezuela fast 30.000 Plätze leer geblieben.
Die Wiederverkaufspreise für das Finale lagen dann auf der offiziellen Wiederverkaufsplattform "Ticketmaster" zwischen 2000 und 7000 US-Dollar. Das ursprünglich südamerikanische Turnier war auf Grund potenziell höherer Zuschauerzahlen und damit höheren Erlösen aus Ticketverkäufen überhaupt erst in den Vereinigten Staaten ausgetragen worden.
Das Debakel erreicht am Finalabend seinen Höhepunkt
Am Finalabend hatten vielen Fans ohne Tickets das Stadion überrannt. Ordner wurden verletzt, das Stadion von den Zuschauern verwüstet. "Tausende von Fans ohne Eintrittskarten" hatten versucht, "gewaltsam ins Stadion zu gelangen", so ein Stadionsprecher. Weil die Sicherheitskräfte angesichts möglicherweise gefälschter Tickets und der Versuche einzelner Fans, ohne Karte ins Stadion zu kommen, die Zugänge künstlich verkleinerten, entstanden lange Schlangen.
Frustrierte und drängelnde Fans, überfordertes Sicherheitspersonal, vereinzelte Ausschreitungen zwischen Zuschauern und Polizeibeamten. Die Folge: Tränen, Panik und Tumulte. 55 Menschen seien des Stadions verwiesen worden, 27 wurden festgenommen, bestätigte die Polizei.
Die Organisatoren machen auch im Nachgang einen überforderten Eindruck: "Um es klar zu sagen: Diese Situation hätte niemals passieren dürfen und darf sich nicht wiederholen", zitiert der Fernsehsender "CNN" aus einer gemeinsamen Stellungnahme der Bürgermeisterin von Miami-Dade County, Daniella Levine Cava, und des Leiters der Abteilung für öffentliche Sicherheit, James Reyes.
CONMEBOL: Schuld liegt beim Gastgeber
Der südamerikanische Fußballverband CONMEBOL, offiziell Ausrichter der Copa América, sieht die Schuld bei den US-amerikanischen Verantwortlichen. Man habe den Sicherheitsorganisatoren zwar bewährte Verfahren vorgeschlagen, diese seien jedoch nicht umgesetzt worden, so der Verband.
In einer Erklärung hieß es weiter: "Wir bedauern, dass die von böswilligen Menschen verübten Gewalttaten ein Finale getrübt haben, das ein großes Fest des Sports werden sollte."
Auch der Vizepräsident des CONMEBOL festgenommen
Doch auch der CONMEBOL selbst geriet am Finalabend in die Kritik. So soll der kolumbianische Verbandschef Ramón Jesurún, zugleich Vizepräsident des Kontinentalverbands CONMEBOL, nach der Niederlage seines Teams gegenüber einem Beamten handgreiflich geworden sein. Der 71-Jährige wurde festgenommen, es droht ein juristisches Nachspiel.
FIFA wird Konsequenzen ziehen
Acht von elf WM-Stadien in den USA wurden auch bei der Copa genutzt, bis zu sieben Teams aus Südamerika dürften auch in zwei Jahren an den Start gehen. Die FIFA wird ihre Schlüsse aus dem Turnier der CONMEBOL ziehen müssen. Denn die Anforderungen werden beim Event mit 48 Teams und 104 Spielen nicht geringer.
Wenn die Copa América als Generalprobe der anstehenden Weltmeisterschaft angesehen wird, dann dürfte das Turnier der FIFA ein voller Erfolg werden. Denn der Testlauf ging gehörig schief.