Richard Williams sitzt am 10. April 1912 zusammen mit seinem Vater Duane im Zug nach Cherbourg. In der französischen Küstenstadt wollen beide die Titanic besteigen. Williams ist 21 Jahre, in Genf geboren und aufgewachsen und auf dem Weg nach Amerika, wo er an der Harvard-Universität im Herbst ein Studium beginnt und Tennis spielen will. Er gilt als großes Talent.
Im Zug erkennt Williams Karl Behr, spricht ihn aber nicht an. Behr ist ein New Yorker deutscher Abstammung, 26 Jahre alt und einer der besten Tennis-Spieler seiner Zeit. Er gehört zum US Davis Cup-Team und hat 1907 im Doppel-Finale von Wimbledon gestanden. Behr will ebenfalls mit der Titanic nach New York. Wie Williams reist auch er erster Klasse.
Am 14. April sitzen Richard und Duane Williams zum Abendessen am Tisch von Kapitän Edward Smith. Alle hätten sich die Mägen vollgeschlagen, schreibt er später einem anderen Titanic-Überlebenden. Als das Schiff um kurz vor Mitternacht einen Eisberg rammt, werden Vater und Sohn aus dem Schlaf gerissen. Panik, so Williams, sei jedoch nicht ausgebrochen.
Duane Williams hatte 30 Jahre zuvor bereits ein Schiffsunglück auf dem Atlantik überlebt – er versichert seinem Sohn "selbst wenn die Titanic stark getroffen ist, kann sie mindestens 12 bis 15 Stunden über Wasser bleiben". Karl Behr, der während der Kollsion mit dem Eisberg in heiterer Runde tanzt, hält den Gedanken an ein Sinken der Titanic ebenfalls für grotesk.
Als sich die Lage jedoch verschärft und Rettungsboote zu Wasser gelassen werden, hat Behr Glück. Obwohl es die Anweisung gibt: "Frauen und Kinder zuerst", darf er in Rettungsboot Nummer fünf steigen – schließlich muss jemand rudern.
Richard Williams hilft während dessen mit seinem Vater anderen Passagieren in die Rettungsboote. Es herrscht längst große Hektik und als sich die Titanic immer mehr neigt, bricht Panik aus.
Richard und Duane Williams sehen, dass keine Rettungsboote mehr zur Verfügung stehen, ihnen wird klar, dass sie um ihr Leben schwimmen müssen. Doch bevor sie ins Wasser springen, wird Duane Williams von einem einstürzenden Schornstein erschlagen. Sein Sohn erstarrt für einen Moment, doch ihm bleibt keine Zeit zum Trauern. Er klettert auf eine Brüstung und springt fünf Meter tief ins eiskalte Wasser. Wie ihm ergeht es vielen, sagt George Behe, der mehrere Bücher zum Titanic-Unglück geschrieben hat.
"Die meisten haben es ins Wasser geschafft – sei es durch einen Sprung kurz vor dem Untergang oder dadurch, dass sie weggespült wurden, als das Schiff in den Atlantik eintauchte. Die Mehrheit der 1500 Menschen, die später starben, trieb auf der Wasseroberfläche, als die Titanic weg war."
Williams sieht, wie die Titanic vor seinen Augen verschwindet - "ohne Lärm, völlig geräuschlos", wie er es beschreibt. Er schwimmt zu einem faltbaren Notrettungsboot, das umgekippt im Wasser schwimmt. Mit ihm klammern sich rund 30 weitere Menschen an dessen hölzernen Rumpf – nur 13 überleben die kommenden Stunden.
Als das Passagierschiff Carpathia schließlich Williams rettet, hat er kein Gefühl mehr in den Beinen. Ein Schiffsarzt legt ihm eine Amputation nahe - Williams entgegnet umgehend, dass er seine Beine noch brauche. Er versucht, ein wenig zu gehen, um so die Blutzirkulation voranzubringen und spricht von einem Gefühl, als wenn ihm jemand mit eintausend Nadeln in die Beine stechen würde.
Auf der Carpathia lernt Williams schließlich Karl Behr kennen, der unversehrt und trocken an Bord gekommen ist und sich um die Überlebenden kümmert. Behr plagt ein schlechtes Gewissen, das er bis zu seinem Tod im Jahr 1949 nicht mehr los wird. Er ist kein Einzelfall, betont Steven Biel vom Centrum für Geisteswissenschaften an der Harvard-Universität.
"Viele männliche Überlebende des Unglücks trugen zeitlebens einen Makel mit sich herum – irgendwie war es nicht richtig, wenn du ein Mann warst und dieses Desaster überlebt hast."
Am 18. Juli 1912, nur knapp zwölf Wochen nach der Katastrophe, stehen sich Williams und Behr bei einem Turnier in Boston erstmals auf dem Tennis-Platz gegenüber. Behr gewinnt in fünf Sätzen, seine erfolgreichste Zeit ist jedoch vorbei. Williams indes wird unter anderem zweimal US Open-Champion, gewinnt mehrmals mit den USA den Davis Cup und 1924 Olympiagold im Mixed.
Im Zug erkennt Williams Karl Behr, spricht ihn aber nicht an. Behr ist ein New Yorker deutscher Abstammung, 26 Jahre alt und einer der besten Tennis-Spieler seiner Zeit. Er gehört zum US Davis Cup-Team und hat 1907 im Doppel-Finale von Wimbledon gestanden. Behr will ebenfalls mit der Titanic nach New York. Wie Williams reist auch er erster Klasse.
Am 14. April sitzen Richard und Duane Williams zum Abendessen am Tisch von Kapitän Edward Smith. Alle hätten sich die Mägen vollgeschlagen, schreibt er später einem anderen Titanic-Überlebenden. Als das Schiff um kurz vor Mitternacht einen Eisberg rammt, werden Vater und Sohn aus dem Schlaf gerissen. Panik, so Williams, sei jedoch nicht ausgebrochen.
Duane Williams hatte 30 Jahre zuvor bereits ein Schiffsunglück auf dem Atlantik überlebt – er versichert seinem Sohn "selbst wenn die Titanic stark getroffen ist, kann sie mindestens 12 bis 15 Stunden über Wasser bleiben". Karl Behr, der während der Kollsion mit dem Eisberg in heiterer Runde tanzt, hält den Gedanken an ein Sinken der Titanic ebenfalls für grotesk.
Als sich die Lage jedoch verschärft und Rettungsboote zu Wasser gelassen werden, hat Behr Glück. Obwohl es die Anweisung gibt: "Frauen und Kinder zuerst", darf er in Rettungsboot Nummer fünf steigen – schließlich muss jemand rudern.
Richard Williams hilft während dessen mit seinem Vater anderen Passagieren in die Rettungsboote. Es herrscht längst große Hektik und als sich die Titanic immer mehr neigt, bricht Panik aus.
Richard und Duane Williams sehen, dass keine Rettungsboote mehr zur Verfügung stehen, ihnen wird klar, dass sie um ihr Leben schwimmen müssen. Doch bevor sie ins Wasser springen, wird Duane Williams von einem einstürzenden Schornstein erschlagen. Sein Sohn erstarrt für einen Moment, doch ihm bleibt keine Zeit zum Trauern. Er klettert auf eine Brüstung und springt fünf Meter tief ins eiskalte Wasser. Wie ihm ergeht es vielen, sagt George Behe, der mehrere Bücher zum Titanic-Unglück geschrieben hat.
"Die meisten haben es ins Wasser geschafft – sei es durch einen Sprung kurz vor dem Untergang oder dadurch, dass sie weggespült wurden, als das Schiff in den Atlantik eintauchte. Die Mehrheit der 1500 Menschen, die später starben, trieb auf der Wasseroberfläche, als die Titanic weg war."
Williams sieht, wie die Titanic vor seinen Augen verschwindet - "ohne Lärm, völlig geräuschlos", wie er es beschreibt. Er schwimmt zu einem faltbaren Notrettungsboot, das umgekippt im Wasser schwimmt. Mit ihm klammern sich rund 30 weitere Menschen an dessen hölzernen Rumpf – nur 13 überleben die kommenden Stunden.
Als das Passagierschiff Carpathia schließlich Williams rettet, hat er kein Gefühl mehr in den Beinen. Ein Schiffsarzt legt ihm eine Amputation nahe - Williams entgegnet umgehend, dass er seine Beine noch brauche. Er versucht, ein wenig zu gehen, um so die Blutzirkulation voranzubringen und spricht von einem Gefühl, als wenn ihm jemand mit eintausend Nadeln in die Beine stechen würde.
Auf der Carpathia lernt Williams schließlich Karl Behr kennen, der unversehrt und trocken an Bord gekommen ist und sich um die Überlebenden kümmert. Behr plagt ein schlechtes Gewissen, das er bis zu seinem Tod im Jahr 1949 nicht mehr los wird. Er ist kein Einzelfall, betont Steven Biel vom Centrum für Geisteswissenschaften an der Harvard-Universität.
"Viele männliche Überlebende des Unglücks trugen zeitlebens einen Makel mit sich herum – irgendwie war es nicht richtig, wenn du ein Mann warst und dieses Desaster überlebt hast."
Am 18. Juli 1912, nur knapp zwölf Wochen nach der Katastrophe, stehen sich Williams und Behr bei einem Turnier in Boston erstmals auf dem Tennis-Platz gegenüber. Behr gewinnt in fünf Sätzen, seine erfolgreichste Zeit ist jedoch vorbei. Williams indes wird unter anderem zweimal US Open-Champion, gewinnt mehrmals mit den USA den Davis Cup und 1924 Olympiagold im Mixed.