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Zweite Staffel von "Top of the Lake"
Mord, Mutterschaft, Männlichkeit

Prostitution, Pornosucht und illegale Leihmutterschaft gepaart mit düsteren Stimmungen, das sind die Zutaten der zweiten Staffel "Top of the Lake". Die vielfach prämierte Serie von Jane Campion ist vom neuseeländischen Dorf ins australische Sydney umgezogen. Ein Ortswechsel mit Folgen.

Von Susanne Luerweg |
    Die Schauspielerin Nicole Kidman während eines Pressetermins zur zweiten Staffel der Serie "Top of the Lake: China girl" bei den 70. Filmfestspielen in Cannes.
    Die Schauspielerin Nicole Kidman während eines Pressetermins zur zweiten Staffel der Serie "Top of the Lake: China girl" bei den 70. Filmfestspielen in Cannes. (picture alliance / Ekaterina Chesnokova / Sputnik / dpa)
    "Achtung, an alle Einheiten. Es wurde ein Koffer an Land gespült aus dem die Haare eines Menschen heraushängen."
    Im Koffer liegt eine junge Asiatin. Keiner kennt sie, keiner vermisst sie. Detective Robbin Griffin will den Fall lösen. Wie schon in Staffel eins spielt erneut die großartige Elisabeth Moss die Rolle der Ermittlerin. Ihre Vorgeschichte - traumatische Vergewaltigung mit 16, unfreiwillige Geburt einer Tochter, geplatzte Hochzeit - wird immer wieder angedeutet. Sie gilt als schwierig und nicht teamfähig. Ihr Chef stellt ihr eine Partnerin zur Seite.
    "Ich soll auf dich aufpassen. Das ist es."
    Ihre männlichen Kollegen wollen mit ihr ins Bett.
    "Kleines, du brauchst einen Geliebten. Das ist ein harter Job."
    Starke Frauen im Mittelpunkt der Geschichte
    Der harte Job führt sie in das Rotlichtmilieu von Sydney. Sie glaubt, dass die tote Asiatin als Prostituierte gearbeitet hat. Schnell wird klar, dass China Girl aus Thailand stammt und ihren Körper nicht nur für Sex verkauft hat.
    "Sie war eine Leihmutter. Es ist nicht China Girls Kind."
    Leihmutter, Adoptivmutter, gute Mutter, schlechte Mutter. Das sind die eigentlichen Themen um die diese zweite Staffel von Top of the Lake kreist. Denn Robin Griffin hatte ihre Tochter zu Adoption freigegeben und lernt sie nun in Sydney, zusammen mit ihrer von Nicole Kidman grandios verkörperte Adoptivmutter Julia, kennen.
    "Sie sind ihr aus dem Weg gegangen. Eine Mutter tut so was nicht. Eine Mutter ist für ihr Kind da, sonst ist sie keine."
    Der Kriminalfall rückt in den Hintergrund. Im Vordergrund stehen Feminismus, Sexismus und die Kämpfe zwischen Adoptivmutter und Tochter. Die 17-jährige, herausragend gespielt von Campions Tochter Alice Englert, hat einen deutlich älteren Freund und wehrt sich gegen ihre liberalen Eltern und deren Lebensinhalte.
    "Ich hab was gegen Feminismus. Langweilig."
    "Das ist jetzt unsere Tochter."
    "Ich mag zum Beispiel Make Up, wie alle in der Schule."
    "Und, dass Frauen weniger verdienen?"
    "Interessiert mich nicht, ich arbeite nicht. Das sind die Sorgen von alten Leuten, so ab 35."
    Wie schon in der ersten Staffel stehen auch hier starke Frauen im Mittelpunkt der Geschichte. Und ihre Schwierigkeiten im Polizeialltag.
    "Es kommt vor, dass eine Frau Nein sagt und Ja meint."
    "Jeder Mann kennt das Spiel. Das passiert uns Kerlen ständig."
    Gute Schauspielerinnen, fade Stadtbilder
    Doch anders als in der ersten Staffel kann "China Girl" nicht restlos überzeugen. Schaffte Jane Campion in der ersten Staffel nahezu traumhafte Sequenzen mit den Landschaftsbildern Neuseelands wirkt Sydney als Spielort seelenlos. Strand – und Stadtbilder sind konventionell. Der Wechsel vom Land in die Stadt hat der Serie nicht gut getan.
    Doch eines gelingt der Regisseurin auch diesmal - sie setzt ihre Darstellerinnen perfekt in Szene. Elisabeth Moss überzeugt erneut in der Rolle der toughen, aber verletzten Ermittlerin. Und wie gut Niccole Kidman sein kann, wenn sie mal keine Hollywood Hochglanzfassade zur Schau trägt, sondern einfach mit grauen, wirren Locken, ungeschminkt auftreten kann, auch das zeigt Top of the lake, China Girl. Und auch Campions Tochter Alice Englert kann problemlos neben den beiden bestehen. Es sind die Frauen für die es sich lohnt einzuschalten.